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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Umsetzung von Ideen in Produkte in Europa

Mehr Schutz für geistiges Eigentum, engere Beziehungen zwischen Grundlagenforschung und Industrie sowie Motivation von Menschen sind die "Zutaten" für die erfolgreiche Nutzung von Forschungsergebnissen, meinten einige Teilnehmer einer Konferenz am 7. Februar in Brüssel. Auf ...

Mehr Schutz für geistiges Eigentum, engere Beziehungen zwischen Grundlagenforschung und Industrie sowie Motivation von Menschen sind die "Zutaten" für die erfolgreiche Nutzung von Forschungsergebnissen, meinten einige Teilnehmer einer Konferenz am 7. Februar in Brüssel. Auf der Altran-Innovationskonferenz kamen Vertreter der Industrie, Forscher und politische Entscheidungsträger zusammen. Während einige Redner die Plattform nutzten, um Maßnahmen oder Engagement seitens der Hauptbeteiligten im Prozess der Wissensnutzung zu fordern, sprachen andere darüber, was sie vorangebracht hat. Altran vereint 16 000 Hightech- und Innovationsberater weltweit und unterstützt Unternehmen während des gesamten Innovationsprozesses. "Wir Europäer sind nicht schlecht, wenn es darum geht, Ideen vorzubringen. Unser Problem besteht darin, Ideen in Produkte umzusetzen", so der deutsche Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis. "Wir sind schlecht darin, Wissen zu Geld zu machen. Das ist Innovation", sagte er und erläuterte genau, wie das manchmal vage Konzept der "Innovation" definiert werden sollte. "Viele Politiker verwenden das Schlagwort Innovation, ohne zu wissen, wovon sie reden", sagte er weiter. Dem Chief Executive Officer von Altran, Yves de Chaisemartin, zufolge muss sich Europa zwei großen Herausforderungen stellen, wenn es seine Ideen und Forschung besser nutzen möchte: Europa muss Entscheidungen treffen und diese umsetzen, insbesondere in Bezug darauf, wohin EU-Gelder fließen. Außerdem muss es engere Bindungen zwischen Grundlagenforschung und Industrie schaffen. Eine weitere Altran-Perspektive kam von Pascal Brier, dem Stellvertretenden Generaldirektor der Gruppe. Er verglich die Mentalitäten in verschiedenen Interessengruppen und Ländern, um zu erklären, warum die Technologienutzung in Europa häufig hinterherhinkt. Die fehlende Vehemenz der Forschungsgemeinschaft habe nicht dazu beigetragen, Innovation auf die politische Tagesordnung zu bringen. Die europäische Presse berichte zudem im Gegensatz zu der US-Presse selten über neue Technologien. Für Chatzimarkakis sind ein verstärkter Schutz für geistiges Eigentum und eine umfassendere Beratung politischer Entscheidungsträger durch die Industrie von zentraler Bedeutung. "Wir [Abgeordnete] brauchen Informationen - hochwertige Informationen", so Chatzimarkakis. Der Erhalt dieser Informationen von Industrie-Lobbyisten ist nicht problematisch, solange die Quelle bekannt ist. "Deshalb fordere ich Transparenz", sagte er. In Bezug auf geistiges Eigentum warnte er davor, dass China in fünf Jahren bei der Zahl der Patentanmeldungen an Europa vorbeiziehen wird. Er forderte die Industrie auf, geistiges Eigentum zu schützen. "Das ist unser Problem in Europa - wir können nicht verstehen, wie wichtig eine Idee ist, und sie zu Geld machen." Der Europaabgeordnete räumte jedoch ein, dass die Nutzung häufig aufgrund von Kapitalmangel auf der Strecke bleibe. Er führte die Beispiele iPod und Skype an. Beide wurden in Europa erfunden, aber die Idee wurde woanders aufgegriffen. Ray Edgson ist Ventures Director bei Cambridge Consultants im UK. Das Unternehmen hat innerhalb von 30 Jahren 15 Spin-offs gegründet und erzielte mit seinem investierten Kapital einen Ertrag von 50 Prozent. Das erfolgreichste Spin-off ist CSR, Designer und Hersteller des Bluetooth-Chip, das einen Marktanteil von 60 Prozent für drahtlose Kommunikation mit geringer Reichweite besitzt. Cambridge Consultants hat eine fünf Punkte umfassende Checkliste für erfolgreiche Spin-offs: Auswahl eines Vorhabens, Motivation von Menschen, Partnerschaften, Zurückhaltung von Mitteln und Organisation. Die Chancen für die Auswahl eines erfolgreichen Investitionsvorhabens steigen erheblich, wenn Personen sowohl mit Technologie- als auch mit Marktkenntnissen an der Bewertung einer Idee beteiligt sind, so Edgson gegenüber CORDIS-Nachrichten. Sobald die jeweiligen Experten vorhanden sind, sollten sie nach einer Idee Ausschau halten, die den Status Quo durchbricht. Und schließlich sollte eine unabhängige Validierung der Idee erfolgen. Gespräche mit potenziellen Kunden in einer frühen Phase können außerdem den zusätzlichen Vorteil haben, dass ein Unternehmen einwilligt, gemeinsam mit dem ursprünglichen Anleger zu investieren, und den Entwicklern das nötige Vertrauen geben, um ihre Idee voranzutreiben. "Es gibt eine enorme Verbindung zwischen großartigen Menschen und großartigen Ergebnissen", so Edgson. Bei Cambridge Consultants wurde mit Vorhaben, die ohne die Beteiligung eines Leiters durchgeführt wurden, kein Geld verdient, wohingegen umso mehr Geld gemacht wurde, je höher die Zahl der beteiligten Investoren war. Wenn gute Leute bereit sind, Verpflichtungen einzugehen, bestätigt dies, dass die Idee gut ist. Gute Leute beeindrucken auch die Investoren und gewinnen andere gute Leute für das Unternehmen. Es ist auch wichtig, die Investoren bei Laune zu halten. "Die meisten Unternehmer werden durch Anerkennung motiviert", so Edgson. Die Eigentümer des Spin-offs müssen daher eine Möglichkeit finden, die Früchte ihres Erfolgs mit dem Unternehmer zu teilen. Das Eingehen der richtigen Partnerschaften kann für ein Spin-off ebenfalls entscheidend sein. Die richtigen Partner werden dem Produkt oder der Idee schnelleren und umfassenderen Marktzugang verschaffen. Die Verbindung zu einem guten Partner werde auch andere Investoren anziehen, erklärte Edgson. Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg ist das Zurückhalten von Mitteln, damit Kapital verfügbar ist, wenn die Zeit zur Nutzung einer Möglichkeit gekommen ist. "Man weiß nicht immer, wann sich ein Markt ändern und eine neue Technologie annehmen wird. Die Chance geht verloren, wenn das Geld bis dahin ausgegangen ist", so Edgson gegenüber CORDIS-Nachrichten. Die optimale Strategie ist daher, eine Möglichkeit zu finden, das neu gegründete Unternehmen in Bezug auf den Barmittelverbrauch auf Sparflamme laufen zu lassen, bis die Zeit für die Marktnutzung gekommen ist. Die letzte Regel von Cambridge Consultants ist Selbstverwaltung für das Spin-off. Die Gewährung von Unabhängigkeit für das Spin-off bedeutet nicht nur, dass es in der Lage ist, das Unternehmen auf optimale Weise für die Idee einzurichten, sondern sie schützt Cambridge Consultants auch vor Risiken, die das Unternehmen möglicherweise eingeht. Diese Tipps sind eindeutig ein Erfolgsrezept, denn von den 15 von Cambridge Consultants gegründeten Spin-offs bestehen noch 13, fünf haben Kapital durch Börsengänge beschafft, drei wurden verkauft und nur zwei sind Konkurs gegangen.