Europa, Brasilien und China vereinen ihre Kräfte für eine Open-Source-Plattform
Europa, Brasilien und China haben ihre Kräfte für den Start einer globalen Plattform vereint, um den Einsatz von Free/Libre Open Source Software (FLOSS) in Unternehmen, Regierungen und Hochschulen zu fördern. Die Zielsetzung des unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der Europäischen Kommission geförderten QualiPSo-Projekt - QualiPSo steht für Quality Platform for Open Source Software - ist, "Open Source als einen Hebel für die Stärkung der europäische Wettbewerbsfähigkeit, die Wachstumsbeschleunigung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und die Durchführung der i2010-Strategie für Wachstum und Beschäftigung einzusetzen." Mit der Entwicklung von FLOSS hofft das Projekt, diese Ziele zu erreichen. Dabei soll FLOSS in eine kostengünstige und flexible Alternative zur geschützten, proprietären Software entwickelt werden, die genauso zuverlässig ist, wie es traditionell von einer nicht frei erhältlichen Software erwartet wird. Viviane Reding, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien äußerte sich zu diesem Thema: "Software-Technologien sind wichtig, da sie den Mehrwert, das Wissen und die Flexibilität liefern, die für einen Wettbewerbserfolg auf den heutigen Innovationsmärkten erforderlich sind." "In einer Industrie mit einem derzeitigen Volumen von 67 Milliarden Euro in der EU sind Software und Services für unseren zukünftigen Wohlstand und selbst für unser wirtschaftliches Überleben maßgeblich, denn diese beiden Komponenten sind das Blut aller Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen", fügte sie hinzu. Zu den 20 Gründungsmitgliedern des Projekts gehören Technologieexperten, Regierungsreferate und Hochschulinstitute. Dies sind unter anderem das Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS), INRIA (das Französische nationale Forschungsinstitut für Computerwissenschaften und Automatisierung), die staatliche Universität Sao Paulo, die Technische Hochschule von Südchina/Forschungszentrum für Middleware Guangzhou, die französische Gendarmerie, Bull, Siemens und Thales. Die Mitglieder planen die Einrichtung von sechs Kompetenzzentren, um die Verbreitung und Akzeptanz einer Open-Source-Software zu fördern - vier in Europa, eines in China und eines in Brasilien. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Verbesserung der Qualität von Open-Source-Software und der Verbreitungspraktiken. Die Kompetenzzentren sollen 2008 eröffnet werden. Die ersten Ergebnisse aus dem laufenden Projekt werden bereits Ende 2007 erwartet. Die Kompetenzzentren werden u.a. folgende Aktivitäten ausführen: - Verbesserung der rechtlichen Qualität von Open-Source-Software (OSS); - Bestimmung von Methoden, Entwicklungsverfahren und Geschäftsmodellen; - Bereitstellung von Versuchsprogrammen und geeigneten Stacks für die Integration, um die Interoperabilität von OSS nachzuweisen; - Implementierung vorbildlicher Verfahren im Informationsmanagement, um die Produktivität bei der Entwicklung von OSS und den Support zu verbessern; - Untersuchung der Merkmale, mit denen das Vertrauen in Open-Source gestärkt werden kann; - Entwicklung eines neuen Ansatzes zur Qualitätsbewertung von OSS, ähnlich dem des Capability Maturity Modells (CMM oder Reifegradmodell); - Konzipierung und Implementierung der 'QualiPSo Factory', einer integrierten Entwicklungsumgebung der nächsten Generation; - Entwicklung eines dauerhaften Expertennetzwerks, das sich mit der Qualität von OSS für Unternehmens-EDV beschäftigt; - Werbung für OSS auf politischer Ebene, durch Beförderung von Gesetzen und Vorschriften, die OSS unterstützen; - Förderung und Anregung des praktischen Einsatzes von QualiPSo-Methoden und Werkzeugen. Anfang dieses Jahres stellte eine Studie der Generaldirektion Unternehmen der Europäischen Kommission fest, dass FLOSS eine einmalige Gelegenheit bieten könnte, neue Softwareunternehmen in Europa zu gründen und den Zielen von Lissabon, Europa zur wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaft bis 2010 zu machen, etwas näher zu kommen.
Länder
Brasilien, China