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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Bericht bezeichnet Biotechnologie als wesentlich für die EU-Wirtschaft

Einer neuer Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission zeigt auf, dass Biotechnologie bereits wesentlich zur europäischen Wirtschaft und zu den Fortschritten der zentralen Politikbereiche der EU beiträgt. Biotechnologie gilt als zentrale Technolog...

Einer neuer Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission zeigt auf, dass Biotechnologie bereits wesentlich zur europäischen Wirtschaft und zu den Fortschritten der zentralen Politikbereiche der EU beiträgt. Biotechnologie gilt als zentrale Technologie bei der Unterstützung der EU-Strategien zu Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum, Beschäftigung und nachhaltiger Entwicklung. Trotzdem gab es bis jetzt einen Mangel an Daten darüber, wo und wie biotechnologische Produkte und Verfahren eingesetzt werden. Der neue Bericht "Consequences, Opportunities and Challenges of Modern Biotechnology for Europe" (Konsequenzen, Möglichkeiten und Herausforderungen der modernen Biotechnologie für Europa) stellt die erste umfassende Bewertung des Beitrags der Biotechnologie zu den Zielen der Unionspolitik dar. Das Dokument wurde bereits von der Europäischen Kommission für ihre Halbzeitbilanz der Strategie für Biotechnologie herangezogen, die in der ersten Hälfte des Monats veröffentlicht wurde. Insgesamt stellt der Bericht fest, dass "moderne Produkte und Verfahren der Biotechnologie ein wesentlicher Bestandteil der EU-Wirtschaft sind, insbesondere in der Fertigung. Dies schließt Pharmazie, Ernährungssektor und Gesundheitsfürsorge mit ein." Zu den Anwendungsbeispielen gehören Enzyme in Reinigungsmitteln, rekombinantes Insulin, die Verwendung genetischer Marker bei der Viehzucht und genetisch veränderte Kulturpflanzen. "Moderne Biotechnologie ist bereits jetzt eine bestehende, wichtige Industrie", sagte Roland Schenkel, Generaldirektor der GFS bei der Präsentation des Berichts. Die Autoren schätzen den Anteil der modernen Biotechnologie an der EU-Wirtschaft auf bis zu 1,69%, vergleichbar mit anderen wichtigen Sektoren wie Landwirtschaft (1,79%) oder Chemie (1,95%). Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Biotechnologie die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Unternehmen fördert, während der hohe Ausbildungsgrad, der für die Arbeit mit biotechnologischen Anwendungen benötigt wird, zur Schaffung von 'besseren Arbeitsplätzen' führt. Im Umweltbereich hilft die moderne Biotechnologie häufig bei der Verbesserung der Effizienz von Produktionsverfahren, was zur Senkung des Energie- und Ressourcenverbrauchs beiträgt. "Die Energieeinsparungen durch diese Anwendungen und das Potenzial, fossile Brennstoffe durch erneuerbare Quellen (Bioethanol) zu ersetzen, zielen auf Herausforderungen wie die Erderwärmung und die Sicherheit der Energieversorgung. Sie bieten eine Gelegenheit, die Verknüpfung von Wachstum mit den Umweltbelastungen zu kappen", heißt es im Bericht. Der Bericht konzentrierte sich auf drei Hauptbereiche: Medizin und Gesundheitsfürsorge, Rohstoffgewinnung und Lebensmittelproduktion sowie Industrieverfahren, Energie und die Umwelt. In der Gesundheitsfürsorge wird Biotechnologie schon flächendeckend eingesetzt, zum Beispiel bei monoklonalen Antikörpern für die Behandlung von Krebs, rekombinanten Impfstoffen gegen Hepatitis B und bei diagnostischen Tests zur Ermittlung von Biomarkern in Verbindung mit Herzinfarkten. Darüber hinaus wird Biotechnologie weit verbreitet in der Forschung für neue Medikamente und Diagnosemethoden eingesetzt. Im Lebensmittelbereich denken die meisten Menschen bei Biotechnologie sofort an GVO (gentechnisch veränderte Organismen). Der Bericht zeigt allerdings, dass diese nur einen kleinen Ausschnitt des Ganzen bilden. Tatsächlich setzt der Sektor die Biotechnologie in vielerweise ein. Dazu gehören die Herstellung von Futtermittelzusatzstoffen (z.B. die Aminosäure Lysin), die Lebensmitteldiagnostik (Ermittlung von Salmonellen und BSE - Bovine Spongiforme Enzephalopathie) und Enzyme für die Lebensmittelproduktion. Industrielle biotechnologische Anwendungen umfassen den Gebrauch von Enzymen zur Entschlichtung von Baumwollgeweben, die Bleichung von Papierfasern durch Enzyme und die Produktion von Bioethanol. Trotz des starken Auftriebs europäischer Wettbewerbsfähigkeit durch Biotechnologie gibt es harte Konkurrenz aus anderen Teilen der Erde, vor allem in den Bereichen Biopharmazeutik, Bioethanol, biotechnologiebasierte Polymere und genetisch veränderte Nutzpflanzen. "Besonders die USA scheinen bei neuen Entwicklungen viel schneller zu sein und über eine stärkere politische Unterstützung zu verfügen", bemerkt der Bericht. "China und andere asiatische Länder erhöhen in großem Maße ihre Bemühungen." Dr. Schenkel kommentierte mit Blick auf die Zukunft, dass Biotechnologie anhaltende politische Unterstützung benötige, die sich auf die Förderung von biotechnologischer Forschung und von Wissenstransfer sowie auf die Erschließung von Märkten konzentriert. "Die EU steht bei der praktischen Umsetzung von Forschungsergebnissen häufig nicht an vorderster Front", warnte er. "Wir müssen unsere Anstrengungen erhöhen, um unseren Wettbewerbsvorteil zu erhalten." Darüber hinaus bemerkte er, dass mehr Informationen benötigt würden, um die Entwicklung der Technologie zu überwachen und um Forschern und politischen Entscheidungsträgern dabei zu helfen, aufkommenden Fragestellungen so früh wie möglich vorzugreifen.

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