CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

IKT-Investitionen zahlen sich aus, sagt i2010-Bericht

Der Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bleibt weiterhin einer der dynamischsten Sektoren in Europa, trotz eines Rückgangs des Marktwachstums im Jahr 2006. Laut des zweiten i2010-Jahresberichts ist es der Sektor, der die ersten Anzeichen einer grundle...

Der Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bleibt weiterhin einer der dynamischsten Sektoren in Europa, trotz eines Rückgangs des Marktwachstums im Jahr 2006. Laut des zweiten i2010-Jahresberichts ist es der Sektor, der die ersten Anzeichen einer grundlegenden Veränderung in Richtung einer wissensgestützten Wirtschaft zeigt. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Bericht stellt fest, dass der IKT-Sektor weiterhin schneller wächst als Europas Gesamtwirtschaft. Zwischen 2000 und 2004 trug der Sektor beinahe 50% zum Produktivitätswachstum bei. 2006 allerdings ist die Wachstumsrate im Vergleich zum Vorjahr von 4,2% auf 2,9% gesunken. Dies war erwartet worden, heißt es im Bericht, da sich viele IKT-Produkte und -Dienstleistungen zu Massenprodukten entwickelt haben, was zu einer Verlangsamung führte. Eine der großen Veränderungen 2006 war die Verlagerung weg von elektronischen Kommunikationsdiensten, hin zu Software- und IT-Diensten. Obwohl sie mit 45% zum IKT-Sektor beitragen, ging die Wachstumsrate der elektronischen Kommunikationsdienste 2006 auf 1,4% zurück, verglichen mit 3,5% in 2005. Der Bericht führt diesen Rückgang auf eine Verlangsamung des Wachstums von stationären und mobilen Sprachdiensten zurück. Dagegen hatten die Software- und IT-Dienste die höchsten Wachstumsraten, mit Anteilen am gesamten Sektor von 11% beziehungsweise 20%. Es scheint als sei der Software-Markt der EU so dynamisch wie der US-amerikanische und der japanische Markt. Bei den IT-Diensten wird allerdings in Europa ein niedrigeres Wachstum als in den USA erwartet. Europa ist auf dem Weg, eine wissensgestützte Gesellschaft zu schaffen, behauptet der Bericht. Beleg dafür ist der positive Trend mit einem Rekordwachstum für Breitbandverbindungen in 2006. Im letzten Jahr gab es insgesamt 20,1 Millionen neue Anschlüsse, verglichen mit 19,2 Millionen in 2005 und 12,5 Millionen in 2004. Die stärkste Verbreitung (30%) ist in den Niederlanden und Dänemark zu verzeichnen. Ein großer Teil dieser neuen Anschlüsse geht auf europäische Unternehmen zurück. Schätzungsweise benutzen fast drei Viertel der Unternehmen bereits Breitbandverbindungen. Allerdings sind die Auswirkungen von IKT auf zentrale Geschäftsprozesse weniger sichtbar, heißt es in dem Bericht. Nur 14% der Unternehmen in der EU verkaufen über das Internet und ein etwas geringerer Anteil hat automatische Verbindungen zu seinen Geschäftspartnern eingerichtet. Trotzdem lässt sich bei beiden Indikatoren ein leicht positiver Trend beobachten. Rund 64% der EU-Unternehmen haben eine Website, aber nur ein kleiner Teil von ihnen nutzt sie, um Dienste für ihre Geschäftspartner anzubieten. Solche Dienste könnten einen Onlinekatalog oder Preisinformationen enthalten. Im Bereich des E-Governments wurden allerdings stetige Verbesserungen verzeichnet, wobei fast die Hälfte der Unternehmen elektronische Formulare nutzen. Insgesamt wurden Online-Dienste 2006 immer ausgereifter. Die Kommission schätzt die IKT-Ausgaben der öffentlichen Verwaltung in der EU auf ungefähr 36,5 Milliarden Euro und die für das E-Government im Jahr 2004 auf 11,9 Milliarden Euro. Diese Investition treibt die Verfügbarkeit von Behördendiensten im Internet an, heißt es im Bericht. Die Autoren schätzen, dass fast die Hälfte der 20 Basisdienste in den EU-Mitgliedstaaten vollständig über das Internet abgewickelt werden. Auch einzelne Personen machen vermehrt Gebrauch von neuen Online-Diensten. Ein großer Trend ist die Entwicklung neuer Anwendungen für die Beteiligung der Nutzer an der Erstellung und der Verbreitung von Inhalten, der auf die Zusammenführung von Breitbandnetzen, Diensten für Online-Inhalte und elektronischen Geräten zurückzuführen ist. Beliebte Anwendungen wie zum Beispiel Blogs, Podcasts, Wiki oder Videosharing ermöglichen es den Nutzern, einfach Texte, Videos oder Bilder zu erstellen und miteinander zu teilen. Marktforschungen zu diesem aufkommenden Sektor nehmen an, dass die Erträge in Europa bis 2010 auf 8,3 Milliarden Euro ansteigen könnten, mit einer Wachstumsrate von 400% in den nächsten fünf Jahren. Trotz dieser positiven Entwicklungen gäbe es aber keinen Platz für Selbstzufriedenheit, sagt Viviane Reding, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien. "Die europäischen IKT-Unternehmen sind aufgrund der regulatorischen Fragmentierung des EU-Binnenmarkts, die das Entstehen europaweiter Dienste blockiert und Anbieter von elektronischen Kommunikationsdiensten und Software-Unternehmen im weltweiten Wettbewerb schwächt, noch immer nicht in der Lage, Größenvorteile zu nutzen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen sich stärker darum bemühen, bestehende Hürden zu beseitigen, damit vor allem Online-Dienste besser vom EU-Binnenmarkt profitieren können", sagt sie. Andere Hürden für das Wachstum umfassen die digitale Kluft und die geringen Investitionen in IKT-Forschung und -Entwicklung. Der Bericht mahnt, dass trotz Zunahmen bei Investitionen auf nationaler und europäischer Ebene noch mehr benötigt würde, wenn Europa sein Ziel einer Anhebung der Forschungsausgaben auf 3% des BIP bis 2010 erreichen will. Der diesjährige i2010-Bericht stellt darüber hinaus zentrale Themen für die Zukunft heraus, die im Rahmen einer Bewertung der i2010-Strategie zu einem späteren Zeitpunkt in 2007 debattiert werden. Diese umfassen die Einschätzung der politischen Folgen der aufkommenden Trends bei Netzwerken und Internet, die Verstärkung der Nutzerperspektive bei IKT-Innovation sowie die Verbesserung des Wachstums durch die Beseitigung künstlicher "nationaler Grenzen" für Online-Dienste. Die Bewertung wird mit einem runden Tisch zu Netzwerken der nächsten Generation und zum Internet beginnen.