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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Forschung stellt Laktoseintoleranz bei frühen Europäern fest

Britische und deutsche Forscher haben die DNA von jungsteinzeitlichen Skeletten analysiert und den ersten Beweis für die Laktoseintoleranz frühzeitlicher Europäer gefunden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffent...

Britische und deutsche Forscher haben die DNA von jungsteinzeitlichen Skeletten analysiert und den ersten Beweis für die Laktoseintoleranz frühzeitlicher Europäer gefunden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht. Heute besitzen über 90 % der nordeuropäischen Bevölkerung das Gen, mit dem Milch verdaulich wird. Es ist auch bei manchen Völkern Afrikas und des Mittleren Ostens vorhanden, fehlt allerdings weltweit bei den meisten Erwachsenen. "Milch trinken zu können ist das nützlichste Merkmal, das sich in der jüngsten Vergangenheit bei den Europäern entwickelt hat. Ohne das Laktase-Enzym führt der Milchgenuss bei Erwachsenen zu Blähungen und Durchfall", erklärt Mark Thomas vom University College London, einem der Forschungspartner. Obwohl man die Vorzüge einer Laktasepersistenz bisher noch nicht ganz nachvollziehen kann, wird angenommen, dass sich die Bevölkerungsteile weiter entwickeln konnten, denen ständig Milch zur Verfügung stand, im Vergleich zum jahreszeitlich bedingten Auf und Ab der Ernten. Milch ist sehr nährreich und im Gegensatz zu Flusswasser wird sie von Parasiten nicht befallen, was sie zu einem sichereren Getränk macht. "Insgesamt hat die Fähigkeit, Milch verdauen zu können, manchen Europäern der Frühzeit einen großen Überlebensvorteil gesichert", bemerkt Dr. Thomas. Bereits seit einiger Zeit wissen die Wissenschaftler, dass Menschen in der Frühzeit Milch nicht verdauen konnten. Man war sich allerdings nicht ganz sicher, wann dieser Übergang von der Laktoseunverträglichkeit zur Laktoseverträglichkeit erfolgte. Die Forscher vom UCL und der Gutenberg-Universität Mainz entnahmen Proben von jungsteinzeitlichen Skeletten, die aus der Zeit zwischen 5.840 und 5.000 vor Christus stammten. Sie fanden heraus, dass das Gen, das unsere Fähigkeit zur Milchverdauung steuert, in diesen Proben nicht vorhanden war. "Unsere Studie bestätigt, dass diese Variante des Laktasegens aus evolutionärer Sicht erst sehr spät aufgetreten ist und dass dieses sich verbreiten konnte, weil es seinen Trägern einen wesentlichen Überlebensvorteil gab. Anhand von Genanalysen in der heutigen Population hatten Wissenschaftler bereits darauf geschlossen. Wir haben dies nun bestätigt, indem wir zeitlich zurückgegangen sind und uns alte DNA angeschaut haben", erklärt Dr. Thomas. Außer der Bestimmung des Evolutionszeitpunkts der Laktoseverträglichkeit versuchten die Forscher auch eine Theorie zu hinterfragen, nach der die Fähigkeit zur Verdauung von Milch in manchen europäischen Bevölkerungsteilen zur Verbreitung der Vieh- und Milchwirtschaft geführt haben soll. Stattdessen fanden die Forscher heraus, dass sich die Laktasepersistenz erst nach dem Aufkommen der Vieh- und Milchwirtschaft verbreitet hatte, die vor ungefähr neuntausend Jahren in Europa ihren Anfang nahm. Die Forschungsarbeit wird jetzt in einem nächsten Schritt die verschiedenen Verträglichkeitsgrade in Europa untersuchen. "Es ist auffällig, dass beispielsweise heute rund acht Prozent der Südeuropäer keine Laktose vertragen können, obwohl die ersten Milchbauern in Europa wahrscheinlich in diesen Regionen lebten. Dank Computersimulationen und DNA-Tests erhalten wir jetzt die ersten flüchtigen Eindrücke eines umfassenderen Bildes des frühzeitlichen Europas", sagt Dr. Thomas.

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Deutschland, Vereinigtes Königreich