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Studie wirft neues Licht auf Magnetsinn von Fledermäusen

Fledermäuse orientieren sich mithilfe eines magnetischen Minerals, dem sogenannten Magnetit, das ihnen als "innerer Kompass" dient, wie Wissenschaftler herausfanden. Die teilweise durch Marie-Curie-Maßnahmen der EU finanzierte Studie wurde in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröf...

Fledermäuse orientieren sich mithilfe eines magnetischen Minerals, dem sogenannten Magnetit, das ihnen als "innerer Kompass" dient, wie Wissenschaftler herausfanden. Die teilweise durch Marie-Curie-Maßnahmen der EU finanzierte Studie wurde in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht. Dass sich Fledermäuse beim Navigieren am Magnetfeld der Erde orientieren, wurde bereits im Jahr 2006 entdeckt, allerdings blieb der dafür verwendete Mechanismus bislang ein Rätsel. Besitzen sie ein System, das sich am Licht orientiert, wie viele Vögel? Oder enthalten ihre Zellen wie die anderer Tierarten spezielle, mit Magnetit gefüllte Kompasskammern? In dieser neuesten Studie setzten Wissenschaftler von der University of Leeds im Vereinigten Königreich und der Princeton University in den USA die Große Braune Fledermaus (Eptesicus fuscus) einem Magnetfeld aus, das 5.000 mal stärker als das der Erde, jedoch entgegengesetzt ausgerichtet war. Wenn, wie vermutet wurde, die magnetische Orientierung der Fledermäuse auf Magnetit basierte, würde ein solches Magnetfeld die Polarität der magnetischen Partikel umkehren und letztendlich magnetisch Nord und magnetisch Süd vertauschen. "Wir führten unsere Untersuchungen an drei Gruppen von Fledermäusen durch. Die erste Gruppe wurde einem entgegengesetzt ausgerichteten Magnetfeld und eine zweite Kontrollgruppe gar keinem Magnetfeld ausgesetzt", erklärte Dr. Richard Holland von der University of Leeds. "Die dritte Gruppe wurde einem Magnetfeld mit der gleichen Ausrichtung wie das irdische Magnetfeld ausgesetzt. Mithilfe dieser Gruppe ließ sich leicht feststellen, ob das Magnetfeld selbst der Grund für das verwirrte Orientierungsverhalten war oder ob das Magnetfeld eher die Ausrichtung des Magnetits beeinflusst hatte." Die Fledermäuse wurden anschließend freigelassen und ihre Flugroute über zuvor angebrachte Radiosender verfolgt. Es stellte sich heraus, dass die Kontrollgruppe ganz normal ihren Weg nach Hause fand, was auch für die Fledermäuse zutraf, die dem verstärkten Erdmagnetfeld ausgesetzt waren. Die Hälfte der Fledermäuse jedoch, die dem umgekehrten Magnetfeld ausgesetzt waren, schlug die andere Richtung ein. "Das belegt eindeutig, dass das Magnetit in den Zellen der Fledermäuse für deren Orientierungssinn verantwortlich ist, denn wir waren in der Lage, ihren inneren Kompass von Nord auf Süd umzupolen", erklärte Dr. Holland. Die Fledermäuse, die in die richtige Richtung flogen, könnten auf zusätzliche Navigationsmöglichkeiten umgeschaltet haben, als sie merkten, dass ihre magnetische Orientierung außer Kraft gesetzt war, spekulieren die Wissenschaftler. Ein Magnetsinn wurde bereits bei vielen Tierarten entdeckt, beispielsweise bei Vögeln, Insekten, Hummern, Salamandern, Schildkröten, Fischen, Säugetieren und Bakterien. Als nächste Herausforderung wollen die Wissenschaftler herausfinden, auf welche Weise Fledermäuse Magnetfelder wahrnehmen. "Bis jetzt wissen wir bei Fledermäusen noch nicht, wo sich der 'Sitz' der Rezeptorzellen mit dem Magnetit befindet, und auch die Struktur der Rezeptorzellen bei allen anderen Tierarten bleibt noch zu erforschen", so die Wissenschaftler. "Um das Prinzip der Magnet-Rezeption bei Magnetit-basierten Zellen richtig verstehen zu können, müssen wir die Ultrastruktur der Magnet-Rezeptoren bestimmen."

Länder

Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten