Kroatisches Unternehmen erzielt ersten EUREKA-Doppelerfolg
Im Rahmen der EUREKA-Ministerkonferenz in Prag, der immer bezaubernden Hauptstadt der Tschechischen Republik, wurden die jährlichen EUREKA Lynx- und Lillehammer-Preise vergeben. Der Lynx-Preis für hervorragende technologische und wirtschaftliche Errungenschaften von KMU ging an die kroatische Firma EcoEngineering, während die beiden Projekte EUROENVIRON BIOMAC und EUROENVIRON ECDVAT mit dem Lillehammer-Preis für hervorragende Umweltleistungen ausgezeichnet wurden. Die Preise wurden während der 22. jährlichen Ministerkonferenz verliehen. Den Lynx-Preis übergab der Vize-Premierminister der Tschechischen Republik, Jiri Havel. EcoEngineering war auch an dem Projekt EUROENVIRON BIOMAC beteiligt und hatte somit doppelt Grund zum Feiern. "Wir fühlen uns aus zwei Gründen sehr geehrt: Wir sind das erste kroatische Unternehmen, das für seine Teilnahme an EUREKA einen Preis erhält, und wir sind das erste Unternehmen, das mit zwei EUREKA-Preisen ausgezeichnet wird - einen für das Unternehmen und einen für ein Projekt", sagte der Direktor von EcoEngineering, Dr. Vice Soljan. Die Behandlung von Abwässern beruht auf einer Technologie aus den 19. Jahrhundert: Die Schmutzstoffe werden mithilfe von Bakterien abgebaut. Dieser Prozess funktioniert nicht immer hundertprozentig, da viele Industrieverfahren Schadstoffe generieren, die von den herkömmlichen Bakterien nicht abgebaut werden können. Das Projekt BIOMAC setzt einen Bakteriencocktail ein, der von EcoEngineering gemixt wurde, und der diese toxischen und unangenehmen Chemikalien verarbeiten kann. Die BIOMAC-Technik verbraucht dabei nur halb so viel Energie wie herkömmliche Verfahren - und das zu 30 Prozent der Kosten. "Wir haben völlig neue Möglichkeiten der biologischen Abwasseraufbereitung geschaffen", erklärte Dr. Soljan. "Das Verfahren ist wesentlich effizienter als die herkömmliche Methode, es verbraucht weniger Energie und Sauerstoff und generiert wesentlich weniger Klärschlamm, der entsorgt werden muss. Wir haben unser System sowohl im Labor als auch im Großversuch in der Praxis getestet. Es funktioniert auch bei komplexen Schadstoffmischungen, wie sie in Abwässern der pharmazeutischen und der chemischen Industrie oder in Deponieleckagen zu finden sind. Wir arbeiten jetzt mit Abwasseraufbereitungsunternehmen und Industrien in vielen Ländern in West- und Osteuropa zusammen, um deren Anlagen zu aufzurüsten", sagte er. Karin Yrvin, norwegische Vize-Ministerin für Industrie, überreichte den Lillehammer-Preis an die Projekte ECDVAT und BIOMAC. Das ECDVAT-Projekt hat ein neues Verfahren für das Färben von Baumwolltextilien entwickelt, das elektrochemische anstatt chemische Wirkstoffe verwendet. Das Verfahren reduziert das Abwasser aus dem Färbebad um 80 Prozent und das des Gesamtverfahrens um etwa 20 Prozent. Der wichtigste Vorteil der neuen Techniken ist jedoch die Tatsache, dass die Farbstoffe wiederverwertet und der Färbeprozess computergesteuert werden kann und so präziser ist. Thomas Bechtold von der Universität Innsbruck, Österreich, und ECDVAT-Projektpartner zeigte sich überrascht und erfreut sowohl über den Preis als auch über das rege Interesse, das das neue Verfahren in den Färbereien ausgelöst hat: "Sie haben erkannt, dass es sich dabei um eine Technologie handelt, auf deren Basis sie neue Produkte entwickeln können. Diese Technologie setzt neue Standards und ich bin überzeugt, dass sie früher oder später als bestes verfügbares Verfahren anerkannt wird." ECDVAT ist ein Gemeinschaftsprojekt des deutschen Unternehmens Dystar, der Firma Getzner Textil aus Österreich und Thies und De Nora, deutsche Hersteller von Filtersystemen bzw. Elektrolysezellen. Als Koordinator fungierte das Institut für Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck. "Der Umweltnutzen ist die langfristige Legitimierung des Verfahrens", so Professor Bechtold. "Der Kostenvorteil ist der Anreiz, um das System zu installieren, und die verbesserte Qualitätskontrolle ist der Grund, es in Betrieb zu nehmen." Ein Modell des Projekts besteht in Originalgröße für eine Last von 100 kg, laut Professor Bechtold eine "vertretbare Größe". "Wir möchten diese Technologie weltweit verbreiten. Bei der Herstellung von Jeans und bei Indigofarben zum Beispiel verwenden alle Hersteller nicht regenerierbare Färbemittel. Auf diesem Gebiet wollen wir viel mehr tun. Wir möchten diesen Preis nutzen, um in die nächste Stufe und in ein größer angelegtes Modell zu investieren." EcoEngineering erhielt einen Scheck über 10.000 EUR und die EUSY-Trophäe, die seit 2001 jährlich vergeben wird. BIOMAC und ECDVAT erhielten je einen Scheck über 5.000 EUR und ebenfalls Holzdrucke des norwegischen Künstlers Niclas Gulbrandsen. Der Lillehammer-Preis wird seit der ersten Verleihung 1994 in Lillehammer, Norwegen, jährlich vergeben. EcoEngineering gewann seinen eigenen Preis, ist aber auch Projektpartner bei BIOMAC und somit auch Empfänger des Lillehammer-Preises. Das Projekt wurde koordiniert von Enga Luye, Direktor des Schweizer Unternehmens Belair Biotech, ebenfalls ein Spin-off. Luye gegenüber CORDIS-Nachrichten: "In Genf besteht großes Interesse daran, die Auswirkungen der Biomasse-Reststoffe zu reduzieren. Ein Mensch kann pro Jahr 4 kg Stickstoff im Urin produzieren, das könnte in etwa 21 mg Stickstoff pro Liter Wasser ausmachen, und herkömmliche Verfahren können damit fertig werden." In Genf möchte BIOMAC dazu beitragen, die Auswirkungen von Biogasanlagen zu verringern, die einen konzentrierten Klärschlamm mit einem hohen Stickstoffgehalt erzeugen. "Das kann in vielen großen Städten passieren: ein Stickstoffgehalt von etwa 1.000 mg pro Liter. Das würde alle üblichen Bakterien töten und somit die Aufgabe unlösbar machen", erklärte Luye. Und hier treten die Bakterien von EcoEngineering auf den Plan. Die Technologie ruft keine genetische Veränderung der Bakterien hervor, sondern bringt ihnen bei, den hochkonzentrierten Klärschlamm zu verarbeiten. Das Verfahren selbst kann eine Sekundärquelle von Biogas werden, das heißt, es kann theoretisch seinen eigenen Energiebedarf decken. Angesichts der immer strenger werdenden EU-Gesetzesvorgaben für Wasser hat das BIOMAC-Projekt deutliches kommerzielles Potenzial und bietet eine umweltfreundliche Lösung für ein weit verbreitetes Problem. EUREKA organisiert jedes Jahr mehr als 200 Projekte in ganz Europa und konzentriert sich dabei auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU). An den Projekten müssen sich mindestens zwei Projektpartner beteiligen. Sie laufen im Schnitt 30 Monate und haben 3,4 Partner. Das Budget beläuft sich im Schnitt auf zwei Millionen EUR. Die Beteiligung an EUREKA bietet den Projektpartnern erheblichen Zusatznutzen. So hat EcoEngineering ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. "Teil eines EUREKA-Projekts zu sein, war sehr gut für uns, da es uns geholfen hat, unsere Forschung auf den Markt anzuwenden. Es hat es uns ermöglicht, uns mit anderen Organisationen zusammenzuschließen und unsere unterschiedlichen Kompetenzen zu poolen", sagte Dr. Soljan. Zur Illustration: Der Umsatz von EcoEngineering stieg 2005 um imposante 85 Prozent, wozu das BIOMAC-Geschäft mit 82 Prozent beitrug.
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