Die Zukunft der Kunststoffelektronik
Eine neue elektronische Industrie steht kurz vor ihrem Auftritt auf der europäischen Bühne und ein Unternehmen spielt bei dieser Entwicklung eine Vorreiterrolle. Anfang dieses Jahres hat das junge Technologieunternehmen Plastic Logic aus dem Vereinigten Königreich bekannt gegeben, dass es einen Betrag von 100 Mio. USD (76 Mio. EUR) Risikokapital sichern konnte, mit dessen Hilfe es die weltweit erste kommerzielle Fabrik für die Fertigung von Kunststoffelektronik baut. Die Hauptfunktion der Fabrik wird die Steigerung der kommerziellen Produktion von Anzeigegeräten für elektronische Leseprodukte nach dem Prinzip "take anywhere, read anywhere" sein. Mithilfe eines von dem Unternehmen entwickelten Verfahrens wird die Anlage Displays herstellen, die nach den Ansprüchen der Entwickler fast so flexibel sind wie Papier und genauso aussehen und sich auch so anfühlen werden. Der Marketingleiterin Anusha Nirmalananthan zufolge wird diese Technologie die digitale Anzeigetechnik revolutionieren. "Unsere flexiblen Displays werden dünn, leicht und robust sein und elektronische Leseprodukte ermöglichen, von denen man so bequem und natürlich lesen kann wie von Papier", sagte sie den CORDIS-Nachrichten. "Echtzeit-Verbindungen werden es den Anwendern erlauben, sich ein Buch oder eine Zeitung herunterzuladen und sie zu lesen, wo immer sie sind und wann immer sie wollen. Da die Batterie für Tausende von Seiten reichen wird, brauchen sich die Anwender keine Gedanken über das Aufladen machen", fügte sie hinzu. Plastic Logic ist aus dem Cavendish Laboratory der Universität Cambridge hervorgegangen und hat unter dem Fünften und dem Sechsten Rahmenprogramm an zwei EU-geförderten Projekten teilgenommen, DISCEL und NAIMO. Innerhalb von NAIMO hatte es eine führende Rolle bei der Entwicklung von Nano-Produktionstechniken eingenommen, die nun bei der Herstellung der intelligenten Kunststoffmaterialien für die neuen flexiblen Displays eingesetzt werden. "Dies ist eine Technologie, bei der Europa weltweit eine Führungsposition innehat, und EU-Förderung für Projekte wie NAIMO half sicherzustellen, dass wir am Ende des Rennens die Gewinner sind und nicht nur anfangs vorne lagen", sagte Stuart Evans, Geschäftsführer von Plastic Logic. Obwohl Kunststoff-Halbleiter seit ihrer Entdeckung in den 1960er Jahren bekannt sind, ist ihre erfolgreiche Kommerzialisierung eine neue und aufregende Entwicklung, speziell, wenn sie in Europa stattfindet. Das Unternehmen hat Dresden im 'Silicon Saxony' (Silizium-Sachsen) in Ostdeutschland wegen der großen Tradition der Stadt im Bereich der mikroelektronischen Forschung als Standort für seine neue Fabrik ausgewählt. Die Produktionsanlage wird eine einfache Reihe von Bearbeitungsverfahren zum Bau von Aktiv-Matrix-Rückwandplatinen auf Plastik-'Substraten' - dem Material auf dem Schaltkreise gebildet werden - einsetzen, die durch die Kombination mit Oberflächenmaterial für elektronisches Papier dazu genutzt werden, die dünnen, leichten und widerstandsfähigen Displayteile herzustellen. Das Unternehmen wird mit der Massenproduktion der 10-Zoll-Displaymodule (25 cm) mit 150 Pixeln pro Zoll und 16 Graustufen Mitte des Jahres 2008 beginnen. Mit dem Ziel von einer Million Kunststoffhalbleiterbögen im ersten Jahr und 2,2 Millionen im darauf folgenden Jahr prognostiziert Plastic Logic, dass der weltweite Jahresumsatz bis 2010 auf 41,6 Millionen Einheiten anwachsen könnte. Mit der Eröffnung des neuen Gebiets der Kunststoffelektronik sind viele der Elektronikriesen darauf aus, sich von den Entwicklungen in der Kunststoffelektronik eine Scheibe abzuschneiden. Von der französisch-amerikanischen Gruppe Alcatel-Lucent bis zu Philips aus den Niederlanden und von Hitachi aus Japan bis zu Samsung aus Südkorea arbeiten alle an Kunststoffhalbleitern oder beobachten mindestens deren Entwicklung. Frau Nirmalananthan zufolge erschaffen Wissenschaftler "eine neue Elektronikindustrie, die die Siliziumtechnologie erheblich ergänzen wird." "Was noch mehr zählt: wir sind unseren Konkurrenten um zwei Jahre voraus", sagte sie.
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