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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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FuE-Ausgabestrategie: aus Sicht von Europas größten und kleinsten Unternehmen

Angesichts der Bestrebungen der politischen Entscheidungsträger, höhere Investitionen für Forschung und Entwicklung (FuE) zu erreichen, ohne die öffentliche Hand stärker zu belasten, haben sich die Debatten darüber, wie man privatwirtschaftliche Investitionen anregen kann, in ...

Angesichts der Bestrebungen der politischen Entscheidungsträger, höhere Investitionen für Forschung und Entwicklung (FuE) zu erreichen, ohne die öffentliche Hand stärker zu belasten, haben sich die Debatten darüber, wie man privatwirtschaftliche Investitionen anregen kann, in den letzten Jahren intensiviert. Letztlich sind nur die Unternehmensführer selbst in der Lage zu wissen, was ihre Ausgabenprioritäten beeinflussen könnte. Auf einer wissenschaftlichen Konferenz in Sevilla, Spanien, am 9. Oktober gaben drei Firmenlenker einen Einblick in die Faktoren, die die Unternehmensstrategien für FuE beeinflussen. Die Konferenz mit den Titel "Knowledge for Growth: Role and Dynamics of Corporate R&D" (Wissen für Wachstum: Rolle und Kräfte von FuE in Unternehmen) zog rund 140 Teilnehmer an, von denen viele im akademischen Bereich arbeiten und verschiedene Aspekte von Investitionen und Ausbildung durch Unternehmen untersuchen. Die Veranstaltung wurde vom Institut für technologische Zukunftsforschung (IPTS, Institute for Prospective Technological Studies) der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission organisiert. Die drei Redner, die den zweiten Sitzungstag in Sevilla eröffneten, gaben einen Überblick über die Prioritäten in ihrem jeweiligen Bereich. Dabei riefen sie nacheinander zu mehr öffentlicher Förderung von Demonstrationsprojekten auf, lobten die Vorteile des offenen Innovationsansatzes und plädierten für mehr EU-Fördermittel für forschungsintensive kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die privatwirtschaftlichen Investitionen in FuE betragen derzeit rund 1,2% des europäischen BIP, verglichen mit 1,9% in den Vereinigten Staaten und 2% in Japan. José Antonio Moreno Delgado ist der technische Vizepräsident des spanischen Energieunternehmens Abengoa. Er zitierte den Nobelpreisträger Robert Solow, der einmal bemerkt hatte, dass rund 80% des langfristigen Wachstums in der US-Wirtschaft auf den technologischen Fortschritt zurückgeführt werden können. Die übrigen 20% gründen sich auf die Investition von Kapital. Abengoa hoffte zweifellos darauf, dass hinter dieser Schätzung ein wenig Wahrheit steckt, als das Unternehmen sich entschied, im Jahr 2007 70 Millionen Euro in FuE zu investieren. Diese Ausgaben haben bereits dazu geführt, dass Abengoa hinsichtlich FuE und Innovation mit neun Fabriken auf der ganzen Welt zum Weltmarktführer in der Bioethanolbranche aufgestiegen ist. Abengoa hat FuE-Finanzhilfen aus mehreren Quellen erhalten, einschließlich des Energieministeriums der Vereinigten Staaten und verschiedenen nationalen Initiativen. Außerdem hat es Fördermittel aus dem neuen Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) der EU beantragt. Aber das Unternehmen wünscht sich mehr Unterstützung für Demonstrationsprojekte, sowohl in der Form von steuerlichen Anreizen als auch als Finanzhilfen. Solche Anreize würden die privatwirtschaftlichen Investitionen ergänzen und nicht ersetzen, sagte er. "Abengoa glaubt, dass das Demonstrationsprojekt ein Schlüsselinstrument ist, das die Realisierung einer Innovationspolitik ermöglicht, die sich auf die Entwicklung neuer Produkte für den Markt konzentriert. Es bietet dem Projekt eine operative Validierung", sagte Moreno. "FuE in der EU zielt hauptsächlich auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Ressourcen für Innovation sind knapp. Die EU muss sich auf FuEuI-Maßnahmen [FuE und Innovation] konzentrieren, um eine weltweite Führungsrolle im Bereich der Technologien zur Milderung des Klimawandels zu erlangen", fügte er hinzu. Moreno warnte vor politischen Entscheidungsträgern, die FuE-Investitionsprioritäten für den Privatsektor festlegen wollen, und sagte, das Unternehmen würde immer besser wissen, wo Investitionen benötigt werden. Wo politische Entscheidungsträger eher hilfreich sein können, sei bei der Verbesserung der gesetzlichen Sicherheit FuE-betreibender Firmen. John van den Elst ist bei Philips Applied Technologies in den Niederlanden für den Bereich Digitale Systeme verantwortlich. Philips wurde 1891 gegründet und ist heute 27 Milliarden Euro wert. Die FuE-Investitionen des Unternehmens von 1,7 Milliarden Euro oder 6,2% seines Umsatzes sind bereits beeindruckend. Aber vor sieben Jahren lag diese Zahl bei über 8%. Seitdem wurde ein Prozess der "Devertikalisierung" durchlaufen. Das Unternehmen verkaufte seine Sparten für die Halbleiterentwicklung und Zubehörteile. "Der Umsatz ist nun geringer, aber der Fokus liegt auf der richtigen Seite der Wertschöpfungskette", sagte van den Elst. Philips Strategie besteht darin, marktorientierte FuE zu betreiben, um das der Forschung inhärente Risiko zu kontrollieren, um Wissen in Technologiepartnerschaften zu teilen und um Philips Forschungsanlagen voll auszunutzen. Aufbauend auf Analysen des globalen Verbraucherverhaltens führt Philips Forschungen im eigenen Haus durch. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Kreuzungspunkte von Vergnügen und Wellness. Die Idee für ein neues Produkt muss diesem Zielbereich entsprechen und zur Marke Philips passen. Die Firma wird auch überprüfen, ob es einen Markt für dieses Produkt gibt oder nicht, und ob Philips einen Wettbewerbsvorteil haben wird, wenn es die Idee weiterverfolgt. Wie van den Elst deutlich machte, "basieren FuE-Ausgaben auf Marktkenntnissen". Gleichzeitig arbeiten mehrere Forschungsgruppen an anderen neuen Ideen. Abhängig vom Erfolg der Idee hat Philips die folgenden Optionen: ein "spin up" mit der Durchführung der Technologie für Philips, ein "spin out" durch den Verkauf der Technologie an jemand Außenstehenden oder ein "spin off" mit der Schaffung einer neuen eigenständigen Firma. Ullrich Schröder ging in seiner Präsentation einen Schritt zurück von den Feinheiten der FuE-Priorisierung und konzentrierte sich auf die Bedeutung von KMU für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. Er ist FuE-Berater bei UEAPME, dem Europäischen Verband für Handwerk und kleine und mittlere Unternehmen. Mit Hinweis auf die Abnahme des Gesamtanteils der europäischen Fördermittel für Unternehmens-FuE mit jedem FuE-Rahmenprogramm der EU behauptete Schröder, dass es die KMU besonders hart getroffen hat. Die lange Laufzeit der unter den EU-Rahmenprogrammen finanzierten Projekte, die Einbeziehung verschiedener Partner, der Schwerpunkt auf Hightech und die großen involvierten Budgets würden die Teilnahme für viele KMU erschweren, sagte Schröder. "Ohne eine Erhöhung der FuE-Ausgaben von KMU wird das Ziel von Barcelona [eine Erhöhung der FuE-Investitionen auf 3% des BIP] niemals erreicht werden. Niemals", behauptete er. Die Lösungen brächte die Schaffung eines Wirtschaftsumfeldes, in dem KMU überleben, innovativ sein und Unternehmensgeist entwickeln können, sowie die Einführung von Programmen zur Förderung technologischer Entwicklung auf allen Ebenen, sagte Ullrich Schröder. Das speziell auf KMU ausgerichtete CRAFT-Programm der EU war ein Erfolg und wurde stark nachgefragt. UEAPME würde weitere derartige Programme auf europäischer und auf einzelstaatlicher Ebene sowie die Vergabe von Forschungsaufträgen an KMU innerhalb anderer Programme befürworten. Ullrich Schröder schloss, indem er frühere Forderungen nach einer Folgekonferenz wiederholte. "Wir müssen uns mehr auf Unternehmens-FuE konzentrieren und voneinander lernen", sagte er.

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