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Kommission: Forschung muss intensiviert werden, um Biokraftstoffziele zu erreichen

"Europa kann seine Bioenergie- und Biokraftstoffziele nur erreichen, wenn ein grundlegender Wandel durch Erhöhung der Forschungsinvestitionen und Intensivierung des Technologietransfers erreicht wird", so Christian Patermann, Direktor für Biotechnologie, Landwirtschaft und Ern...

"Europa kann seine Bioenergie- und Biokraftstoffziele nur erreichen, wenn ein grundlegender Wandel durch Erhöhung der Forschungsinvestitionen und Intensivierung des Technologietransfers erreicht wird", so Christian Patermann, Direktor für Biotechnologie, Landwirtschaft und Ernährung der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission. Biokraftstoffe sind Kraftstoffe, die aus Biomasse (lebenden Organismen oder ihren Stoffwechselprodukten, z. B. Kuhmist) gewonnen werden. In Bioraffinerien werden Nahrungsmittel wie Zucker, Weizen und andere Getreidearten in erneuerbare Energiequellen umgewandelt, die im Gegensatz zu anderen natürlichen Ressourcen wie Petroleum, Kohle und nuklearen Brennstoffen umweltfreundlich sind. Durch Einsatz der Vergasungstechnik können Biokraftstoffe auch aus Holz gewonnen werden (Biokraftstoffe der zweiten Generation). Auf einer europäischen Konferenz zu Bioraffinerieforschung in Helsinki vertrat Patermann den Europäischen Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik. Patermann betonte, Biokraftstoffe erfüllten in vielerlei Hinsicht die Anforderungen, die der europäische Energiebedarf an Kraftstoffe stelle. "Erstens können Biokraftstoffe in Europa produziert werden und leisten somit einen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Zweitens werden Biokraftstoffe aus Ländern importiert, die kein Öl fördern, sodass die Diversifizierung der Versorgung gewährleistet wird. Drittens sind Biokraftstoffe kurz- bis mittelfristig gesehen die einzigen kohlenstoffneutralen Alternativen, die sich uns bieten und die zur Reduzierung der Treibhausgase beitragen", so Patermann. Im Jahr 2003 wurde eine EU-Richtlinie zur Förderung von Biokraftstoffen verabschiedet, die vorsieht, bis 2010 den Anteil der Biokraftstoffe am Gesamtkraftstoffverbrauch im Straßenverkehr von 0,8 Prozent auf 5,75 Prozent zu erhöhen. 30 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in der EU sind auf den europäischen Verkehrssektor zurückzuführen, der zu 98 Prozent von fossilen Kraftstoffen abhängig ist. Schätzungsweise wird die Erhöhung der CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2010 zu 90 Prozent auf das Konto des Verkehrssektors gehen. In Europa sind bereits einige Schritte zur Förderung von Biokraftstoffen unternommen worden. Die Produktion von Biodiesel ist von 55 000 Tonnen (1992) auf über drei Millionen Tonnen (2005) gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich die Produktion von Bioethanol von 47 500 Tonnen (1993) auf über 700 000 Tonnen (2005) erhöht. Die Produktion von flüssigen Biokraftstoffen ist in der EU-25 dennoch zu niedrig, da sie lediglich zwei Millionen Tonnen Öleinheiten (Mtoe) entspricht und damit weniger als 1 Prozent des Kraftstoffbedarfs am Markt deckt. Da der aktuelle Marktanteil so gering ist, bleibt äußerst ungewiss, ob bis 2010 das EU-Ziel eines Biokraftstoffverbrauchs von 18 Mtoe im Verkehrssektor erreicht wird. In ihrem Biomasseaktionsplan von 2005 erläutert die Kommission, auf welche Weise die Produktion von Kraftstoffen aus Biomasse der Forst- und Landwirtschaft sowie aus Abfällen erhöht werden kann, damit die EU-Ziele für erneuerbare Energie erfüllt werden können. Die Kommission empfiehlt unter anderem, stärker in die Forschung zu investieren und insbesondere Möglichkeiten für die Produktion von flüssigen Kraftstoffen aus Holz und ähnlicher Biomasse zu untersuchen. In ihrer EU-Strategie für Biokraftstoffe von 2006 fordert die Kommission, die Forschung zu Biokraftstoffen der zweiten Generation zu intensivieren. Auch Patermann ist der Ansicht, dass ein erhöhter Bedarf an Forschung besteht, und verweist auf das Siebte Rahmenprogramm (RP7), in dem die Forschung zu modernen Biokraftstoffen und Bioraffinerien als vorrangiger Bereich betrachtet wird. Darüber hinaus sollen vier Europäische Technologieplattformen (ETP) in den Bereichen nachhaltige Chemie, Pflanzen für die Zukunft, nachhaltige Forstwirtschaft und Biokraftstoffe dem RP7 wichtige Anregungen liefern. "Dies soll zur Entwicklung neuer und bedeutender Märkte für innovative 'grüne' Produkte und Verfahren beitragen, neue Arbeitsplätze schaffen und die europäische Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Kurz gesagt, sollen sie zur Entwicklung einer wissensbasierten Biowirtschaft führen", so Patermann. Laut Patermann ermittelt die Kommission zurzeit den Forschungsbedarf der Landwirtschaft für 2015 bis 2020. "Allerdings muss noch mehr getan werden", betonte er und forderte einen ganzheitlichen Ansatz zur Intensivierung der Forschung und Gewährleistung des Technologietransfers. "Wir sollten dieses Problem nicht nur aus einer Perspektive, d. h. von einer bestimmten wissenschaftlichen Disziplin oder einzelnen Politikbereichen ausgehend, betrachten. An diesem Prozess sollten Menschen aus allen Bereichen beteiligt sein: aus Landwirtschaft, Forschung und Innovation, Handel und Verkehr, Energie und Umwelt", lautet das Fazit Patermanns.