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Inhalt archiviert am 2024-04-17

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GSK-Vorsitzender für F&E hofft auf Gemeinsame Technologieinitiative zur innovativen Medizin

Der Vorstand Forschung und Entwicklung (F&E) bei GlaxoSmithKline, Dr. Tachi Yamada, hat im Interview mit CORDIS Nachrichten über das Engagement des Unternehmens für die EU-Technologieplattform und die Programme der Gemeinsamen Technologieinitiative berichtet, und die Hoffnung ...

Der Vorstand Forschung und Entwicklung (F&E) bei GlaxoSmithKline, Dr. Tachi Yamada, hat im Interview mit CORDIS Nachrichten über das Engagement des Unternehmens für die EU-Technologieplattform und die Programme der Gemeinsamen Technologieinitiative berichtet, und die Hoffnung geäußert, dass die jüngste Tragödie bei einem Medikamententest in Großbritannien keine negativen Auswirkungen auf die Durchführung von klinischen Studien haben möge. Dr. Yamada sprach sich entschieden für klinische Studien aus und betonte, dass in den letzten 25 Jahren etwa 1.400 Medikamente zugelassen und zehnmal so viele in Phase-I-Studien erprobt worden seien. Dr. Yamada äußerte sich zu dem jüngsten Zwischenfall in Großbritannien, bei dem sechs Männer während der Teilnahme an einem Medikamententest ein Multiorganversagen erlitten hatten: "Das ist der erste Zwischenfall dieser Art, und ich gehe davon aus, dass sich so etwas in den nächsten 25 Jahren nicht wieder ereignen wird. Es gibt immer ein Risiko, aber wir treffen enorme Vorsichtsmaßnahmen." Dr. Yamaha wies auch Äußerungen zurück, wonach der Zwischenfall zeige, wie sinnlos es aufgrund der physiologischen Unterschiede zwischen Mensch und Tier sei, Medikamente zuerst an Tieren zu erproben. Die in Großbritannien erprobten Medikamente seien, so wird berichtet, zunächst an Tieren getestet worden. Dr. Yamaha betonte, dass der Organismus von Menschen in vielerlei Hinsicht wie der von Tieren funktioniere, und fügte hinzu: "Meiner Meinung nach ist ein Argument gegen Tierversuche die unglücklichste und absurdeste Schlussfolgerung, die man aus diesem Zwischenfall ziehen kann. Man sollte sich im Gegenteil alle Zwischenfälle vor Augen halten, die wir durch Tierversuche verhindert haben. Um es ganz klar zu sagen - wir würden so etwas häufiger erleben, wenn wir nicht zuerst Tierversuche durchführten." In einer Zeit, in der Europa es schwer hat, Investitionen für Forschung, gerade für Arzneimittelforschung, in Europa zu halten, gab Dr. Yamaha zu, dass GSK seine Forschungsprojekte, vor allem klinische Studien, verstärkt außerhalb Westeuropas und den USA durchführt. Der Verlust, den diese Länder machten, komme Asien und Osteuropa zugute, fügte er hinzu. Das neue Interesse an diesen Regionen werde nicht nur durch niedrige Kosten geweckt, sondern auch durch das vorhandene Fachwissen, "das genauso gut, wenn nicht besser" sei. Er wies außerdem auf ein Problem hin, mit dem viele Unternehmen bei der Durchführung von klinischen Studien in entwickelten Ländern konfrontiert sind: Die meisten Kranken befinden sich bereits in Behandlung. In Ländern, in denen es weniger Gesundheitseinrichtungen gibt, habe GSK bessere Möglichkeiten, seine Medikamente zu testen und deren Vorzüge zu demonstrieren, so Dr. Yamaha. Dennoch werden rund 50 Prozent der Forschungsprojekte von GSK in Europa durchgeführt. Die Forschungsprioritäten von GSK würden auf der Grundlage des medizinischen Bedarfs festgelegt, erklärte Dr. Yamaha gegenüber CORDIS Nachrichten. Er hob die kürzliche Einführung eines Medikaments zur Behandlung einer seltenen Form der Leukämie bei Kindern hervor. Dieses Medikament werde nur von etwa 500 Patienten benötigt. Dr. Yamadas Kollegen aus dem kaufmännischen Bereich hätten voll und ganz hinter der Entscheidung gestanden, in dieses Medikament zu investieren, erzählte er. Das Unternehmen engagiere sich insbesondere für die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Krankheiten in Entwicklungsländern, so Dr. Yamada. In Spanien habe sich ein Labor auf die Erforschung dieser Krankheiten - vor allem Malaria und TB - spezialisiert. Zudem habe GSK kürzlich ein Medikament zur Behandlung von Infektionen durch Rotaviren, die ausschließlich in Ländern der Dritten Welt auftreten, auf den Markt gebracht. Auf die Frage, inwieweit multinationale Unternehmen wie GSK Interesse an öffentlichen, beispielsweise von der EU bereitgestellten, Fördermitteln haben, antwortete Dr. Yamada: "Öffentliche Fördermittel spielen eine wichtige Rolle als Begleitinstrumente zur Unterstützung des öffentlichen Sektors, so dass dieser mit dem Privatsektor kooperieren kann." GSK nimmt bereits an einer derartigen Kooperation auf EU-Ebene teil, nämlich der Technologieplattform für innovative Medizin. Dr. Yamada hofft, dass die Plattform den Status einer Gemeinsamen Technologieinitiative (JTI) innerhalb des Siebten Rahmenprogramms (RP7) erhält. Tatsächlich ist die Plattform von der Kommission als eine von sechs möglichen Gemeinsamen Technologieinitiativen genannt worden. "Unser Engagement für die Technologieplattform für innovative Medizin ist sehr groß", so Dr. Yamada. "Wir sind sehr daran interessiert, am RP7 teilzunehmen." Er bezeichnete die vorgeschlagenen JTI als "Schritt in die richtige Richtung", da sie die Effizienz steigern würden. GSK nimmt auch an einer Reihe von Projekten im Rahmen des RP6 teil, jedoch in geringerem Umfang als beim RP5. Andrew Freeman zufolge, der bei GSK für die F&E-Politik zuständig ist, lässt sich dieser Rückgang durch zwei Faktoren begründen. Erstens durch eine Zunahme der Bürokratie und zweitens durch die Einstellung der Marie Curie-Stipendien im Bereich der Forschung für Postgraduierte, die GSK als sehr förderlich für beide Seiten erachtet. Das Unternehmen nimmt jedoch nach wie vor an zwei Marie Curie-Stipendienprogrammen teil, sowie an integrierten Projekten zu genombasierten Arzneimitteln gegen Depressionen, an Datennetzwerken für Verfahrens- und Produktentwicklung und an mehrstufigen Verfahrenseinheiten mit lokal strukturierten Elementen. Auf die Frage, welche Maßnahmen Europa ergreifen könne, um für die Arzneimittelforschung attraktiver zu werden, wies Dr. Yamada auf das britische Programm "Connecting for Health" hin. Im Rahmen dieses Projekts werden mehrere Milliarden Pfund in die Entwicklung einer informationstechnologischen (IT-) Infrastruktur investiert, die den Beschäftigten im Gesundheitswesen mehr Effizienz ermöglichen und dadurch zu einer verbesserten Patientenbetreuung führen soll. Zwei Drittel des GSK-Budgets werden in klinische Studien investiert, die Dr. Yamaha zufolge den kostenintensivsten und anspruchsvollsten Tätigkeitsbereich des Unternehmens darstellen. "Eine solide IT-Infrastruktur wäre für uns sehr attraktiv. […] Sobald die Infrastruktur vorhanden ist, werden wir nicht auf uns warten lassen."