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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Greenpeace weist auf Kontaminierungsnachweise hin, während Beteiligte ihre Meinungen zum Thema Koexistenz kundtun

Greenpeace hat einen Bericht veröffentlicht, demzufolge die Koexistenz zur Kontaminierung herkömmlicher und ökologischer Kulturen durch gentechnisch veränderte (GV) Nutzpflanzen führt. Der Bericht fällt zeitlich mit einer Konferenz in Wien zusammen, auf der sich die Beteiligte...

Greenpeace hat einen Bericht veröffentlicht, demzufolge die Koexistenz zur Kontaminierung herkömmlicher und ökologischer Kulturen durch gentechnisch veränderte (GV) Nutzpflanzen führt. Der Bericht fällt zeitlich mit einer Konferenz in Wien zusammen, auf der sich die Beteiligten letztmalig zur Koexistenz äußern können, bevor die Kommission entscheidet, ob sie EU-Vorschriften zur Koexistenz vorschlägt oder nicht. Die Kommission signalisierte im März, dass Vorschriften zur Koexistenz derzeit ungerechtfertigt seien, angesichts der begrenzten Erfahrung der EU mit dem Anbau von GV-Nutzpflanzen und der Notwendigkeit, den Prozess der Einführung von Gesetzgebung in den Mitgliedstaaten abzuschließen. Die Kommission versprach jedoch, mit einer endgültigen Entscheidung bis nach der Konferenz in Wien vom 4. bis 6. April zu warten, damit die Beteiligten die Gelegenheit haben, sich zu äußern. "Da die GVO-Politik in der Öffentlichkeit so kontrovers diskutiert wird, muss die Kommission unbedingt mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass alle Vorschriften für die Zulassung und Verwendung von GV-Kulturen die Bedenken der Verbraucher berücksichtigen und die biologische Vielfalt in unserer natürlichen Umwelt schützen und gleichzeitig mit dem Binnenmarkt im Einklang stehen", sagte das Kommissionsmitglied für Umwelt Stavros Dimas. Greenpeace und der Europäische Verband der Bioindustrie Europabio illustrieren, wie weit die Meinungen zur Koexistenz auseinander gehen, da beide zeitgleich mit der Konferenz Dokumente veröffentlicht haben. Der in Zusammenarbeit mit der Organisation der Landwirte Assemblea Pagesa und der zivilgesellschaftlichen Gruppe Plataforma Trangènics Fora! verfasste Bericht von Greenpeace trägt den Titel "Impossible Coexistence". Der Bericht enthält Einzelheiten zur Forschung im Bereich der Koexistenz in Spanien, dem einzigen EU-Land, das GVO in großem Umfang anbaut. Die Forscher nahmen Proben von den Maisfeldern von 40 spanischen ökologischen und herkömmlichen Landwirten und fanden heraus, dass in fast einem Viertel der untersuchten Fälle GV-Mais unbeabsichtigter- und unerwünschterweise auf Feldern zu finden war, die Nicht-GV-Landwirten gehörten. Es wurde eine Kontaminierung von 12,6 Prozent festgestellt. In dem Bericht heißt es, dass drei der Kontaminierungsfälle lokale Maissorten betrafen, die die Landwirte nicht mehr für den Anbau verwenden können. Darüber hinaus hat die Untersuchung ergeben, dass die betroffenen Landwirte in einigen Fällen wirtschaftlichen Schaden erlitten, da sie den kontaminierten Mais nicht mehr zu einem Höchstmarktwert verkaufen konnten. "Die in Spanien gemachte Erfahrung zeigt, dass die Koexistenz zwischen [gentechnisch erzeugten (GE)] und Nicht-GE-Nutzpflanzen ein Trugschluss ist", sagte Antonio Ruiz, Leiter des Ausschusses für ökologischen Landbau in Aragón, Spanien. "Die europäischen Minister, die diese Woche an der Sitzung teilnehmen, sollten sich ernsthaft überlegen, ob sie sich diesen Zustand für die Landwirte und Verbraucher im übrigen Europa wünschen." Die Hauptschlussfolgerung des Berichts lautet: "Koexistenz ist nicht möglich." Weiter heißt es: "Die Kontrolle und Überwachung von GVO vom Labor bis zum Teller ist ineffektiv und in vielen Fällen nicht existent. Das System für Trennung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung funktioniert nicht." In dem Bericht heißt es weiter, dass aufgrund des Mangels an unabhängigen Erkennungssystemen die große Mehrheit der Kontaminierungsfälle niemals aufgedeckt wird und dass die wirtschaftlichen Kosten der Kontaminierung hoch sind und von denjenigen getragen werden, deren Pflanzen kontaminiert sind. Die Schlussfolgerungen beziehen sich auf den politischen Einfluss der GV-Industrie und die Unfähigkeit der Regierungen, eine Nichteinhaltung der Gesetzgebung zu verhindern: "Jedes Kontrollsystem hat seine Schwachstellen und es wird immer menschliche oder technische Nachlässigkeit und Fehler geben. Daher ist es in der Praxis unmöglich, die Kontaminierung anderer Nutzpflanzen zu verhindern." Europabio hat seinerseits eine Liste mit Zitaten von Politikern, Akademikern, Industriellen und Landwirten zur GV-Debatte und zur Koexistenz veröffentlicht. Diese enthält ein Zitat des für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung zuständigen Kommissionsmitglieds Mariann Fischer Boel, die Folgendes gesagt haben soll: "Die Vorschriften dürfen nicht so streng sein, dass die Erzeuger von GV-Pflanzen keine Chance haben, auf den Markt vorzudringen." Europabio kritisiert die Konferenz von Wien wegen der Nichtbeteiligung von Landwirten, die erfolgreich GVO angebaut haben, oder bestimmter Wissenschaftler, die in den letzten drei Jahren Forschung im Bereich Koexistenz durchgeführt haben. "Die Koexistenz von GV und Nicht-GV-Nutzpflanzen ist bereits eine Realität in Spanien, wo seit 1998 ohne größere Probleme eine Viertelmillion Hektar Bt-Mais angebaut wurden, [...] und mehrere Millionen Hektar werden ebenfalls ohne Probleme weltweit angebaut." Die Konferenz, zu der Fischer Boel zufolge "hochkarätige Fachleute für alle Aspekte der Koexistenz eingeladen" wurden, wurde von ihr jedoch als "ein wichtiger Schritt im Konsultationsprozess" beschrieben.

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