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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Automatische Verabreichung von Arzneimitteln für chronisch Kranke

Eine Zahnprothese könnte in absehbarer Zukunft die Behandlung von Patienten mit Arzneimitteln erleichtern, indem sie in regelmäßigen Abständen Arzneimittel in kontrollierten Dosen in den Blutkreislauf abgibt. Diese Zahnprothese wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts Inte...

Eine Zahnprothese könnte in absehbarer Zukunft die Behandlung von Patienten mit Arzneimitteln erleichtern, indem sie in regelmäßigen Abständen Arzneimittel in kontrollierten Dosen in den Blutkreislauf abgibt. Diese Zahnprothese wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts IntelliDrug (Intelligentes intra-orales Mikrosystem zur Verabreichung von Arzneimitteln zur Suchtbekämpfung und Behandlung chronischer Erkrankungen) entwickelt, das kürzlich abgeschlossen wurde. Untersuchungen ergaben, dass 50 Prozent der Patienten ihre Arzneimittel nicht einnehmen, weil sie sie entweder vergessen oder sie nicht für notwendig erachten. Außerdem gibt es noch jene Patienten, die Arzneimittel zur falschen Tageszeit oder in der falschen Dosierung einnehmen. Die Prothese, die etwa die Größe von zwei Backenzähnen hat, verfügt über ein Reservoir sowie einen Abgabemechanismus, einen programmierbaren Schaltkreis, Mikrosensoren, Mikroauslöser und Batterien. Das Gerät kann über Infrarot gesteuert werden, sodass die Einstellungen jederzeit angepasst werden können. Das Team von IntelliDrug hofft allerdings, das Infrarotsystem durch Radiofrequenzidentifikationstechnologie (RFIT) und zu einem späteren Zeitpunkt auch durch Mobilfunktelefonie ersetzen zu können. Die Batterien halten voraussichtlich drei Monate, und das Reservoir wäre wöchentlich bis monatlich nachzufüllen, je nach Arzneimittel und der Dosis, in der es verabreicht wird. Die Forscher entschieden sich dafür, die Vorrichtung im Mund anzubringen, weil "die Mundhöhle leicht zugänglich ist, sodass das Gerät problemlos installiert werden kann und sich das Nachbefüllen des Reservoirs und das Auswechseln der Batterien unkompliziert gestalten", so der Ingenieur und Projektmanager Ben Beiski von ASSUTA Medical Centres in Israel. "Dadurch, dass das Arzneimittel durch das Wangengewebe in den Blutkreislauf gelangt, erhöht sich ferner die biologische Verfügbarkeit deutlich." Durch das Mundgewebe kann der Körper Wirkstoffe besonders schnell und wirksam aufnehmen. Arzneimittel, die auf herkömmliche Art und Weise verabreicht werden, büßen auf ihrem Weg durch den Magen-Darm-Trakt stets einen Teil ihrer Wirksamkeit ein, bevor sie in den Blutkreislauf gelangen. Folglich können Arzneimittel, die über das Wangengewebe aufgenommen werden, geringer dosiert werden. Das System wurde bereits erfolgreich an Schweinen getestet. Im November 2007 begann die Testphase an Menschen: Hierzu stellten sich zwölf Patienten freiwillig zur Verfügung, die mit Naltrexon behandelt werden, einem Opiatblocker, der beim Entzug von Heroin zum Einsatz kommt. Nach dieser Testphase könnte das IntelliDrug-System etwa binnen drei Jahren auf den Markt kommen und dann chronisch kranken Patienten hilfreich sein, die beispielsweise an Bluthochdruck, chronischen Schmerzen oder Diabetes leiden. An dem Projekt IntelliDrug waren rund 15 Partner aus den sechs Ländern Israel, Spanien, Schweiz, Polen, Deutschland und Italien beteiligt. Das Projekt wurde unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) mit 2 Millionen Euro gefördert.