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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Bakterien mutieren viel häufiger als bisher angenommen

Nach jüngsten Erkenntnissen einiger Forscher des Instituto Gulbenkian de Ciencia in Portugal treten beim Escherichia-coli-Bakterium (E. coli) tausend Mal häufiger adaptive Mutationen auf als vormals vermutet. Durch adaptive Mutationen können Bakterien sich einer neuen Umgebung...

Nach jüngsten Erkenntnissen einiger Forscher des Instituto Gulbenkian de Ciencia in Portugal treten beim Escherichia-coli-Bakterium (E. coli) tausend Mal häufiger adaptive Mutationen auf als vormals vermutet. Durch adaptive Mutationen können Bakterien sich einer neuen Umgebung anpassen und sich dort ausbreiten. Das Team fand ebenfalls heraus, dass während der Anpassung von Bakterien an eine neue Umgebung viel mehr Gene mutieren als man bisher angenommen hatte. Die Erkenntnisse, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurden, könnten nach Auffassung der Autoren eine Erklärung dafür liefern, warum Bakterien in der Lage sind, so schnell Resistenzen gegenüber Antibiotika aufzubauen. "Diese Studie trägt erheblich zum Verständnis eines zentralen Problems der Evolutionstheorie bei und hat bedeutende Folgen für die öffentliche Gesundheit, genauer gesagt für das Verständnis der Antibiotikaresistenz und die Entwicklung neuer Medikamente zur Bekämpfung von Bakterien", erklärte Teamleiterin Isabel Gordo gegenüber der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa. Im Zuge ihrer Untersuchung haben die Forscher die Mutationsrate unterschiedlich großer Bakterienstämme des weit verbreiteten Escherichia-coli-Bakterium gemessen. Sie schauten sich Stämme an, deren Größe so gering war, dass es zu keiner "klonalen Interferenz" (ein Klon mit adaptiver Mutation) kommen konnte, aber dennoch so groß, dass keine ungünstigen Mutationen stattfinden würden, die sich zu leicht verbreitet und den Bakterienstamm zerstört hätten. Durch Vergleich dieser unterschiedlich großen Stämme mit einer Anzahl von 20 000 bis 10 Millionen Zellen fanden die Forscher heraus, dass die Mutationsrate von E. coli tausend Mal über dem zunächst angenommen Wert liegt, und dass Tausende von Mutationen, die zu geringfügigen Erhöhungen der Bakterienstärke führen können, unbemerkt bleiben, da geschickte Mutationen von noch besseren abgelöst werden. Wenngleich die Studie an Escherichia coli vorgenommen wurde, einem weit verbreiteten Bakterium, das im Darm von Wirbeltieren, also auch des Menschen, vorkommt, lassen sich die Forschungsergebnisse nach Ansicht der Forscher möglicherweise auch auf andere Bakterien übertragen. Die Ergebnisse werden daher von besonderer Wichtigkeit für die Gewinnung neuer Erkenntnisse über bakterielle Krankheitserreger sein. Darüber hinaus könnte die Studie den Forschern zufolge sogar Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie die Evolution selbst verstanden wird.

Länder

Portugal