EU-Projekt entwickelt intelligenten Rollstuhl
Forscher des durch die EU finanzierten Projekts MAIA haben gezeigt, wie ein Mensch seinen Rollstuhl allein mithilfe seines Gehirns steuern kann. Dafür muss das neuronale Netz der Person angezapft, die zerebralen Signale in Echtzeit interpretiert und darauf hin ein Mechanismus entwickelt werden, der auf diese Anweisungen reagiert und den Rollstuhl mit einem hohen Genauigkeitsgrad steuert. Unter dem Programm 'Technologien für die Informationsgesellschaft' (IST) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert, ist der Rollstuhl einer von mehreren nichtinvasiven Anwendungen, die durch die von den Forschern entwickelte Gehirnschnittstellen-Software kontrolliert werden könnte. Weitere Anwendungen umfassen einen Roboter für Greif- und Verarbeitungsaufgaben sowie die Handhabung von Notfallsituationen wie zum Beispiel, wenn der Rollstuhl oder der Roboter eine Panne hat. Menschliche Gedanken erzeugen Impulse in bestimmten Bereichen des Gehirns. Der einfache Gedanke über eine Bewegung nach Links zum Beispiel erzeugt einen solchen Impuls. Mithilfe eines tragbaren Elektroenzephalogramms und mit auf der Kopfhaut des Benutzers angebrachten Elektroden empfängt die Gehirnschnittstelle diese Impulse, die dann digitalisiert und analysiert werden. Die Software ist in der Lage, zwischen unterschiedlichen gedanklichen Zuständen zu unterscheiden, in denen der Benutzer sich befindet. Sensoren sind auch am Rollstuhl angebracht, in dem der Benutzer sitzt, sodass er, während er bewegt wird, zum Beispiel einen Eingang auf der rechten Seite oder ein Hindernis vor ihm erkennen kann. "Das Gerät kombiniert die Intelligenz eines Menschen mit der Intelligenz des Rollstuhls", sagte der Projektkoordinator José del R. Millán den CORDIS-Nachrichten. "Wenn der Benutzer eine gedankliche Aufgabe ausführt, zum Beispiel die Bewegung seines rechten Arms, wird jede dieser Aufgaben mit einem High-Level-Befehl zum Rollstuhl verbunden, zum Beispiel um nach links abzubiegen oder geradeaus zu fahren." Das Projektkonsortium hat einige erfolgreiche Experimente durchgeführt, einschließlich zweier Versuchsreihen mit Benutzern, die mithilfe ihrer Gedanken in der Lage waren, den Rollstuhl durch einen labyrinthartigen Flur zusteuern. "Aber wir müssen vorsichtig sein. Wir dürfen nicht zu viel in zu kurzer Zeit erwarten", warnt Dr. Millán. "Während der Rollstuhl im Labor sehr gut funktionierte, ist es möglich, dass er für den Einsatz draußen nicht robust genug ist." Das Ziel des Projekts, das noch bis Ende des Jahres läuft, ist die Demonstration des Rollstuhls in verschiedenen Versuchen, mit der Hoffnung, die klinische Zulassung zu erhalten. Während Anfragen der Industrie noch auf sich warten lassen, ist Dr. Millán hoffnungsvoll, dass die Arbeit des Projekts die Ansicht beseitigt, gedankengesteuerte Rollstühle seien reine Science-Fiction. Stattdessen könnten diese Gehirnschnittstellen-Software und die dazugehörigen Anwendungen einen großen Unterschied für Zehntausende Menschen machen, die vollständig gelähmt, also sozusagen 'eingesperrt sind'. Obwohl sie in der Lage sind, die Welt wahrzunehmen, zu fühlen, zu träumen, können diese Menschen nicht ohne die Hilfe von Schnittstellen, wie der vom MAIA-Projekt entwickelten, kommunizieren.