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Konferenzen zum wirtschaftlichen Wert der Gender Diversity in W&T

Die Anziehung, Entwicklung und Besch�ftigung von Frauen und M�nnern gleichermaáen in Wissenschaft und Technologie erfordert einen bedeutenden kulturellen Wandel. Letzten Endes sei dieser Wandel jedoch von entscheidender Bedeutung f�r Europas Innovation, Wachstum und Wettbewerb...

Die Anziehung, Entwicklung und Besch�ftigung von Frauen und M�nnern gleichermaáen in Wissenschaft und Technologie erfordert einen bedeutenden kulturellen Wandel. Letzten Endes sei dieser Wandel jedoch von entscheidender Bedeutung f�r Europas Innovation, Wachstum und Wettbewerbsf�higkeit, sagte der EU-Kommissar f�r Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik den Teilnehmern der Konferenz "Re-searching Women in Science and Technology" vom 15. Mai in Wien, �sterreich. Gem�á den k�rzlich von der Europ�ischen Kommission veröffentlichen "2006 She Figures" hat Europa ein Defizit an Wissenschaftlerinnen, insbesondere in der Wirtschaft, wo der Durchschnitt bei etwa 18 Prozent liegt. Dieser Bereich sei von besonderer Bedeutung, sagte der Kommissar, da man erwarte, dass dieser Sektor zwei Drittel der Finanzierung bereitstelle, um das EU-Ziel von drei Prozent des BIP f�r F&E bis zum Jahr 2010 zu erreichen: "Wenn Europa ein Wissenschaftsstandort auf h�chstem internationalem Niveau werden soll, m�ssen wir das Potenzial unserer Wissenschaftlerinnen besser nutzen. Die Industrie braucht sie, unsere Bildungseinrichtungen brauchen sie, und unsere politischen Entscheidungstr�ger brauchen sie." Um das Potenzial der Wissenschaftlerinnen umfassend zu nutzen, verwies der Kommissar auf die Notwendigkeit eines besseren Verst�ndnisses der derzeitigen Situation der vorhandenen Chancenungleichheit und Vorurteile sowie der Schaffung eines sozial gerechten und wirtschaftlichen Klimas, das der Lebensweise der Menschen dienlich ist. "Wenn wir kein gerechteres System schaffen, in dem sich alle in gleicher Weise beteiligen k�nnen, lassen wir einen riesigen Pool an Talenten und Potenzial brach liegen, auf den zu verzichten wir uns nicht leisten k�nnen", sagte er. Eine Initiative, die das Thema aus wirtschaftlicher Sicht angeht, ist die Gruppe "Women in Science and Technology" (WIST), deren Ergebnisse auf der Konferenz vorgestellt wurden. Die aus 20 Unternehmensvertretern und f�nf Experten bestehende Gruppe wurde im Jahr 2005 auf eine Empfehlung der Europ�ischen Kommission hin eingerichtet, um die Situation der Ungleichheit, Diversit�t und des Gender-Mainstreaming in einer Reihe europ�ischer Spitzenunternehmen zu untersuchen. Unter Ber�cksichtigung wirtschaftlicher, soziologischer und politischer Dimensionen konzentrierte sich die Gruppe auf eine Reihe von Themen, bei denen Bedenken bestehen: Berufs- und Familienleben unter einen Hut bekommen; die F�higkeit der Unternehmen in Bezug auf das Diversit�tsmanagement; die Verwendung sozialer Berichtsinstrumente f�r organisatorische �nderungen und die Messung der Auswirkungen auf die individuelle und kollektive Leistungsf�higkeit. Ein Bereich, der im Bericht der Gruppe herausragt, ist die Analyse positiver und negativer Ereignisse, die eine typische Frauenkarriere s�umen, und der Mechanismen, die dazu f�hren, dass Frauen ihre wissenschaftlichen Laufbahnen aufgeben. Die "2006 She Figures" zeigen, dass die Beteiligung der M�nner auf jeder Stufe der Forschungskarriereleiter - vom Studenten bis hin zum h�chsten Posten einer Forscherlaufbahn - steigt, w�hrend bei der Beteiligung der Frauen ein zunehmender R�ckgang zu verzeichnen ist. In einem Interview mit CORDIS-Nachrichten erkl�rte Dr. Ruth Graham vom Imperial College London, die diesen Teil des Berichts verfasst hat, wie der zunehmende Ausstieg von Frauen in der Wissenschaft mit einer leckenden Pipeline verglichen werden kann. "Es hat damit zu tun, dass es nicht nur einen Punkt gibt, an dem die Frauen der Wissenschaft den R�cken kehren. Es ist nicht nur die Tatsache, dass nicht gen�gend M�dchen in der Schule die richtigen F�cher belegen", sagte sie. "Es hat mit einer zunehmenden Reihe von Problemen w�hrend der gesamten Laufbahn von Frauen zu tun: Wir verlieren sowohl junge, 12-j�hrige M�dchen als auch 45-j�hrige Frauen." Um dem Thema eine pers�nliche Note zu verleihen, f�hrte Dr. Graham Interviews mit Frauen und M�dchen in ganz Europa in verschiedenen Phasen ihrer Laufbahn durch. W�hrend dieser Interviews sprachen einige M�dchen dar�ber, wie Familie und Lehrer sie anf�nglich zum Verfolgen einer wissenschaftlichen Laufbahn motiviert haben, oder wie die Tatsache, dass einzige M�dchen in einer Technikklasse zu sein, sie motiviert hat, mit den Jungs zu konkurrieren. Ebenfalls positiv waren die Berichte von einigen Frauen, die dar�ber sprachen, wie sie Hindernisse �berwunden und Erfolgsstrategien f�r ihre wissenschaftlichen Laufbahnen entwickelt haben. Viele f�hrten jedoch Schwierigkeiten an, die sie nicht �berwinden konnten, wie Gef�hle von Isolation und Ausschluss in einem m�nnerdominierten Umfeld, das K�mpfen um Chancen zur Leitung von Projekten und Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen. Auf die Frage, welchen Bereichen besondere Aufmerksamkeit zukommen sollte, f�hrte Dr. Graham die Notwendigkeit an, mehr M�dchen bereits von klein auf zu wissenschaftlichen Laufbahnen zu ermuntern. "Ich betrachte M�dchen und frage mich, ob wir ihre Motivationen nutzen und wissen, was sie inspiriert", sagte sie. Dieses Feedback sowie die anderen Teile des Berichts der Gruppe, haben den Unternehmen, die in die F�rderung der Beteiligung von Frauen involviert sind, bereits Stoff zum Nachdenken geliefert. Viele von ihnen haben bereits "M�dchentage" eingef�hrt oder leisten einen Beitrag zu Juniorakademien, die M�dchen und Frauen die M�glichkeit bieten, Erfahrung mit Wissenschaft und Technologie zu sammeln und einen Blick hinter die Kulissen traditioneller M�nnerberufe erm�glichen. Der Vorteil des Berichts besteht laut dem leitenden Verfasser des Berichts Pierre Bismuth von dem globalen �l- und Gasunternehmen Schlumberger nicht so sehr in seiner Analyse, sondern darin, dass er konkrete Maánahmen zum Handeln bietet. "Der Bericht wird betr�chtliche Auswirkungen auf die teilnehmenden Unternehmen haben", sagte er gegen�ber CORDIS-Nachrichten. "Ich denke, die meisten Vertreter hatten beim Verlassen der Gruppe andere Ideen als zu dem Zeitpunkt ihres Eintritts in die Gruppe, da sie die Ratschl�ge der Experten angenommen und etwas daraus gelernt haben." Laut Bismuth haben die an den Initiativen beteiligten Unternehmen ihren sozialen Einfluss verstanden und akzeptiert und die Verantwortung f�r ihre gesellschaftliche Rolle �bernommen, indem sie durch die Bereitstellung flexibler Zeitstrukturen, sozialer Netzwerke und familienfreundlicher Politiken auf die Realit�t an der Basis reagiert haben. "Die Unternehmen entdecken, dass sich die Welt ver�ndert, und sie ver�ndern sich, weil sich die Welt ver�ndert. Sie wollen Pionierarbeit leisten, sie m�chten nicht zur�ckbleiben. Daher benehmen sie sich wie soziale Institutionen." Aber die dringende Notwendigkeit der Annahme von Gender-Mainstreaming-Politiken als Bestandteil der wesentlichen Unternehmensstrategien bestehe nicht nur aus Gr�nden der moralischen Gerechtigkeit, sagte Bismuth und f�hrte an, dass Argumente in Bezug auf das "vergeudete Talent" bereits einen wirtschaftlicheren Ansatz implizierten. Die Gruppe liefert auáerdem einige �berzeugende Beweise daf�r, dass die Gender Diversity auch zu wirtschaftlichen Ertr�gen f�hrt. Neben vorhandenen empirischen Beweisen daf�r, dass eine gute Mischung von Menschen zu einer gesunden und produktiven Erwerbsbev�lkerung f�hrt, untersuchte die Gruppe vier teilnehmende Unternehmen und kam zu der Schlussfolgerung, dass die individuellen Leistungen am besten in Teams waren, in denen die beiden Geschlechter gleichermaáen vertreten waren. W�hrend Bismuth zufolge wissenschaftsbasierte Beweise f�r den wirtschaftlichen Wert der Gender Diversity n�tzlich sind, ist der Nachweis innerhalb der Hochschulen in ganz Europa zu finden: "Wenn ein Unternehmen heute auf einen Campus geht, muss es eine proaktive Haltung bei der Einstellung von Frauen haben. M�gliche Arbeitnehmer k�nnen es riechen, wenn ein Unternehmen in dieser Hinsicht r�ckst�ndig ist", sagte er. "Sie [die Studenten] sind nicht daran interessiert, in ein Unternehmen einzutreten, das nicht mit der Zeit geht. Denn wenn ein Unternehmen bei der F�rderung der Chancengleichheit r�ckst�ndig ist, wird es auch in vielen anderen Bereichen zur�ckfallen. Somit wird dies zu einem wirtschaftlichen Problem f�r das Unternehmen."

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