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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Kürzlich entdecktes Protein wirft neues Licht auf Autoimmunerkrankungen

Im Immunsystem arbeiten verschiedenste Mechanismen zusammen, um unseren Körper vor Krankheiten und Infektionen zu schützen. Bei Autoimmunerkrankungen jedoch richtet sich die körpereigene Abwehr fälschlicherweise gegen den eigenen Körper. Viele Teile des Körpers können Opfer di...

Im Immunsystem arbeiten verschiedenste Mechanismen zusammen, um unseren Körper vor Krankheiten und Infektionen zu schützen. Bei Autoimmunerkrankungen jedoch richtet sich die körpereigene Abwehr fälschlicherweise gegen den eigenen Körper. Viele Teile des Körpers können Opfer dieser fehlgeleiteten Angriffe werden, so zum Beispiel Nerven und Muskeln sowie das endokrine und das Verdauungssystem. Autoimmunerkrankungen sind in den modernen Industrienationen die dritthäufigste Ursache für Erkrankungen und Todesfälle nach Krebs und Herzerkrankungen. Wissenschaftler eines EU-finanzierten Projekts haben jetzt ein Protein identifiziert, von dem sie annehmen, dass es neue Wege beim Verstehen und in der Therapie von Autoimmunerkrankungen eröffnet. Finanziert wird das drei Jahre währende Projekt EurAPS im Rahmen der thematischen Priorität "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Wissenschaft" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6). 16 Partner aus Europa, Australien und Hongkong untersuchen in dem Projekt das polyglanduläre Syndrom Typ I (APS-1), einer seltenen genetischen Erkrankung bei Kleinkindern. Die Ergebnisse werden im New England Journal of Medicine veröffentlicht. APS-1 ist eine erbliche, monogenetische Krankheit, die durch Mutationen im AIRE-Gen (autoimmune regulator) entsteht. Aufgrund der Mutation produziert das Immunsystem Autoantikörper, die sich gegen ein oder mehrere körpereigene Proteine richten. Patienten mit APS-1 können eine Reihe unterschiedlicher Symptome aufweisen. Dazu gehören Hypokalzämie, hervorgerufen durch die Zerstörung der Nebenschilddrüse, und Morbus Addison (Insuffizienz der Nebennierenrinde), hervorgerufen durch die Zerstörung der Nebennieren. Außerdem können die Betroffenen durch Candida-Hefepilze ausgelöste Pilz- und Hautinfektionen entwickeln. Die Wissenschaftler des EurAPS-Projekts haben jetzt eines der Proteine identifiziert, das der Körper bei dieser Krankheit angreift. Das Protein NALP5 dient der Immunabwehr als Ziel bei ihrem Angriff auf die Nebenschilddrüsen. Nebenschilddrüsen sind kleine endokrine Drüsen im Hals und befinden sich typischerweise hinter der Schilddrüse. Sie produzieren das Parathormon, das die Konzentration von Kalzium im Blut erhöht. Die Drüsen halten den Kalziumspiegel des Körpers in sehr engen Grenzen, damit Nerven- und Muskelsystem gut funktionieren. Fällt der Kalziumspiegel unter ein bestimmtes Niveau, werden Kalziumrezeptoren in der Nebenschilddrüse aktiv und setzen das Hormon frei. Bei Patienten mit APS-1 können die Nebenschilddrüsen bereits in sehr jungen Jahren ausfallen. Durch den Kalziummangel kann es zu Krämpfen kommen, die mit herkömmlichen Therapien oft schlecht zu behandeln sind. Wird die Krankheit nicht diagnostiziert, kann sie sogar zum Tod führen. Die Entdeckung dieses Proteins ermöglicht nun eine Diagnose in einem frühzeitigen Stadium der Erkrankung, sodass junge Patienten rechtzeitig die entsprechende Therapie erhalten können. Die Entdeckung des Proteins NALP5 in den Nebenschilddrüsen kann Wissenschaftlern helfen, die Funktion dieses Organs besser zu verstehen. Darüber hinaus unterstützt diese jüngste Entdeckung die Entwicklung von Medikamenten und Therapien für Krankheiten, bei denen die Kalziumkonzentration des Blutes außerhalb des Normalbereichs liegt, wie z.B. bei Osteoporose. Dass sowohl die Immunzellen des Menschen als auch die von Tiermodellen mit demselben genetischen Defekt dieses Protein angreifen, schafft günstige Voraussetzungen für die weitere Erforschung dieser Krankheit. "Dies ermöglicht erstmals einen experimentellen Vergleich der Immunabwehr beim Menschen und beim Tiermodell, da sich diese gegen genau das gleiche Zielprotein richten", sagt der Entdecker des Proteins, Mohammad Ali Mohammadi, von der Fakultät für Medizin an der Universität von Uppsala.

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