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EWS-Bericht: Klimawandel bedroht Europas Meeresflora und -fauna

Die in den europäischen Meeren lebenden Arten bekommen die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu spüren und migrieren bereits Richtung Norden. Dies belegt ein Bericht des Marine Board der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS). Dem Bericht zufolge beginnen atlantische Art...

Die in den europäischen Meeren lebenden Arten bekommen die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu spüren und migrieren bereits Richtung Norden. Dies belegt ein Bericht des Marine Board der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS). Dem Bericht zufolge beginnen atlantische Arten als Folge der weltweit steigenden Temperaturen in die weiter nördlich gelegenen Meere zu wandern, wo ursprünglich nur arktische Arten lebten. Gleichzeitig drängen subtropische Arten in die südlichen Gewässer vor, die bisher Arten der gemäßigten Breiten vorbehalten waren. Der jüngste Bericht des Marine Board der EWS "Impact of climate change on European marine and coastal environment - Ecosystem approach" ("Auswirkungen des Klimawandels auf die europäische Meeres- und Küstenumwelt - Ein Ökosystem-Ansatz") zeigt, wie sich sogar die aktuellen moderaten Klimaszenarios auf die europäische Meeresumwelt auswirken. Die Studie beschreibt detailliert die Folgen des Klimawandels für die europäischen Meere, einschließlich Arktis, Barentssee, Nordmeer, Ostsee, Nordsee, nordöstlicher Atlantik, Keltischer Schelf, Biskaya, iberische Aufwölbung, Mittelmeer und Schwarzes Meer. Den Forschungen zufolge hat der Rückgang des Eises in der nördlichen Arktis und der Barentssee die offensichtlichsten Temperaturveränderungen für die Meeresumwelt ausgelöst. Die offene Systemstruktur dieser Meere zeigt, wie Klimaveränderungen weitere Wanderungen der Meeresorganismen nach Norden hervorrufen. Die Veränderungen in der Verteilung der Organismen, vom Phytoplankton bis zu den Meeressäugern und Seevögeln, könnten dazu führen, dass sich nicht einheimische Arten in der Arktis niederlassen. Dies wiederum würde einen weiteren geografischen Rückzug der einheimischen arktischen Arten auslösen - mit dem möglichen Ergebnis, dass einige Arten vollständig verschwinden, fürchtet das Autorenteam. Darüber hinaus hat der zunehmende Zufluss von Süßwasser in die Ostsee dazu geführt, dass sich dort vermehrt Brackwasser- und sogar Süßwasser-Arten ausbreiten. Gleichzeitig erleichtert es der von den Temperaturveränderungen ausgelöste Verlust einheimischer Arten in geschlossenen Systemen, wie zum Beispiel dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer, den nicht einheimischen Organismen, in diese Meere einzudringen. Meeresökologin Dr. Katja Philippart vom Königlich-Niederländischen Institut für Meeresforschung gelangt zu dem Fazit, dass "es jetzt erdrückende wissenschaftliche Beweise gibt, dass der Klimawandel eine ernsthafte globale Bedrohung ist, die dringend globale Antworten erfordert, und dass der Klimawandel von menschlichen Aktivitäten ausgelöst wurde". Das Marine Board der EWS empfiehlt den Wissenschaftlern, eine Open Access-Datenbank für Meeresumweltinformationen einzurichten, um Art und Geschwindigkeit der Folgen des Klimawandels auf das europäische Meeresleben sowie auf Meeres- und Küstengewässer ermitteln zu können. Das Marine Board der EWS wurde 1995 von der EWS und der Europäischen Kommission aus der Erkenntnis heraus gegründet, dass die Koordination der europäischen Meereswissenschaftsorganisationen (sowohl Forschungs- als auch Geberorganisationen) verbessert werden muss und eine Meereswissenschaftsstrategie in Europa notwendig ist.