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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Forschung beleuchtet die zwischenmenschliche Kooperation

Jüngste Forschungsarbeiten werfen neues Licht auf die Art und Weise, wie die Menschen im Sinne des Allgemeinwohls kooperieren, und auf die Folgen, wenn dies nicht gelingt. In ihrem Artikel für die Fachzeitschrift Science erläutern die Forscher ihre Erkenntnisse darüber, dass...

Jüngste Forschungsarbeiten werfen neues Licht auf die Art und Weise, wie die Menschen im Sinne des Allgemeinwohls kooperieren, und auf die Folgen, wenn dies nicht gelingt. In ihrem Artikel für die Fachzeitschrift Science erläutern die Forscher ihre Erkenntnisse darüber, dass Racheakte in undemokratischen traditionellen Gesellschaften, die auf autoritären und kirchlichen Institutionen basieren und in denen die Bürger der Ansicht sind, es sei akzeptabel, Steuern zu umgehen oder Gesetze zu missachten, da diese kriminellen Handlungen häufig straffrei bleiben, häufiger verübt werden. Die internationale Studie von 16 Ländern betrachtete das Ausmaß, in dem einige Menschen den persönlichen Gewinn zum Wohle der breiteren Öffentlichkeit opfern, während "Schmarotzer" aus deren Großmut Profit zu ziehen versuchen. Im Rahmen früherer Arbeiten entwickelten Wissenschaftler ein Finanzspiel, in dem die Teilnehmer entscheiden sollten, ob sie ihre Ressourcen - Spielsteine - in einen gemeinsamen Topf geben oder diese für sich behalten und die Früchte des Gemeinschaftsgefühls der anderen für sich einheimsen. Eine Kooperation scheiterte rasch, wenn keine Geldstrafen für Teilnehmer, die keinerlei sozial gesinnten Investitionen tätigen, sondern stattdessen fortwährend die großmütige Art der anderen ausnutzen, existierten. Anhand dieses Spiels studierten Professor Simon Gächter und Dr. Benedikt Herrmann von der Universität Nottingham sowie Dr. Christian Thöni von der Universität St. Gallen, Schweiz, das Verhalten von Menschen in 16 Städten auf der ganzen Welt - von Boston, Bonn und Riad bis nach Minsk, Nottingham, Seoul und so weiter. "Nach unserem Wissen handelt es sich hierbei um die umfassendste Kulturen übergreifende Studie experimenteller Spiele, die bisher in der entwickelten Welt durchgeführt wurde", sagte Professor Gächter. Man fand heraus, dass sich das Ausmaß der Kooperation in allen 16 Städten auffallend ähnlich gestaltete. Entgegen der Vorhersagen der Wirtschaftswissenschaftler änderte sich das Verhalten jedoch drastisch, als die Beiträge der Spieler offen gelegt wurden und diese die Möglichkeit erhielten, ihre Mitspieler durch Wegnehmen von Spielsteinen zu bestrafen. Wie bereits frühere Studien gezeigt haben, waren die Spieler bereit, sich von einem ihrer eigenen Spielsteine zu trennen, um weniger starke Investoren oder die Schmarotzer zu bestrafen, die den Großmut der anderen ausnutzen. Auffallende nationale Unterschiede zeigten sich jedoch, als die Schmarotzer dafür bestraft wurden, dass sie ihre eigenen Interessen über die des Allgemeinwohls stellen. In Ländern wie den USA, der Schweiz und Großbritannien nahmen die Schmarotzer ihre Strafe hin, zeigten sich kooperativer und im Laufe des Spiels stiegen die Erträge. In Ländern wie Griechenland und Russland suchten die Schmarotzer jedoch nach Vergeltung und übten Rache an den Spielern, die sie bestraften. Dies galt sogar für Musterbürger, die ihre Beiträge ordnungsgemäß zahlten. Folglich scheiterte eine Kooperation im Sinne des Allgemeinwohls. In Gesellschaften, in denen die moderne Ethik der Kooperation mit Fremden weniger geläufig ist und der Rechtsgrundsatz als schwach wahrgenommen wird, komme es häufiger zu Racheakten und eine Kooperation scheitere, kommentierte Dr. Herrmann. Das Faszinierende an den Verhaltensweisen, die im Rahmen der Spiele gezeigt werden, sei, dass mit ihrer Hilfe die Normenmaßstäbe der bürgerlichen Kooperation und der von Sozialwissenschaftlern aufgestellte Rechtsgrundsatz verglichen werden könnten, sagte Dr. Herrmann. Diese Normen umfassen die allgemeinen Einstellungen gegenüber dem Gesetz, beispielsweise ob die Bürger der Ansicht sind, es sei akzeptabel, Steuern zu umgehen oder Gesetze zu missachten, oder eben nicht. "In Gesellschaften, in denen die öffentliche Kooperation tief verwurzelt ist und die Bürger ihren Vollzugsbehörden vertrauen, wird Rache im Allgemeinen vermieden", erklärte Dr. Herrmann. "In Gesellschaften jedoch, in denen die moderne Ethik der Kooperation mit nicht verwandten Fremden weniger geläufig ist und der Rechtsgrundsatz als schwach wahrgenommen wird, kommt es häufiger zu Racheakten." Die Wirtschaftswissenschaftler sind bestrebt, den Entscheidungsfindungsprozess hinter der Kooperation zu beleuchten, da die Zusammenarbeit im Sinne des Allgemeinwohls für jede Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist - nicht zuletzt, um größere Probleme lösen zu können, wie zum Beispiel Recycling und Kampf gegen den Klimawandel. Laut Dr. Hermann gibt es "im Alltag zahlreiche Beispiele für Situationen, in denen eine Kooperation die beste Lösung ist, auch wenn es stets die Option gibt, diese zu umgehen, z.B. Recycling, Nachbarschaftswache, Wahl, lokaler Naturschutz, Kampf gegen den Klimawandel und so weiter. Wir müssen verstehen, warum sich die Menschen auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, denn Kooperation wird durch asoziale Bestrafungsmethoden stark behindert."