DAMOCLES: Den Klimawandel in der Arktis verstehen lernen
Die schnell steigenden Temperaturen in der Arktis bedeuten, dass der Arktische Ozean bis zum Sommer 2060 eisfrei sein könnte. Dies wird schwerwiegende Auswirkungen auf Umwelt und menschliche Aktivitäten haben, angefangen bei der Fischerei bis hin zur Erdöl- und Erdgasproduktion. Mangels Daten gibt es aber immer noch klaffende Lücken in unserem Wissen und unserem Verständnis um das Klimasystem der Arktik. Das DAMOCLES-Projekt (Developing Arctic Modelling and Observing Capabilities for Long-term Environmental Studies), an dem über 40 Partner aus der EU und darüber hinaus beteiligt sind, versucht jetzt, diese Lücken zu schließen. Es wird unter dem Sechsten Rahmenprogramm der EU mit einer Summe von 16,1 Millionen Euro gefördert und stellt einen zentralen Beitrag Europas zum Internationalen Polarjahr dar, das gerade begonnen hat. "Das wichtigste Anliegen des DAMOCLES-Projekts ist die Erforschung des Schicksals des Meereises", berichtet Projektkoordinator Jean-Claude Gascard von der Pierre-und-Marie-Curie-Universität den CORDIS-Nachrichten. Um zum wachsenden Verständnis der laufenden Veränderungen im arktischen System 'Atmosphäre-Eis-Ozean' beizutragen, planen die Projektpartner die Entwicklung eines umfassenden Überwachungs- und Beobachtungsrahmens. In der rauen Umwelt der Arktis gestaltet sich die Datensammlung extrem schwierig. Während die Forscher Daten aus bestehenden Quellen, wie z.B. Satelliten, sammeln, werden sie auch innovative Technologien entwickeln, um Daten über Eis, Ozean und Atmosphäre auch im extremen Norden zu erheben. Zu den wichtigsten Prioritäten des Projekts gehört die Entwicklung von Techniken zur Messung der Eisdicke. "Wir möchten verstehen, warum das Meereis sich verändert oder ob das mehrjährige Eis abschmilzt und durch erstjähriges Eis ersetzt wird. Deshalb benötigen wir unbedingt eine neue Technik zur Messung der Eisdicke, mehr als zur Messung der Eisausdehnung", erklärte Professor Gascard. Über die Koordination von DAMOCLES hinaus trägt Professor Gascard durch die Untersuchung der Beschaffenheit des Ozeans unter der Eisdecke auch zu den Forschungsarbeiten des Projekts bei. "Selbst wenn DAMOCLES ein Projekt ist, bei dem das Eis die zentrale Rolle spielt, müssen wir verstehen, was in der Atmosphäre genau darüber oder im Ozean darunter abläuft", sagte er. "Unsere Hauptaufgabe in unserem Labor in Paris ist es, die Struktur des Ozeans genau unterhalb des Eises zu untersuchen." In Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit haben die Projektpartner jetzt eine Wanderausstellung ins Leben gerufen, in der die breite Öffentlichkeit über die Arktisforschung und speziell über die Arbeiten des DAMOCLES-Projekts informiert wird. "Die Arbeit von DAMOCLES ist sehr kompliziert. Es ist eine riesige Unternehmung, an dem Schiffe, Flugzeuge, Eisbrecher und Satellitenaufnahmen beteiligt sind und eine sehr komplizierte technische Ausrüstung unter dem Eis und im Ozean aufgestellt ist", sagte Richard de Ferranti der International Polar Foundation. "Zu erklären, wie das Ganze funktioniert und wie es zu unserem Wissen über die Arktis beitragen wird und dies auch noch so weiterzugeben, dass möglichst viele Menschen erreicht werden können, war schon eine große Herausforderung. Aber wir haben uns bemüht, unsere Botschaft so klar und ansprechend wie möglich zu gestalten." Die Ausstellung ist derzeit im Naturwissenschaftlichen Museum in Brüssel, Belgien, zu sehen und wird dann im Laufe des Internationalen Polarjahres in vielen weiteren Städten Europas zu besichtigen sein. Zu den ersten Besuchern gehörte EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik, der DAMOCLES als ein hervorragendes Beispiel für die Unterstützung der Klimaforschung durch das Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung der EU hervorhob.