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Spaces and Styles of Participation. Formal, non-formal and informal possibilities of young people’s participation in European cities.

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Einblicke in die demokratische Teilhabe von Jugendlichen in den Städten Europas

Die aktuellen Klimaproteste von Jugendlichen in ganz Europa und darüber hinaus sollten die Entscheidungsträger nachdrücklich daran erinnern: Junge Menschen sind ein wesentlicher Teil unseres demokratischen Systems und sie wollen ein größeres Mitspracherecht, wenn es um die Zukunft Europas geht. Da solche Teilhabe auf der lokalen Ebene anfängt, wurden im Projekt PARTISPACE (Spaces and Styles of Participation. Formal, non-formal and informal possibilities of young people’s participation in European cities) in acht europäischen Städten bestehende Formen solcher Beteiligung untersucht.

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Die Forschung geht davon aus, dass politische Teilhabe mit Einflussnahme und Beteiligung auf lokaler Ebene beginnt. Aber was weiß man eigentlich über diese Beteiligung und wie unterscheidet sie sich in den verschiedenen Mitgliedstaaten? Im Projekt PARTISPACE wurde das in acht europäischen Städten untersucht, um die lokale Teilhabe von jungen Menschen tiefergehend zu verstehen, Probleme zu identifizieren und solche Teilhabe zu erleichtern. „Wir haben gleich zu Anfang gesehen, dass die meisten formalen Möglichkeiten der Teilhabe für junge Menschen kaum Gewicht haben und praktisch nur symbolische Gesten sind“, so Prof. Dr. Andreas Walther von der Goethe-Universität Frankfurt. „Außerdem ist eine klare Mehrheit der Jugendlichen bei öffentlichen Institutionen eher skeptisch, besonders wenn sie schon negative Erfahrungen mit der Schulbildung gemacht haben. Dadurch werden gerade die informellen öffentlichen Räume zur Bühne für Jugendliche, die dort zeigen können, dass sie Teil der Gesellschaft sein wollen. Dies sollte dann auch als Beteiligungsform gesehen und thematisiert werden.“ Ausgehend von der Annahme, dass die gängigen Konzepte und Vorstellungen von Teilhabe zu eng gefasst sind, wurde im Rahmen des Projekts PARTISPACE das Teilhabepotenzial der Aktivitäten junger Menschen in öffentlichen Räumen untersucht – egal ob diese als Form der Beteiligung anerkannt wurden oder nicht. Lokale Studien in den einzelnen Städten Das Team führte in jeder teilnehmenden Stadt qualitative lokale Studien durch. Die Forscher organisierten Experteninterviews und Gruppendiskussionen mit jungen Menschen, um ihren Bezug zur Teilhabe zu verstehen. Außerdem wurden in formellen, nicht-formellen und informellen Beteiligungsumgebungen in Form von Beobachtung, Gruppendiskussionen und biografischen Interviews mit jungen Menschen sechs ethnografische Fallstudien pro Stadt durchgeführt. Im Projekt ergaben sich klare Unterschiede: „Göteborg (Schweden) tut sich mit gut ausgestatteten und tief verwurzelten Teilhabemechanismen auf Bezirksebene besonders hervor“, erklärt Prof. Dr. Walther. „In Frankfurt (Deutschland) und Manchester (Vereinigtes Königreich) war die formelle Repräsentation – vor den Terroranschlägen von 2017 – auf Bildungskampagnen oder schulbezogene Themen beschränkt. In beiden Städten schien die Jugendpolitik auf kontextuelle Veränderungen gar nicht zu reagieren, wobei die Infrastruktur für Jugend in Frankfurt größer und robuster war als in Manchester. In Zürich (Schweiz) reagiert die Jugendpolitik, aber es gibt keine formelle Repräsentation der Jugend. Dasselbe gilt für die anderen Städte. In Rennes (Frankreich) ist die Jugendpolitik in Vereinigungen organisiert, was einen selektiven Zugang mit sich bringt. In Plowdiw (Bulgarien) und Eskişehir (Türkei) wurden Jugendarbeit und Jugendbeteiligung erst vor Kurzem durch EU-Integrationsprozesse eingeführt. Noch gibt es dort keine zuverlässige Infrastruktur.“ Die Diskrepanz zwischen formeller anerkannter und informeller Beteiligung, die häufig vernachlässigt oder ausgeschlossen wird, herrscht jedoch in allen Kontexten vor und stellt für die Förderung der Jugendbeteiligung die größte Herausforderung dar. Unterstützung von Erwachsenen ist okay – aber ohne Bevormundung Neben der Untersuchung des aktuellen Stands in der Jugendbeteiligung gab PARTISPACE jungen Menschen auch die Möglichkeit, in eigenen Projekten ihre Ansichten ohne Filter durch Wissenschaft oder Erwachsene auszudrücken. Diese Projekte zeigten dann, dass viele die Unterstützung von Erwachsenen gern annehmen, aber nur solange diese nicht so tun, also ob sie alles besser wüssten, und die eigene Herangehensweise der Jugendlichen akzeptieren. Prof. Dr. Walther hofft, dass die Studie politischen Entscheidungsträgern genügend Argumente liefert, sodass sie anfangen, junge Menschen als Mitbürger zu verstehen statt als „heranwachsende Bürger“. Was die Klimaproteste betrifft, so würde Anerkennung von anderen gesellschaftlichen Akteuren den Jugendlichen in jedem Falle zeigen, dass Beteiligung und Engagement etwas verändern können. Mehrere am Projekt beteiligte Städte haben Debatten über die Umsetzung einer lokalen Charta für Jugendrechte angestoßen, die die Ansprüche und Rechte junger Menschen sichtbar machen würde und widerspiegeln kann, inwiefern ihr Leben anders ist als das von Kindern und Erwachsenen. Jetzt hofft das Team, dass dieser Prozess auch auf europäischer Ebene übernommen wird.

Schlüsselbegriffe

PARTISPACE, junge Menschen, Jugendliche, Demokratie, Europa, lokale Teilhabe, informelle Beteiligung, öffentliche Räume

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