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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Von Information zu Inspiration: Wie Patentdaten Innovation ankurbeln können

Die Förderung des Wissens über Patentinformationen in Russland stärkt Wettbewerb, Innovation und Wirtschaftswachstum zum Nutzen des gesamten Landes, so Wolfgang Pilch, Hauptdirektor Patentinformation des Europäischen Patentamtes (EPA), bei einem Treffen am 17. Juli in Moskau. ...

Die Förderung des Wissens über Patentinformationen in Russland stärkt Wettbewerb, Innovation und Wirtschaftswachstum zum Nutzen des gesamten Landes, so Wolfgang Pilch, Hauptdirektor Patentinformation des Europäischen Patentamtes (EPA), bei einem Treffen am 17. Juli in Moskau. Die Veranstaltung bildete den Auftakt einer gemeinsamen Kampagne des EPA und des russischen Patentamts Rospatent zur Förderung der Nutzung von Patentinformation, mit dem Ziel, Innovation und Ideen anzukurbeln. Ein wichtiges Instrument bei dieser Aufgabe ist esp@cenet, die Online-Datenbank des EPA, die kostenlosen Zugang zu Millionen von Patentdokumenten aus der ganzen Welt bietet. Eine russischsprachige Version des Portals wurde kürzlich vorgestellt. Eine Basisversion der Schnittstelle ist bereits online verfügbar und das russischsprachige Schulungsmodul soll noch in diesem Jahr fertig werden. Die Beteiligung von Rospatent an der esp@cenet-Initiative wird sicherstellen, dass auch russische Patente für ausländische Forscher leicht zugänglich sind - was nicht zuletzt das russische Innovationsprofil schärfen wird. "Russland ist eine wichtige Quelle von Wissenschafts- und Technologieinformationen", so Nina Formby, Projektleiterin beim EPA für die GUS und die Mongolei gegenüber CORDIS-Nachrichten. Aber was haben russische Forscher - oder Forscher ganz allgemein - von Patentinformationen? Die offensichtlichste Antwort ist: Sie verhindern, dass Forscher das Rad neu erfinden und an einer Idee weiterarbeiten, die bereits patentiert ist. Dass dies in der Tat vorkommt, illustrierte Olivier Eulaerts von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission mit der Anekdote eines Forschers, der erst bei der Anmeldung eines Patents für ein Verfahren, mit dem Wasser von Nitrat gereinigt werden kann, erfuhr, dass jemand anderes bereits einige Jahre vor ihm genaue dasselbe Gerät entwickelt hatte. Mit ein paar Mausklicks durch die Patentdatenbank wäre ihm das nicht passiert. "Das war Verschwendung von Zeit und Steuergeldern!" so Eulaerts. Aber die Vermeidung von Doppelarbeit in der Forschung ist nur ein Vorteil der Patentinformationen. "Patentinformationen sind unglaublich wertvoll", erklärte Eugene Sweeney von Iambic Innovation. "Sie enthalten Daten zu Technologien, Märkten, Wettbewerbern und potenziellen Kunden." Unternehmen können Patentinformationen nutzen, um kommerzielles Potenzial aufzudecken, ihre F&E-Programme zu konzipieren oder nach neuen Märkten sowie neuen Partnern und Lizenznehmern zu suchen. Forscher können sich anhand der Patentinformationen schnell einen Überblick über den aktuellen Wissensstand in ihrem Bereich verschaffen, neue Forschungsfragen identifizieren und Forscherkollegen und Industriepartner suchen. Die Analyse von Pateninformationen kann ergeben, dass eine Idee bereits patentiert wurde, sie kann aber auch zeigen, wo Lücken sind, die noch gefüllt werden müssen. Zahlreiche Unternehmen haben komplexe Softwareanwendungen entwickelt, die die Informationen in Patentanträgen leicht verständlich und visuell klar aufbereiten. In einfachen Anwendungen zeigen Grafiken nicht nur, wie viele Patente ein Unternehmen hält, sondern auch wie viele davon abgelaufen sind und welche gerade geprüft werden. Anhand von "Zitierbäumen" kann man sehen, wer ein Patent zitiert hat. Komplexere Anwendungen meistern auch komplexere Fragen: Sie gruppieren zum Beispiel Patente und zeigen, wo gerade am heftigsten geforscht wird. Die entsprechenden Grafiken können so bearbeitet werden, dass man aus ihnen ersehen kann, welche Unternehmen zu welchen Fragestellungen forschen - eine interessante Funktion mit oft sehr überraschenden Ergebnissen. Eine Vorführung von esp@cenet hat jedoch gezeigt, dass die Anwendung in keiner Weise kompliziert sein muss, sondern dass schon die intelligente Nutzung der Suchfunktion relevante und detaillierte Informationen zutage fördert. Leider machen noch viel zu wenige Forscher von dieser wertvollen Informationsquelle Gebrauch. "Unsere Forscher nutzen Patentinformationstools zu wenig und sie arbeiten oft ohne zu wissen, was draußen in der Welt vorgeht", klagt Boris Simonov, Generaldirektor von Rospatent. "Das senkt die Wettbewerbsfähigkeit." Aber wie bringt man Forscher dazu, die Patentinformationen zu nutzen? Viele Veranstaltungsteilnehmer waren der Meinung, dass Patente bei der Beurteilung von Forschungsarbeiten stärker gewichtet werden sollten. Heute werden viele Forscher ausschließlich nach ihrem Output an Veröffentlichungen bewertet. Darüber hinaus sollten die Finanzierungsorganisationen Informationen über den aktuellen Forschungsstand von den Antragstellern verlangen. Dr. Sweeney wies auf die jüngste Empfehlung der Europäischen Kommission an alle Antragsteller auf EU-Forschungsgelder hin, esp@cenet zu nutzen, um an genau diese Informationen zu gelangen. Ein weiterer Grund für einen Blick in die Patentdaten ist die Forschungsqualität. "Man kennt das Potenzial seiner Technologie nicht, wenn man nicht weiß, was die Patentdokumente enthalten", so Peter Cordsen vom Dänischen Technologieinstitut. Für Wolfgang Pilch ist der Wert der Nutzung der Patentinformationen eindeutig: "Die Patentinformationen nicht zu nutzen, kommt am Ende sehr teuer, sie zu nutzen, ist kostenlos." Das EPA und Rospatent arbeiten schon seit mehr als einem Jahrzehnt zusammen. Im Laufe der Zeit ist die Kooperation immer enger geworden und Anfang des Jahres haben die beiden Organisationen eine Absichtserklärung unterschrieben, die die Eckpunkte möglicher gemeinsamer Aktivitäten in der Zukunft skizziert. Die Konferenz war die erste große Veranstaltung nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung.

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