Unterirdischer Bunker schützt Samen aus aller Welt
Auf der eisigen norwegischen Inselgruppe Svalbard [Spitzbergen] wurde ein unterirdischer bunkerähnlicher Keller aus dem permanent gefrorenen Boden gesprengt, um dort Saatgutproben aus aller Welt aufzubewahren. Diese internationale Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Regierungen dient als Aufbewahrungsort wertvoller genetischer Ressourcen, die uns dabei helfen könnten, die Nahrungsmittelversorgung an den Klimawandel anzupassen. Da im Laufe des vergangenen Jahrhunderts bereits drei Viertel der biologischen Vielfalt von Nutzpflanzen verloren gegangen sind, sind drastische Maßnahmen notwendig, um sicherzustellen, dass unseren verbleibenden Nutzpflanzen nicht dasselbe Schicksal ereilt. Diese Maßnahme wurde Ende Februar mit der Eröffnung der globalen Samenbank "Global Seed Vault" in die Wege geleitet. Innerhalb von Stunden nach der großen Eröffnung waren rund 268.000 Samenproben mit über 100 Millionen individuellen Samen aus 220 Ländern katalogisiert, codiert und an ihrem Lagerplatz. Sie kamen von 20 verschiedenen Forschungsinstituten und nationalen Samenbanken. In der von Norwegen gebauten Anlage ist Platz für über zwei Milliarden Samen. Die Betriebskosten werden von der Regierung und privaten Stiftungen getragen. Dazu kommen ungefähr 13 Millionen Euro aus dem Vereinigten Königreich, 8 Millionen Euro aus Australien, 7 Millionen Euro aus Deutschland und 4 Millionen Euro aus den USA. Obwohl die Temperaturen in dem Gewölbe bei ungefähr Null Grad liegen, beträgt die optimale Lagertemperatur für die Samen -19°C. Deshalb laufen dort seit November riesige Kühlanlagen. Über 150 Meter unter dem Permafrost gelegen, ist der Eingangstunnel zum Gewölbe gegen Explosionen und Erdbeben gesichert. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen werden durch ein automatisiertes System gewährleistet und niemand verfügt gleichzeitig über alle Eingangscodes. Diese Maßnahmen waren notwendig, da vorangegangene nationale Samenbanken Schaden und Zerstörung erlitten hatten. Die Samenbanken in Afghanistan und dem Irak waren von Plünderern zerstört worden, die an den Kunststoffbehältern interessiert waren, in denen die Samen aufbewahrt wurden. In den Philippinen hatte ein Taifun die Wand der Samenbank durchbrochen und zahlreiche Proben zerstört. In der Samenbank werden nicht nur Samen von Pflanzen aufbewahrt, die wegen des Klimawandels aussterben könnten, sondern sie soll auch das Studium der Nutzpflanzengenetik unterstützen und erleichtern. Mit einer so großen Anzahl katalogisierter Proben an einem Ort werden Wissenschaftler unterstützt, die genetisches Material und Pflanzenstämme bestimmen möchten, die mit veränderten Umweltbedingungen klarkommen können. Ein Beispiel hierfür ist der gegen starke Winde resistente Mais. Die niedrigen Temperaturen auf Spitzbergen stellen außerdem sicher, dass die Proben auch bei einem Stromausfall noch geschützt sind. "Wir befinden uns in einem arktischen Berg, da wir einen hundertprozentig sicheren Ort benötigten, der von selbst funktioniert", sagt Cary Fowler, Präsidentin von Global Crop Diversity Trust, der NRO, die die Samenbank betreibt. Samenlaboren wird jetzt erst eine gewisse Priorität eingeräumt. Während sie in der Vergangenheit eher Sache der Landwirte und Hobbygärtner waren, wächst derzeit das Bewusstsein darüber, dass diese aufgrund des fortschreitenden Klimawandels für das Überleben der Menschheit notwendig werden.
Länder
Norwegen