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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Der Dialog zwischen Forschern und Gesellschaft muss aussagekräftiger werden, sagt EURAB

Forscher müssen sich zu einem aussagekräftigen Austausch mit der Gesellschaft verpflichten und die über ihre Arbeit ausgesprochenen Befürchtungen ernster nehmen, heißt es in einem Bericht des Europäischen Forschungsbeirats (EURAB). In den vergangenen Jahren haben sich Forsch...

Forscher müssen sich zu einem aussagekräftigen Austausch mit der Gesellschaft verpflichten und die über ihre Arbeit ausgesprochenen Befürchtungen ernster nehmen, heißt es in einem Bericht des Europäischen Forschungsbeirats (EURAB). In den vergangenen Jahren haben sich Forscher verstärkt darum bemüht, ihre Forschungsarbeiten einem breiteren Publikum zu vermitteln. Zu den Aktivitäten gehörten Wissenschaftswochen, Festivals und Konferenzen, an denen sich auch Nichtregierungsorganisationen beteiligten. Jedoch waren solche Kommunikationsinitiativen oft nur beschränkt erfolgreich, und in einigen Fällen haben sie sogar die öffentliche Risikowahrnehmung von Entwicklungen erschwert, die auf Forschungsergebnisse zurückgehen. Eine Erklärung für diese Erfolglosigkeit ist, dass Publikum und Forscher oft nicht dieselben Prioritäten und Wertesysteme teilen. "Die menschliche Natur ist sehr subjektiv und oft gegen rationale Wahrnehmung resistent. Gesellschaftliche Akteure können andere Standpunkte einnehmen und anderen Wegen zum Wissen folgen als Forscher", heißt es im Bericht. "Deshalb reicht es möglicherweise nicht aus, nur das zu vermitteln, was Wissenschaft leistet, es könnte sogar dem Zweck entgegenwirken." Der Bericht schlägt vor, dass "Forscher versuchen sollten, ihre Arbeit aus einem gesellschaftlichen Blickpunkt heraus zu sehen, andere Interessengruppen einzubeziehen und Befürchtungen der Öffentlichkeit zu ihrer Arbeit ernst zu nehmen". Bei der Anpassung der Forschung an gesellschaftliche Bedürfnisse und Interessen geht es nicht nur darum, Befürchtungen der Öffentlichkeit zu zerschlagen, sie ist auch für das künftige Wirtschaftswachstum Europas wichtig. "Wenn Forscher sich nicht auf die Befürchtungen der Öffentlichkeit einstellen, so wie diese beispielsweise durch Interessengruppen und gesellschaftliche Akteure ausgedrückt werden, könnten ihre Ergebnisse eine nicht ausreichende gesellschaftliche Relevanz erhalten und damit alle potenziellen Innovationen in Gefahr bringen, die entwickelt werden könnten", sagt der Bericht. EURAB stellt einige Empfehlungen auf, wie die Forschungsgemeinschaft den Dialog und die Verbindung mit den verschiedenen Gesellschaftsakteuren verbessern könnte. Ein Vorschlag ist es, nicht-wissenschaftliche Standpunkte in Studieninhalte aufzunehmen. Da sie meist in geschlossenen Kreisen arbeiten, kommen Forscher nur selten in Kontakt mit anderen Standpunkten oder anderen gesellschaftlichen Akteuren. Um dies zu ändern, sollten Universitäten versuchen, andere Strukturen zu entwickeln, sagt EURAB, damit ein Dialog angeregt wird und auch die Grundlagen für eine offenere Interaktion gelegt werden. "In diesen Ausbildungsjahren können Forscher verstehen lernen, wie die Öffentlichkeit ihre Arbeit wahrnimmt: nicht als klare Schwarz-Weiß-Zeichnung, sondern als graue Schatten, die auch durch andere Befürchtungen geformt werden." Ein weiteres Mittel zur Anregung des Dialogs ist es, diesen zu einem die Forscherlaufbahn beeinflussenden Element zu machen In einer Kultur, die von der "Forschung angetrieben" wird, stehen Forscher unter einem sehr hohen Publikationsdruck, damit sie Fördergelder für ihre Abteilungen erhalten und ihre Laufbahn auf "harter Forschung" aufbauen können. Es besteht die Ansicht, dass die Wissenschaftskommunikation einen negativen Einfluss auf ihre Laufbahn hat. Für EURAB stellt dieser Wahrnehmungswechsel einen langfristigen Prozess dar, an dem die Europäische Kommission mitwirken könnte. Sie könnte beispielsweise verschiedene Maßnahmen anregen, mit denen der Wert eines höheren Engagements und die Art der Implikationen für die Karriere hervorgehoben werden. Aber nicht nur die Forscher müssen sich ändern, auch die Gesellschaft selbst muss sich am Forschungsprozess stärker beteiligen. "Gesellschaftliche Akteure zu qualifizieren, ist der erste Schritt, sie zu einem Dialog über Forschung und Innovation zu motivieren", sagt EURAB. Indem man sie am Prozess teilhaben lässt, werden den gesellschaftlichen Akteuren die Mittel an die Hand gegeben, um sich selbst als Partner zu sehen, die auf die eine oder andere Weise positiv zu diesem Dialog beitragen können. "In anderen Worten bedeutet das, man gibt gesellschaftlichen Akteuren wie Patientengruppen die Möglichkeit, ihre eigenen Forschungskapazitäten zu entwickeln", heißt es in dem Bericht. Er stellt fest, dass das Programm "Kapazitäten" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) in die richtige Richtung geht, indem es Maßnahmen vorschlägt, um die gesellschaftlichen Akteure und die Forscher stärker einander anzunähern. EURAB sagt, es werde den Fortschritt dieser Maßnahmen näher im Auge behalten. Die Europäischen Technologieplattformen (ETP) könnten auch ein wirksames Mittel sein, um die Einbeziehung der Gesellschaft in die Forschung zu verbessern. Bis heute war das Engagement der verschiedenen Interessengruppen der ETP auf Unternehmen, Regierung und Hochschulen beschränkt. Um ein breiteres Publikum zu erreichen, schlägt EURAB die Einrichtung von Konsens-Workshops vor. "Die Informationen, die durch diesen Beteiligungsprozess geschaffen werden, könnten in die Technologieplattformen einfließen und sind nicht nur zur Feststellung der Konsenspositionen der Interessengruppen - 'rotes oder grünes Licht' - nützlich, um die Forschungsrichtungen zu lenken, sondern könnten auch eine ausgewogenere Wechselwirkung der gesellschaftlichen Akteure mit der Plattform anregen", bemerkt der Bericht. Abschließend empfiehlt der Bericht, die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure an den verschiedenen Phasen der Forschungsbewertung zu beteiligen. Das würde erstens ein Benchmarking der aktuellen Einbeziehung der gesellschaftlichen Akteure in den Bewertungsprozess und eine Bewertung der Tendenzen in ihrer Beteiligungsebene mit sich bringen. "Gesellschaftliche Akteure könnten ein wertvoller Beitrag zu Folgenabschätzungsgruppen sein. Gesellschaftliche Akteure in der Rolle des Richters könnten auch die Forscher dazu anregen, ihren Dialog zu verbessern und auch andere Sichtweisen während ihrer Forschungstätigkeit einzubeziehen", schließt EURAB.