Deutschland für Forscher attraktiver machen
Es könne mehr getan werden, um Deutschland für internationale Wissenschaftler attraktiver zu machen, indem die Karrierephase planbarer gestaltet, die Vergütung verbessert und eine frühe, eigenständige Forschung gestärkt werde. Dies sind nur einige der Empfehlungen aus einem von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung veröffentlichten Zehn-Punkte-Plan. Die Stiftung wurde 1953 nach dem Ende des zweiten Weltkriegs von der Bundesregierung wiedererrichtet. Sie fördert die internationale Forschungszusammenarbeit und betreut jedes Jahr rund 1 800 Forschungsaufenthalte von internationalen Spitzen- und Nachwuchswissenschaftlern. Der auf Grundlage der Hinweise aus dem Netzwerk der Stiftung erarbeitete Zehn-Punkte-Plan umfasst die Maßnahmen, die die deutschen Behörden und Hochschulen ergreifen müssen, um dafür zu sorgen, dass ausländische Forscher weiterhin von Deutschland umworben werden. Eine zentrale Empfehlung betrifft die Rekrutierung von mehr Forschern. Im Durchschnitt betreuen deutsche Professorinnen und Professoren 63 Studierende. Dies sei mehr als doppelt so viel wie an internationalen Spitzenuniversitäten üblich, so die Stiftung. Um die Lissabon-Ziele der Europäischen Union zu erreichen, Europa bis zum Jahr 2010 zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt zu machen, müssten in Deutschland laut Schätzungen 70.000 neue Forscherstellen geschaffen werden. Der Hochschulpakt und der Pakt für Forschung und Innovation bilden eine finanzielle Basis für die Rekrutierung junger Wissenschaftler, "die Maßnahmen reichen jedoch nicht aus und müssen mittelfristig ergänzt werden", so die Stiftung. Die Karrierephase insbesondere zwischen der Promotion und der festen Professur müsse planbarer und international kompatibel ausgestaltet werden, lautet eine weitere Empfehlung der Stiftung. Es müssen - nach dem Vorbild angelsächsischer Tenure-Track-Verfahren - klare Qualifikationsstufen bestimmt werden, auf denen über den Verbleib an einer Institution entschieden wird, lautet ein Vorschlag. Ein weiterer entscheidender Faktor für den Wegzug eines Forschers in ein anderes Land sei die gebotene Vergütung. In Deutschland werden Forscher, die an Universitäten und öffentlichen Forschungszentren beschäftigt sind, gemäß der im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst festgelegten Vergütung bezahlt. Die Besoldung sei national und international nicht konkurrenzfähig, so die Stiftung, und der Tarifvertrag gehe nicht auf die Besonderheiten des Wissenschaftsbetriebs ein. Um international wettbewerbsfähig bleiben zu können, fordert die Stiftung, "zu prüfen, ob die W-Besoldung tatsächlich den Anforderungen entspricht, die heute an international konkurrenzfähige Wissenschaftler gestellt werden". Weitere Möglichkeiten, insbesondere junge Forscher anzuziehen, sei die Stärkung von Förderprogrammen für frühe, eigenständige Forschung. Auch hier genießen laut der Stiftung junge Wissenschaftler in Deutschland verglichen mit anderen Ländern weniger Entscheidungsspielräume in ihrer Forschung. Sie argumentiert, dass für Wissenschaftler in einer frühen Karrierephase Verfahren für risiko-offene Forschungsarbeiten profiliert werden könnten. Weitere Maßnahmen, die Deutschland für Wissenschaftler attraktiver machen würden, seien die Schaffung eines Systems auf EU-Ebene für die Übertragbarkeit von Sozialversicherungsleistungen, ein Investitionsprogramm für Wohnraum und Begegnungszentren für Wissenschaftler, mehr Unterstützung bei einem Ortswechsel, Karriereberatung für Wissenschaftler und ihre Partner sowie Möglichkeiten zur Kinderbetreuung.
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