"Der Klimawandel hat bereits Europas Meere erreicht, sagt", die GFS
Der Klimawandel zeige bereits erhebliche Auswirkungen auf die Meere und Küsten Europas. Darüber hinaus müssten sich alle Strategien, mit denen diese Auswirkungen gemildert werden sollen, auch mit der weitreichenderen Ausbeutung der Meere und Küsten durch den Menschen befassen, lautet es in einem Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission. Der Bericht "Marine and Coastal Dimension of Climate Change in Europe: A report to the European Water Directors" (Das Ausmaß des Klimawandels in Europa auf Meere und Küsten: Ein Bericht an die europäischen Direktoren für Gewässerfragen) wurde auf einem Symposium zu Klimawandel und Gewässer, das von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft veranstaltet wurde, vorgestellt. Forschungsergebnisse zeigen, dass der Klimawandel nicht alle europäischen Gewässer gleichermaßen betrifft. Während die Meerestemperaturen um Schottland herum um ungefähr 1 Grad Celsius in den vergangenen 20 Jahren gestiegen sind, beträgt dieser Wert für das Mittelmeer nur 0,5 Grad Celsius. Gleichermaßen schwankt der Anstieg des Meeresspiegels rund um Europa zwischen 0,8 mm und 3 mm pro Jahr. Gleichzeitig treten gefährliche Wetterphänomene wie Wolkenbrüche, Sturmfluten und Überschwemmungen immer häufiger auf. Veränderungen des Meeresspiegels haben schwerwiegende Nebenwirkungen auf andere Aspekte der Küstenumwelt, da diese sich auf das Gezeitenverhalten sowie auf die Meeresvereisung und -verdunstung auswirken. Weitere Aspekte der Meeresumwelt, an denen sich bereits die Auswirkungen des Klimawandels ablesen lassen, betreffen Wetter- und Kohlenstoffkreislauf, wodurch die Meere immer saurer werden, da sie immer mehr Kohlendioxid absorbieren. Ebenso wurden durch den Temperaturwandel Warmwasserspezies nach Norden gedrängt, was zu einer Abnahme der Kaltwasserspezies geführt hat. Seit den 1960er Jahren hat die auffallend schnelle Verringerung der Anteile dominanter Zooplanktonarten zu Veränderungen in der Zusammensetzung der Nordseefischbestände geführt und zusammen mit der Überfischung zur fast vollständigen Auslöschung des wirtschaftlich wichtigen Kabeljaubestands. Dieser letzte Punkt zeigt, wie Aktivitäten des Menschen, wie Fischerei, Energieproduktion, Handel und Tourismus, die Auswirkungen des Klimawandels noch verschlimmern können. An der Forschungsfront bemerkt der Bericht, dass "es einen Bedarf für eine anhaltende Förderung gibt, um die Sammlung und Analyse langfristiger Daten zu ermöglichen, um die Auswirkungen der Klimaänderungen zu bewerten und diese von anderen durch den Menschen oder die Natur hervorgerufenen Veränderungen in den Ozeanen und Meeren abzukoppeln, und um nachhaltige Überwachungs- sowie Bewertungskapazitäten aufzubauen." Zusätzliche Grundlagenforschung zu den Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Übersäuerung der Gewässer, auf die Interaktionen in der Nahrungskette und den Kohlenstoffkreislauf ist genauso nötig wie ein europäisches Netzwerk zur Beobachtung der Meere und Küsten, das uneingeschränkten Zugang zu Daten in Echtzeit bietet. Auf globaler Ebene ist die Zusammenarbeit mit Drittländern von wesentlicher Bedeutung, wenn im Konflikt stehende Situationen bei der Anwendung von Plänen zur Linderung und Anpassung auf Meeresressourcen vermieden werden sollen. Der Bericht hebt auch hervor, dass ein Mechanismus benötigt werde, mit dem sichergestellt wird, dass die aus der Forschung gewonnenen Daten und Informationen die Entscheidungsträger und Benutzer des marinen Ökosystems auch erreichen. Die Autoren merken an, dass alle europäischen Strategien zu Gewässerfragen, wie die Wasserrahmenrichtlinie einheitlich in ganz Europa angewandt werden müssten. "Am wichtigsten ist allerdings, dass die Europäische Strategie für die Meeresumwelt, als Umweltpfeiler des europäischen Grünbuchs zur Meerespolitik, ein einmaliges Instrument für den Schutz der Meeresumwelt in Europa darstellen würde, in dem sie Probleme in einer ganzheitlichen Weise betrachtet. Dazu gehören auch die heutigen und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels", heißt es im Bericht.