Versteinerte Embryonen geben ihre Geheimnisse preis
Forschern ist es gelungen, detaillierte dreidimensionale Bilder der inneren Strukturen versteinerter Embryonen zu erstellen, die über eine halbe Milliarde Jahre alt sind. Was diese Bilder zeigen, stellt unser bisheriges Wissen über die Evolution von Insekten und Krustentieren in Frage. Versteinerte Embryonen sind so winzig und zerbrechlich, dass es nur ganz wenige Exemplare gibt. Dennoch wurden sie an mehreren Orten auf der ganzen Welt gefunden. Die klassischen zerstörungsfreien Methoden ermöglichen es den Forschern schon seit geraumer Zeit, die Oberfläche der versteinerten Objekte recht genau zu untersuchen. Das Innere der Fundstücke konnte jedoch nur mit zerstörenden Methoden sichtbar gemacht werden - die dann auch nur aus einem Sichtwinkel einen zweidimensionalen Blick auf das Innere freigaben. Jetzt hat ein Forscherteam mithilfe der so genannten Synchrotronstrahl-Röntgen-Mikrotomographie (synchrotron-radiation X-ray tomographic microscopy - SRXTM) hoch auflösende, dreidimensionale Bilder des Inneren der Embryonen generiert. Die Auflösung ist mit der vergleichbar, die durch destruktive Methoden erreicht wird. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature veröffentlicht. "Weil sie so winzig sind und ihre Konservierung so schwierig ist, sind Embryonen die seltensten aller Fossile. Sie sind lediglich gelatinöse Zellkugeln, die innerhalb von wenigen Stunden zerfallen", erklärte Forschungsleiter Phil Donoghue von der Universität Bristol. "Aber diese Versteinerungen sind immens wertvoll, weil sie Informationen über die evolutionären Veränderungen enthalten, die die Embryonen im Laufe der letzten 500 Millionen Jahre durchlaufen haben. Wir blicken auf die frühesten Formen des Lebens." Die Wissenschaftler haben Embryonen der verschiedensten Arten und in unterschiedlichen Entwicklungsphasen untersucht. So konnten sie anhand der Bilder unter anderem die Struktur der Embryonen ermitteln und klären, wie diese urzeitlichen Tiere miteinander verwandt sind. Auffallend war die Tatsache, dass die versteinerten Embryonen von Arthropoden (Gliederfüßer, also Insekten und Krustentiere) den Embryonen moderner Arthropoden sehr ähneln. Das bedeutet, so die Forscher, dass die Evolutionsgeschichte der Gliederfüßer unter Umständen früher begann, als bisher angenommen. Die Bilder des Innenlebens der Embryonen haben auch dazu beigetragen, dass die Forscher endlich offene Fragen über die evolutionären Verwandtschaftsbeziehungen verschiedener Arten beantworten können. Die Wissenschaftler sind sicher, dass die SRXTM-Technologie bei der Untersuchung versteinerter mikroskopischer Strukturen eine wichtige Rolle spielen wird. Die Technologie "könnte eine ähnliche Revolution in der Paläontologie auslösen wie das Rasterelektronenmikroskop", schreiben sie.
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