CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Berichtsentwurf: Biokraftstoffen blüht im Transportwesen eine rosige Zukunft

BIOFRAC (Biofuels Research Advisory Council - europäisches Beratungsgremium für Biokraftstoffforschung) hat den Abschlussentwurf seines Prognoseberichts mit dem Titel "Biofuels in the European Union. A Vision for 2030 and Beyond" ("Biokraftstoffe in der Europäischen Union. Ein...

BIOFRAC (Biofuels Research Advisory Council - europäisches Beratungsgremium für Biokraftstoffforschung) hat den Abschlussentwurf seines Prognoseberichts mit dem Titel "Biofuels in the European Union. A Vision for 2030 and Beyond" ("Biokraftstoffe in der Europäischen Union. Eine Vision für das Jahr 2030 und danach") veröffentlicht, in dem eine Förderung der Investitionen in Biokraftstoffe, vor allem in Biokraftstoffe der zweiten Generation, die die größte CO2-Effizienz aufweisen, stark befürwortet wird. BIOFRAC wurde Anfang 2005 als Initiative der GD Forschung gegründet, um verschiedene Forschungsansätze zu bündeln und den Schwerpunkt auf aus Biomasse erzeugten Kraftstoffen für den Verkehrssektor zu setzen. Die Autoren hoffen, dass der Prognosebericht die Initiativen des Siebten Rahmenprogramms (RP7) fördern wird. Die von BIOFRAC vorgeschlagene Vision sieht vor, dass "die Europäische Union bis 2030 ein Viertel ihres Bedarfs an Kraftstoffen für den Straßenverkehr mit sauberen und CO2-effizienten Biokraftstoffen deckt", was wiederum innovative Technologien anregen und für ein Wachstum im Biomasse-, Biokraftstoff- und Automobilsektor sorgen wird, so glauben die Mitglieder des Gremiums. Der Bericht zeichnet ein optimistisches Zukunftsbild mit mehreren Win-Win-Situationen, sollte dieses Ziel erreicht werden. Heutzutage macht der Energieverbrauch des Verkehrssektors 30 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der EU aus, wobei 98 Prozent der für den Verkehr genutzten Energie durch fossile Brennstoffe gedeckt werden. Alle fossilen Brennstoffe tragen zu CO2-Emissionen und Klimawandel bei. Der Vorteil der Verwendung von Biokraftstoffen besteht darin, dass das freigesetzte CO2 unter Umweltgesichtpunkten "neutral" ist, da die gleiche CO2-Menge, die zuvor von den Pflanzen zum Aufbau ihrer Biomasse aufgenommen wurde, letztendlich später bei der Verbrennung der Biokraftstoffe freigesetzt wird, sodass keine Erhöhung der CO2-Emissionen erfolgt. Investitionen in Biokraftstoffe haben den doppelten Vorteil, einerseits zur Einhaltung der CO2-Emissionsziele und andererseits zur Sicherung der Kraftstoffversorgung der EU beizutragen. Ein Einsatz von Biokraftstoffen in größerem Rahmen könnte bedeutende Auswirkungen auf unser Landschaftsbild haben. Schätzungen zufolge müssten vier bis 13 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen der EU zum Anbau von Kulturen für die Erzeugung von Biokraftstoff genutzt werden, wenn man die fossilen Kraftstoffe vollständig ersetzen wollte. Die Autoren sind der Ansicht, dass dies "die Eingliederung des Landwirtschaftssektors in die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) erleichtern könnte". Sie schätzen, dass für jedes Prozent an fossilen Kraftstoffen, das durch Biokraftstoffe ersetzt wird, 45.000 bis 75.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Wenn Biokraftstoffe tatsächlich ein Viertel der benötigten Gesamtenergie ausmachen, dann würde dies EU-weit die Entstehung von bis zu 551.250 neuen Arbeitsplätzen, und zwar zumeist in ländlichen Gegenden, bewirken. Der Bericht befürwortet die Entscheidung der Kommission zur Förderung einer "Biokraftstoff-Technologieplattform", die - so hofft das Beratungsgremium - hervorragende Leistungen in diesem Bereich anregen wird. Die Biokraftstoffe der EU werden heutzutage zumeist aus Rapssamen gewonnen, die hauptsächlich aus Deutschland, Frankreich und Italien stammen. In Deutschland gibt es eine vollständige Steuerbefreiung für reinen Biodieselkraftstoff mit der Folge, dass der Verbrauch dieses Kraftstoffs rasant gestiegen ist und nun in über 1.500 Tankstellen in ganz Deutschland angeboten wird. Die EU ist Weltmarktführer in der Produktion von Biodiesel. Die übrige Biokraftstofferzeugung ist auf Brasilien konzentriert, das in der Produktion von Bioethanol marktführend ist. Andere Kraftstoffe wie Biogas oder reines Pflanzenöl werden in einigen Projekten mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingesetzt, aber stellen zurzeit nur einen kleinen Anteil am gesamten Kraftstoffmarkt. Die Berichtsanalyse zeigt, dass der Energiebedarf jährlich um 0,6 Prozent steigen wird, wobei die Energieimporte bis 2030 drastisch von 47,1 Prozent auf 67,5 Prozent steigen. Der Güterverkehr auf den Straßen wird weiterhin zunehmen und 77,4 Prozent des gesamten Güterverkehrs ausmachen, sodass sich der von Lastwagen verbrauchte Kraftstoffanteil erhöhen wird. Auch die Nachfrage nach Luftfahrtkraftstoffen wird aufgrund der Zunahme des Luftverkehrs steigen. Da das Entwicklungspotenzial der Motorentechnologie als begrenzt angesehen wird, wird man weiterhin auf Kraftstoffe wie Benzin und Diesel angewiesen sein, um den Energiebedarf des Verkehrssektors zu decken. Da sich die Anzahl der Fahrzeuge für den Güterverkehr erhöht, wird die Nachfrage nach Diesel steigen. Dies wiederum lässt Diesel und Kerosin knapp werden, wohingegen es ein relatives Überangebot an Benzin geben wird. Für die Biodiesel-Industrie eröffnet sich hier die Möglichkeit, Biodiesel zur Deckung des zusätzlichen Dieselbedarfs anzubieten. "Kraftstoffe aus Biomasse haben ein großes Potenzial zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und sind daher ein wichtiges Mittel zur Erfüllung der CO2-Ziele für verkehrsbedingte Emissionen. Biokraftstoffe können in Zukunft eine zuverlässige Energiequelle darstellen, die allmählich die Abhängigkeit Europas von Ölimporten verringern und - wenn sie weiterentwickelt wird - Teil einer strategischen Reserve sein kann." Der Bericht betont außerdem: "Die Nutzung von Biomasse zur Erzeugung von Elektrizität hat den geringsten Treibhauseffekt und das Heizen mit Biomasse ist am kostengünstigsten. Außerdem bieten Biokraftstoffe die höchste Versorgungssicherheit und ihre Produktion schafft die meisten Arbeitsplätze." Dies zeigt, dass Biokraftstoffe das Potenzial haben, auf dem Energiemarkt mehrfache Vorteile zu bieten. Im Bericht werden drei Ansätze zur Entwicklung von Biokraftstoffen beschrieben: Erstens die Verwendung von vorhandenen Vorräten an landwirtschaftlichen Produkten, wie z. B. Weizen, als Ausgangsstoffe für die Herstellung von Biodiesel und anderen Biokraftstoffen. Zweitens die Verwendung von Abfällen aus der Landwirtschaft, wofür zwischen 2010 und 2020 noch Fortschritte in der technologischen Entwicklung gemacht werden müssen, sowie die Weiterentwicklung von Herstellungsverfahren für Biokraftstoffe der "zweiten Generation". Und drittens der Anbau von speziellen Biomassekulturen, die so ausgewählt werden sollten, dass die Biodiversität gewährleistet ist, wie der Bericht hervorhebt. Diese Kulturen können gentechnisch verändert sein und nur für die Erzeugung von Biokraftstoffen verwendet werden, d. h. ohne in die Nahrungskette zu gelangen. Kleine Biokraftstoffterminologie: Biokraftstoffe der ersten Generation - Biokraftstoffe, die durch einfach zugängliche technologische Verfahren und chemische Prozesse wie der Fermentierung gewonnen werden. Bioethanol - hochprozentiger Alkohol, der aus Handelspflanzen wie Zuckerrüben oder Getreide hergestellt wird. Fahrzeuge, die mit einem Ethanol-Benzin-Gemisch im Verhältnis von 25 zu 75 fahren, müssen unter Umständen mit speziell umgebauten Motoren nachgerüstet werden. Reines Pflanzenöl - aus Samen oder Raps gewonnenes Pflanzenöl, wie es für den Haushaltsbedarf verwendet wird. Es kann von Fahrzeugen mit umgerüstetem Dieselmotor genutzt werden. Biodiesel - Biodiesel wird durch Umesterung von Ölfrüchten oder Altspeiseölen gewonnen. Biogas - bei der Zersetzung von organischen Abfällen entsteht unter Druck Brenngas. Bio-ETBE - Bioethanol wird durch einen chemischen Prozess in Ethyl-Tertiär-Butylether (ETBE) umgewandelt, welcher die gleichen Brenneigenschaften wie Ethanol aufweist, jedoch den herkömmlichen Kraftstoffen zugesetzt werden kann, ohne dass eine Umrüstung des Motors erforderlich ist. Biokraftstoffe der zweiten Generation - Kraftstoffe, die aus Stoffen mit hohem Zelluloseanteil gewonnen werden, wobei die Herstellung zurzeit noch aufwändig ist.