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Parlament beschließt Einführung von eCall

In seiner Sitzung am 27. April hat sich das Europäische Parlament mit großer Mehrheit für die Einführung des eCall-Sicherheitssystems in allen Neuwagen ab 2009 ausgesprochen. Diese Abstimmung ist ein herausragender Erfolg für die Rahmenprogramme der Europäischen Kommission, de...

In seiner Sitzung am 27. April hat sich das Europäische Parlament mit großer Mehrheit für die Einführung des eCall-Sicherheitssystems in allen Neuwagen ab 2009 ausgesprochen. Diese Abstimmung ist ein herausragender Erfolg für die Rahmenprogramme der Europäischen Kommission, denn das eCall-Projekt wurde, so die beteiligten Forscher, unter dem AIDER-Projekt des Fünften Rahmenprogramms (RP5) konzipiert und entwickelt. Rund 40.000 Todesopfer und mehr als 3,3 Millionen Verletzte gibt es jährlich auf Europas Straßen. Der emotionale Schaden, den diese Verkehrsunfälle verursachen, ist nicht bezifferbar, aber der wirtschaftliche Schaden wird auf 180 Milliarden Euro geschätzt. Die eCall-Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, dass alle Neuwagen mit eCall ausgerüstet werden, einem System, das bei einem Unfall sofort einen Notruf absetzt. Dank GPS kann das System den exakten Standort angeben und verringert so die Reaktionszeiten der Notfalldienste erheblich. Das System kann jedoch nur EU-weit funktionieren, wenn alle Mitgliedstaaten die 112 als Notrufnummer einführen. Während das kommerzielle Interesse an eCall seit langem sehr stark ist, haben einige Mitgliedstaaten das System nur zögerlich unterstützt. Die Entscheidung des Parlaments wird eCall einen großen Schritt nach vorne bringen. Schätzungen zufolge wird das System die Anzahl der Verletzten im Straßenverkehr um 15 Prozent und die Anzahl der Todesopfer um zehn Prozent senken. Einige Wagen der Luxusklasse bieten bereits ein ähnliches System wie eCall an, aber jetzt wird diese zusätzliche Sicherheitsstufe bald für alle Autofahrer verfügbar. Mehr als die Hälfte der Mittel für das AIDER-Projekt, das im September 2001 gestartet wurde, stellte das RP5 bereit. Das AIDER-Konsortium unter der Leitung von Fiat, Italien, umfasste weitere neun Partner aus Israel, Italien, Deutschland, Österreich und Spanien. Ausgangspunkt von AIDER war der Wunsch, die Folgen von Verkehrsunfällen einzudämmen. Das Projekt sah eine Black Box vor, ähnlich wie man sie aus Flugzeugen kennt. Sie sollte permanent die Umgebung des Wagens analysieren, einschließlich Geschwindigkeit, Topographie und anderer Faktoren. Sofort nach einem Unfall würde die Black Box den Zustand des Wagens vor und nach dem Aufprall berechnen. Dies würde wichtige Informationen darüber liefern, wo das Auto beschädigt wurde und - viel wichtiger - wie schnell das Auto zum Stehen kam, also wie schwer der Unfall war. Dann, so das Konzept, alarmiert die Box eine Notrufzentrale und gibt alle wesentlichen Informationen über den Unfall, soweit sie rekonstruiert werden konnten, weiter. Da der Notdienst sofort und detailliert über den Unfall informiert wird, kann er schneller am Unfallort sein und sich für bestimmte Verletzungen vorbereiten. Das System würde somit dazu beitragen, die Zahl der Verkehrstoten wesentlich zu verringern. "AIDER war die erste Umsetzung, aber die Philosophie war eine andere", erklärte die AIDER-Projektkoordinatorin Silvia Zangherati vom Fiat-Forschungszentrum gegenüber CORDIS-Nachrichten. "AIDER war eine Black Box. Nach einem Unfall sollte sie Daten sammeln und speichern, die die Rekonstruktion des Unfalls ermöglichen, und sie sollte eine Daten- und Sprachverbindung herstellen. Zunächst hatten wir die 112-Verbindung nicht vorgesehen, die Informationen sollten stattdessen zu einem Service-Provider geschickt werden. Sobald die Verbindung steht, sollte die Black Box die Bio-Informationen über die Insassen übertragen, die Schwere des Unfalls ermitteln und die Notdienste alarmieren." "Wir hatten mehr oder weniger festgelegt, wie die Black Box mit dem Service-Provider kommunizieren sollte und wir hatten uns für die GPS-Lösung entschieden. Wir hatten auch Videokameras installiert, die Daten über die Fahrzeiginsassen sammeln. Damit konnten wir sehen, ob sie sich bewegen konnten oder ob sie aus dem Fahrzeug geschleudert worden waren. Es war ein sehr komplexes System." "Zunächst hatten wir nicht beabsichtigt, alle System einzusetzen, sondern wir hatten getrennte Funktionalitäten geplant. eCall hat eine andere Architektur, die noch endgültig ausgearbeitet werden muss, aber AIDER war ein komplettes System. Es bot innovative technische Lösungen und es integrierte mehrere Funktionalitäten. AIDER wird nach wie vor gefördert", sagte Zangherati. Zangherati ist zwar nicht mehr direkt an dem eCall-Projekt beteiligt, spezialisiert sich aber nach wie vor auf innovative Technologien für Fiat. Derzeit ist der wesentliche größere Verband der europäischen Automobilhersteller (European Automobile Manufacturers Association - ACEA) für das Projekt zuständig. Er hat das ehrgeizige AIDER-Projekt stark verkleinert und eine so genannte Driving Group eingerichtet, deren Aufgabe die Einführung von eCall ist. Das vollständige AIDER-System, das noch nicht gänzlich vom Tisch ist, zeigt, wie sicher das Auto der Zukunft sein kann. Das System in seiner jetzigen Form ermittelt geographische Daten über GPS und leitet sie an die Notrufzentrale weiter. Die Reaktionszeit verringert sich dadurch in ländlichen Gebieten um bis zu 50 Prozent, in städtischen Gebieten um bis zu 40 Prozent. Jede Sekunde weniger rettet Leben. Das eCall-System stellt ebenfalls automatisch beim Unfallaufprall eine direkte Verbindung zur Notrufzentrale her. Alternativ kann es manuell benutzt werden. Die Sprachverbindung ist wichtig, da über sie Informationen über die Art des Unfalls weitergegeben werden können, die den Ambulanzteams helfen. ACEA-Sprecher Alfredo Filippone sprach mit CORDIS-Nachrichten: "Es gibt noch einige offene Fragen in Bezug auf eCall. Die Mitgliedstaaten müssen ihre Notfallnummern auf die 112 umstellen. Da eCall ein automatisches Signal ist, müssen die Notrufzentralen darüber hinaus in der Lage sein, diese Signale zu verarbeiten. Es wird mehr Anrufe geben, und die Notrufzentralen müssen technisch aufgerüstet werden. Das muss in der gesamten EU passieren." "Wir müssen auch mehr Geld investieren, um das System attraktiver zu machen. Aber das ist eine gemeinsame Aufgabe. Das System sollte erhebliche Einsparungen bringen, und wenn dies der Fall ist, werden sich die Versicherungsgesellschaften beteiligen wollen. Technisch ist das System nicht zu kompliziert. Es benötigt eine Verbindung zwischen GMS [Mobilfunk] und GPS [globalen Positionierungstechnologien]", sagte Filippone. Das 112-System muss auf das so genannte E112-System erweitert werden. Aus dem Festnetz werden die Anrufe direkt an die lokalen Notrufzentralen geleitet. Mit Mobiltelefonen passiert das unter Umständen nicht. E112 zieht den Standort mit in Betracht, wodurch die Notrufe genauer werden, nicht ungenauer. Das ist ein wesentlicher Aspekt des reibungslosen eCall-Betriebs, denn Reaktionsgeschwindigkeit ist eine Projektpriorität. eCall ist ein Schwerpunkt der eSafety-Initiative der Europäischen Kommission, die im Juli 2005 von Viviane Reding, Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien, ins Leben gerufen wurde. Bis zum Jahr 2010 soll das Projekt die Zahl der Verkehrstoten in der EU um 20.000 reduzieren. "eCall ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir die Lebensqualität der europäischen Bürger durch Innovation und durch die Nutzung neuer Technologien verbessern können", sagte Reding. Seit dem Start der Initiative werden Interessierte aufgefordert, eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zu unterzeichnen. Mit ihrer Unterschrift, so heißt es in der Absichtserklärung, unterstützen sie die Initiative, "die die Umsetzung eines interoperablen on-board Notrufsystems in Fahrzeugen sichert, das europaweit geliefert, eingeführt und betrieben wird". Die Abstimmung im Parlament erfolgte auf Empfehlung des britischen Berichterstatters, MdEP Gary Titley (SPE), der einen umfassenden Überblick über den Status von eCall gab und erläuterte, was die Mitgliedstaaten tun müssen, damit das System im Jahr 2009 eingeführt werden kann. Der Zeitplan bis zur Einführung sieht die Erstellung funktionsfähiger Prototypen für Ende dieses Jahres vor. Umfassende Feldversuche und Piloteinführungen sind schon für 2007 geplant.

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