Wissenschaftler fordern Amphibian Survival Alliance
Amphibien sind vom Verlust der biologischen Vielfalt, der weite Teile der Tier- und Pflanzenwelt bedroht, besonders stark betroffen. 32,5 Prozent der 5.743 bekannten Amphibienarten sind vom Aussterben bedroht, und seit 1980 sind bereits zwischen 9 und 122 Arten von unserem Planeten verschwunden. 50 der weltweit führenden Amphibienforscher haben daher in der Fachzeitschrift "Science" zur Gründung und finanziellen Förderung einer Amphibian Survival Alliance, einer Rettungsorganisation für Amphibien, aufgerufen. Ziel einer solchen Organisation wäre die Minimierung und Verhinderung von Artenrückgang und -aussterben mittels Forschung, Ausbildung, Überwachung, Rettungsaktionen, Krankheitsmanagement und Zucht in Gefangenschaft, und nach Möglichkeit auch mit Unterstützung eines globalen Netzwerks von Forschungszentren. "Der Schwund der biologischen Vielfalt ist artenübergreifend, doch von allen Wirbeltieren scheinen Amphibien am stärksten betroffen", erklärte Professor Andrew Blaustein von der Oregon State University. Amphibien gibt es seit mehr als 300 Millionen Jahren, und sie haben in dieser Zeit eine Vielzahl anderer Arten überlebt. Nun wird erstmals deutlich, wo im Kampf ums Überleben ihre Schwachstellen liegen: "Amphibien haben eine empfindliche Haut, sie leben sowohl an Land als auch im Wasser, haben weder ein schützendes Haarkleid noch Federn und ihre Eier besitzen keine harte Außenschale. Dies macht deutlich, weshalb sie in gewisser Hinsicht verletzlich sind", so Professor Blaustein. Ursachen für das Aussterben von Amphibien sind erhöhte ultraviolette Strahlung, zunehmende Mengen an Schadstoffen und Pestiziden, immense Schädigung der Lebensräume infolge von Landwirtschaft und Urbanisierung, invasive Arten und Pilzerkrankungen. Das Aussterben von Amphibienarten wird sich höchstwahrscheinlich auch auf andere Arten auswirken, denn Amphibien ernähren sich von Insekten und stellen selbst Nahrung für Vögel, Fische und andere Tiere dar. Im Mai 2006 hat die Europäische Kommission einen Aktionsplan zur Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt bis 2010 verabschiedet, in dem es heißt: "Auf keinem anderen Kontinent wurden so viele Ökosysteme durch Eingriffe des Menschen beeinträchtigt wie in Europa. Beispielsweise werden nur 1 bis 3 Prozent der Waldbestände in Westeuropa als 'vom Menschen unberührt' eingestuft. Seit den 1950er Jahren sind mehr als die Hälfte der europäischen Feuchtgebiete und weite Teile des Ackerbodens mit hohem Naturwert verschwunden, und ein Großteil der Meeresökosysteme in der EU sind zerstört. In Bezug auf die Tierarten in Europa sind 42 Prozent der einheimischen Säugetiere, 43 Prozent der Vögel, 45 Prozent der Schmetterlinge, 30 Prozent der Amphibien, 45 Prozent der Reptilien und 52 Prozent der Süßwasserfische vom Aussterben bedroht. Die Bestände der wichtigsten Seefischarten sind zu gering, um ein Überleben der Art sicherzustellen. Etwa 800 der in Europa beheimateten Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht, und bei niederen Lebensformen wie Wirbellosen und Mikroben vollziehen sich bislang unbekannte aber möglicherweise tief greifende Veränderungen." EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sagte vor einiger Zeit: "Wenn Wissenschaftler vom sechsten Massenaussterben sprechen, dann handelt es sich dabei nicht um Schwarzmalerei. Das letzte Massenaussterben liegt 65 Millionen Jahre zurück und führte zum Aussterben der Dinosaurier."