Künstliche Erzeugung außerkörperlicher Erlebnisse
Schwedischen Wissenschaftlern ist es gelungen, bei 12 Probanden außerkörperliche Erlebnisse zu erzeugen. Menschen, die an der Schwelle zum Tod standen, berichten manchmal von außerkörperlichen Erfahrungen, bei denen sie ihren eigenen Körper von oben oder von einem anderen Punkt des Raumes aus betrachteten. Nun hat ein Team am Karolinska-Institut in Schweden eine Technik entwickelt, mit der sich diese Empfindung bei gesunden Probanden erzeugen lässt, während sie bei vollem Bewusstsein sind. "Die Idee zu dieser Studie hatte ich bereits vor einigen Jahren", so Projektleiter Henrik Ehrsson, der am University College London als Forscher tätig ist. "Ich habe mich gefragt, was geschehen würde, wenn man die visuelle Wahrnehmung eines Patienten nach außen, also außerhalb seines Körpers, verlagern würde. Erwiesenermaßen ist die visuelle Perspektive ausschlaggebend dafür, wie jemand sich selbst wahrnimmt." Bei der in der Fachzeitschrift "Science" beschriebenen Methode werden zwei Videokameras hinter dem Probanden aufgestellt, die als künstliche Augen fungieren. Das von der Kamera erfasste Bild wird dem Probanden über eine Videobrille vorgespielt, sodass die Versuchsperson ihren Körper von hinten sieht. Den eigenen Körper mit den Augen eines anderen zu sehen, ist allerdings noch nicht ausreichend, um eine außerkörperliche Erfahrung zu erzeugen. Dazu muss die Versuchsperson ihren Körper auch außerhalb ihres eigentlichen Körpers spüren. Dr. Ehrsson und seinen Teamkollegen ist es gelungen, eine eben solche Empfindung zu erzeugen. Dazu stellte sich ein Mitglied des Teams hinter den Probanden und berührte ihn an einer Stelle, die außerhalb des Aufzeichnungsbereichs der Kamera lag. So konnte die Versuchsperson die Berührung fühlen, ohne zu sehen, wie ihr Körper berührt wurde. "Das Gehirn hat dann den Eindruck, ein anderer Körper als der, den der Proband sieht, werde berührt, sodass sich das Gefühl einstellt, sich mehrere Meter außerhalb des eigenen Körpers zu befinden", erklärt Dr. Ehrsson. "So verschiebt sich die Selbstwahrnehmung um zwei Meter und verlagert sich nach außerhalb des Körpers, der sich dann wie eine leere Hülle anfühlt, oder wie eine Puppe." Um diese Methode weiter zu erforschen, schlug Dr. Ehrsson mit einem Hammer auf den virtuellen Körper der Probanden ein und testete, wie stark die Versuchspersonen auf die Bedrohung mit Angstschweiß reagierten. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Versuchspersonen dieselben physiologischen Stresssymptome zeigen, als wenn ihr wirklicher Körper bedroht wäre. Nach Aussage von Dr. Ehrsson werden diese neuen Erkenntnisse Wissenschaftlern erstmals ermöglichen, das Selbst des Menschen näher zu erforschen. "Künftig dürfte es möglich sein, Menschen nicht nur über ein virtuelles Umfeld zu beeinflussen, sondern sie auch in die Rolle einer virtuellen Person schlüpfen zu lassen", so Dr. Ehrsson.
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