Wissenschaftskommunikation auf dem Radar der Kommission
Welches ist die bewährteste Methode für die Kommunikation europäischer wissenschaftlicher Forschung? Angesichts der immer stärkeren Verflechtung von Wissenschaft und Kommunikation steht diese Frage immer häufiger im Mittelpunkt der Debatte rund um Europa. Die Europäische Kommission hat diese Tendenz erkannt und unternimmt Schritte, um bei der Wissenschaftskommunikation an vorderster Front zu stehen. Ebenso wie die Förderung von Kommunikationsprojekten unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6), hat sie mit einer Klausel die Verbreitung von Forschungsergebnissen zu einer Bedingung für alle unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) geförderten Projekte gemacht. Zusätzlich zu den klassischen Kommunikationsmethoden ist die EU auch an der audiovisuellen Kommunikation europäischer Forschung interessiert. Nach der Wiederbelebung des Wissenschaftsfilmportals AthenaWeb war die Kommission kürzlich auch Gastgeberin einer Veranstaltung beim Europäischen Parlament, auf der das von der EU geförderte Kommunikationsprojekt APPEAR vier Kurzfilme über groß angelegte europäische Forschungsinitiativen aus dem Bereich der Medizin zeigte. Dem Projektkoordinator von APPEAR Mauro Bianchi zufolge war dieses Projekt eine bahnbrechende Neuerung innerhalb der EU, da es klassisches PR-Material mit der Produktion von Filmen, die es dann an Fernsehsender auf der ganzen Welt verteilte, kombinierte. "Ich glaube sagen zu können, dass das heute der Europäischen Kommission vorgestellte Modell und das Projekt eine Erfolgsgeschichte sind, da allein in 2007 das von uns produzierte audiovisuelle Material in fünfzehn Ländern von 22 Fernsehsendern ausgestrahlt wurde", sagte Bianchi. Mit diesem Projekt sollte die öffentliche Wahrnehmung von EU-finanzierter Forschung durch die Präsentation konkreter Ergebnisse erhöht werden. "Ich bin von der Wichtigkeit der Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse überzeugt, und davon, dass das Bewusstsein der europäischen Bürger für die von der EU geförderten wissenschaftlichen Forschungen und Entwicklungen, die allen Bürgern zugute kommen, gestärkt werden muss", sagte Bianchi. Das Projektkonsortium bestand aus einem Verbund von Kommunikationsberatern und -firmen, die auf EU Forschung spezialisiert sind sowie aus professionellen Filmproduzenten und -verleihern. Laut Projektkoordinator war die Methode des Projekts sehr einfach und effizient. Während sich die PR-Spezialisten mit der schriftlichen Kommunikation befassten, schufen die Produzenten Filme unterschiedlicher Dauer über vier medizinische Forschungsprojekte: BetaCellTherapy (Programmierung von Betazellen zur Diabetesbehandlung), Bloodomics (Forschung über Herzerkrankungen), Empro (europäisches Mikrobizid-Projekt) und EuroHear (Erforschung der genetischen Ursachen der Taubheit). Die Filmverleiher wurden anschließend aufgefordert, den Film an die Fernsehsender auf der ganzen Welt zu verteilen, die jetzt den Inhalt je nach Bedarf und nach Publikum wiederholt nutzen können. "Ich glaube, es ist das beste Material, das die EU bisher produziert hat", sagte Leopold Hoesch, Geschäftsführer von Broadview TV, das die Filme produzierte. "Wir haben die Filme im journalistischen Stil gehalten und unser Bestes dafür getan, den wissenschaftlichen Inhalt so verständlich wie möglich zu gestalten", sagte er. Während die Verbreitung der Ergebnisse europäischer Forschung wichtig ist, ist sie jedoch kein Selbstzweck. Das Interesse der jüngeren Generation an der Wissenschaft anzuregen und sie vielleicht zu einer wissenschaftlichen Laufbahn zu ermuntern, sind die erklärten Ziele des Projektkonsortiums und der Kommission. Damit warten jetzt einige Mitglieder des Projektkonsortiums auf eine Antwort der Kommission auf ihren Vorschlag, eine virtuelle 3D-Welt für Teenager zu schaffen. Mit dem Titel "Insel der Wissenschaft" würde es ähnlich der beliebten virtuellen Welt von Second Life konzipiert sein. Das APPEAR-Projekt wurde unter der Priorität "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert.