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Radfahrer mit Helm sind größerem Risiko ausgesetzt

Autofahrer überholen Radfahrer ohne Helm mit größerem Abstand als solche mit Helm, so das Ergebnis einer neuen Untersuchung aus dem UK. Je näher der Fahrer dem Radfahrer kommt, desto eher kommt es zu einem Zusammenstoß. Dr. Ian Walker, Verkehrspsychologe der Universität Bath...

Autofahrer überholen Radfahrer ohne Helm mit größerem Abstand als solche mit Helm, so das Ergebnis einer neuen Untersuchung aus dem UK. Je näher der Fahrer dem Radfahrer kommt, desto eher kommt es zu einem Zusammenstoß. Dr. Ian Walker, Verkehrspsychologe der Universität Bath, hatte sein Fahrrad bei Fahrten in den Städten Salisbury und Bristol mit einem Ultraschallsensor ausgestattet, um die Daten von überholenden Kraftfahrern aufzuzeichnen. Dabei trug er nur bei der Hälfte der Touren einen Helm. Er wurde zweimal gestreift, beide Male bei Fahrten mit Helm. Zumindest im UK verdoppelte sich die Wahrscheinlichkeit, dass Kraftfahrer einen zu geringen Abstand zu Dr. Walker einhielten, wenn er seinen Helm trug. Mithilfe des Ultraschallgeräts ermittelte Dr. Walker, dass die Kraftfahrer bei seinen Fahrten mit Helm durchschnittlich 8,5 Zentimeter dichter an ihm vorbeifuhren. Die Studienergebnisse werden in der Fachzeitschrift "Accident Analysis & Prevention" veröffentlicht. "Diese Studie zeigt, dass der Fehlerspielraum, den Autofahrer einem Radfahrer lassen, von dessen Erscheinungsbild beeinflusst wird", sagt Dr. Walker. "Indem sie dem Radfahrer weniger Platz lassen, verringern die Fahrer den Sicherheitsabstand, den Radfahrer für Hindernisse auf der Straße wie Kanaldeckel und Schlaglöcher und auch zum Ausgleich eigener Einschätzungsfehler benötigen." Dies ist eine Zwickmühle für Radfahrer, da der Helm den Kopf im Fall eines Unfalls zwar schützt, jedoch mit Helm die Wahrscheinlichkeit steigt, überhaupt einen Unfall zu haben. "Wir wissen, dass Helme im Fall von Stürzen bei niedriger Geschwindigkeit zweckmäßig und daher definitiv gut für Kinder sind. Ob sie jedoch echten Schutz bieten, wenn ein Radfahrer von einem Auto angefahren wird, ist sehr umstritten", so Dr. Walker. Eine mögliche Erklärung von Dr. Walker dafür, dass zu Radfahrern ohne Helm ein größerer Abstand eingehalten wird, ist die Wahrnehmung der Radfahrer durch die Autofahrer. "Wir wissen aus Untersuchungen, dass viele Kraftfahrer Radfahrer als eine separate gesellschaftliche Gruppe betrachten, der sie nicht angehören", führt Dr. Walker aus. "Deshalb könnten Kraftfahrer davon ausgehen, dass Radfahrer mit Helm zuverlässiger, erfahrener und berechenbarer seien als solche ohne Helm", sagt er. "Die Vorstellung, dass behelmte Radfahrer erfahrener sind und wahrscheinlich nichts Unerwartetes tun, würde erklären, warum Kraftfahrer beim Überholen weniger Platz lassen. Tatsächlich gibt es jedoch keinen Grund anzunehmen, dass ein Radfahrer mit Helm erfahrener ist als einer ohne", erklärt er. Seiner Meinung nach sollten Kraftfahrer Radfahrer besser verstehen. Noch beunruhigender für Radfahrer war, dass große Fahrzeuge wie Busse oder Lastwagen noch enger überholten als Autos. Der durchschnittliche Abstand eines Autos beim Überholen eines Fahrrads betrug 1,33 Meter, während Lastwagen im Schnitt 19 Zentimeter und Busse 23 Zentimeter enger überholten. Wie wichtig das Erscheinungsbild ist, zeigte sich, als Dr. Walker eine blonde Perücke trug. Autofahrer hielten weitere 14 Zentimeter Abstand zu der vermeintlichen Radfahrerin ein. Radfahrerinnen sind also in einer besseren Position, die Gründe jedoch werden Dr. Walker noch einige Zeit lang beschäftigen.

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