Kommissar mahnt Modernisierung der Universitäten an
EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik behauptete, dass sich Europa an einem Wendepunkt seiner Geschichte befinde, als er Universitäten zur Modernisierung aufrief und erneut vor dem wachsenden Wettbewerb aus Asien und Südamerika warnte. Der Kommissar sprach am 20. September vor einem Publikum an der Universität Warwick im Vereinigten Königreich, wo er sich als Student selber für ein Studium beworben hatte. "Ich glaube, wir stehen an einem Punkt in der Geschichte Europas, der so wichtig wie der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Damals, nach der Massenvernichtung der europäischen Gesellschaft, war die höchste Priorität der Frieden. Heute ist die oberste Priorität der Wohlstand, mithilfe eines massiven Aufbaus von Europas Wissensgesellschaft", sagte Potocnik. Im Nachkriegseuropa hing der Wiederaufbau vom Handel mit Kohle und Stahl ab, während diese Ressourcen heute durch Wissen ersetzt wurden. Der Kommissar zog eine weitere Parallele: in der Nachkriegszeit lag der Schwerpunkt auf der Friedenssicherung. Die EU hat seitdem die sogenannten 'vier Grundfreiheiten' etabliert: für Arbeit, Waren, Kapital und Dienstleistungen. "Jetzt ist es Zeit für eine fünfte: die Freiheit von Wissen", sagte Potocnik. Im Zentrum der Vision für die Freiheit des Wissens, die der Kommissar beschrieb, steht der Europäische Forschungsraum (EFR). Und ein Schlüssel zum Erfolg des EFR sind die Universitäten. Allerdings müssten sie die Modernisierung in Angriff nehmen, wenn sie zum Aufbau des EFR und der Wissensgesellschaft, die im Wettbewerb mit den Schwellenländern im Osten notwendig ist, beitragen wollen. "Während der öffentliche Auftrag und die allgemeine gesellschaftliche und kulturelle Aufgabe europäischer Universitäten sowie ihre Verpflichtung für die Grundlagenforschung erhalten werden müssen, bedeuten die Anforderungen einer modernen, globalisierten Welt, dass sie sich zunehmend zu zentralen wirtschaftlichen Akteuren entwickeln müssen. Nur so können sie besser und schneller auf die Anforderungen des Marktes reagieren und Partnerschaften zur Ausnutzung wissenschaftlicher und technologischer Kenntnisse entwickeln", sagte der Kommissar. Seiner Meinung nach liegt die Zukunft der Universitäten in der Ergreifung der Möglichkeiten, die entweder von neuen Entwicklungen in bestehenden Bereichen oder von neuen, aufkommenden wissenschaftlichen Forschungsrichtungen geboten werden. "Dies könnte bedeuten, sich weniger auf wissenschaftliche Disziplinen und mehr auf Forschungsbereiche wie grüne Energien oder Nanotechnologie zu konzentrieren, indem man sie enger mit verwandten und komplementären Bereichen verknüpft", schlug er vor. Diese komplementären Bereiche könnten die Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Unternehmer- und Managerfähigkeiten umfassen. Der Kommissar schloss seine Rede, indem er zuerst auf die Beiträge großer Erfinder in der Geschichte zurückblickte, bevor er einen Ausblick in die Zukunft bot. Seit den Tagen, als ein einziges Genie in relativer Isolation eine Revolution starten konnte, habe sich die Welt weiterentwickelt. "Heute benötigt die Wissenschaft mehr denn je eine gemeinsame Anstrengung der besten Köpfe. In Europa besitzen wir ein enormes Potenzial, um von dieser Veränderung zu profitieren."
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