Wissenschaftler entdecken Geheimnis des langen Lebens von Krebszellen
Eine Gruppe schweizerischer und italienischer Forscher hat herausgefunden, warum Krebszellen in der Lage sind, sich unendlich zu teilen. Die Studie wirft neues Licht auf die Struktur unserer Chromosomen und erweitert unser Verständnis von der Zellteilung. Die teilweise unter dem Sechsten Rahmenprogramm der EU geförderte Arbeit wurde vom Magazin Science online veröffentlicht. Unser genetisches Material, die DNA, ist in Chromosomen verpackt, an deren Enden sich die sogenannten Telomere befinden. Diese Region sich wiederholender DNA-Ketten wird häufig mit den Plastikenden eines Schnürsenkels verglichen, weil sie verhindern, dass die Chromosomen während der Zellteilung ausfransen. Allerdings werden die Telomere bei jeder Teilung ein wenig kürzer. Wenn sie zu kurz werden, lösen sie ein Alarmsystem aus, dass die Zelle von einer weiteren Teilung abhält. Manchmal aber treten Fehler auf, die zu beschädigten Chromosomen oder "unsterblichen" Zelllinien führen können; beides hat Krankheiten wie Krebs zur Folge. Man nimmt an, dass rund 90% der Krebszellen Aktivitäten zur Telomererhaltung aufweisen. Jetzt haben die Forscher mehr über die Telomerfunktion herausgefunden. Man weiß seit Langem, dass der DNA-Doppelstrang unserer Chromosomen in die einsträngige RNA (Ribonukleinsäure) transkribiert wird. Sie wird wiederum von der Zelle benutzt, um zum Beispiel Proteine zu bilden. Die Wissenschaftler überlegten sich, dass Telomere "lautlos" seien und dass ihre DNA nie in RNA transkribiert würde. In dieser jüngsten Studie haben die Wissenschaftler entdeckt, dass die DNA der Telomere tatsächlich in RNA transkribiert wird, und dass diese RNA von demselben Enzym reguliert wird, das für die Erhaltung der Telomere in embryonalen Zellen und in einigen Stammzellen verantwortlich ist, sodass diese sich weiter teilen können. Die Wissenschaftler glauben, dass ihre Erkenntnisse zur Entwicklung neuer Medikamente gegen durch Telomerfehlfunktionen ausgelöste Krankheiten führen könnten. "Für eine endgültige Antwort ist es noch zu früh", sagte der leitende Autor Joachim Lingner vom Schweizerischen Institut für Experimentelle Krebsforschung. "Aber die in dem Artikel veröffentlichten Experimente lassen annehmen, dass die RNA der Telomere ein neues Ziel bieten könnte, um die Telomerfunktion in Krebszellen zur Beendigung ihres Wachstums anzugreifen."
Länder
Schweiz, Italien