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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Vögel singen traurige Lieder über Einsamkeit

Der menschliche Eingriff in natürliche Lebensräume stört zunehmend das natürliche Gleichgewicht von Ökosystemen. Dieses Gleichgewicht als Voraussetzung für ein friedliches Miteinander von Mensch und Tier war für Umweltschützer bislang schwer zu fassen. Neueste Forschungen zu V...

Der menschliche Eingriff in natürliche Lebensräume stört zunehmend das natürliche Gleichgewicht von Ökosystemen. Dieses Gleichgewicht als Voraussetzung für ein friedliches Miteinander von Mensch und Tier war für Umweltschützer bislang schwer zu fassen. Neueste Forschungen zu Vogelpopulationen in Spanien ergaben jedoch, dass der Gesang von Vögeln aussagekräftige Rückschlüsse über eine solche Harmonie ermöglicht. In jedem Tanzlokal der Welt wird der Beobachter mit Sicherheit eines feststellen: Männer und Frauen flirten auf der Tanzfläche miteinander und versuchen, das andere Geschlecht auf sich aufmerksam zu machen. Nicht anders ist es bei Vögeln, wo die Männchen mit ihrem Gesang die Weibchen anlocken. Und je komplizierter das Lied ist, desto größer sind die Erfolgschancen. Forscher des spanischen wissenschaftlichen Forschungsrates CSIC untersuchten das Metapopulationssystem - eine Anzahl von Populationen gleicher, jedoch räumlich getrennter Arten - am Beispiel der Dupontlerche (Chersophilus duponti) im nordöstlichen Spanien und machten eine erstaunliche Entdeckung. Sie fanden heraus, dass das Lied des Sperlingsvogels nicht nur Rückschlüsse auf sein Paarungsverhalten, sondern auch auf die gesamte Population sowie eventuell anstehende Veränderungen innerhalb derselben zulässt. Man wusste bereits seit Langem, dass der Gesang der Vögel innerhalb einer Vogelpopulation in besonderer Weise den Wettstreit der Männchen untereinander oder das Balzverhalten wiederspiegelt, um sich ins Blickfeld der Weibchen zu rücken. Für das einzelne Männchen gibt der Gesang Aufschluss über dessen individuelle Qualitäten. Nun entdeckten die Forscher um Studienleiterin Paola Laiolo einen Zusammenhang zwischen der Liedqualität des einzelnen Vogels und der Existenzfähigkeit der gesamten Population (gemessen an der jährlichen Wachstumsrate). Die Korrelation kam dadurch zustande, dass der Gesang der Männchen aus den reichsten, produktivsten und am wenigsten vom Aussterben bedrohten Populationen komplexer war als der Gesang der Männchen aus kleineren Populationen. Die Vermutung lag nahe, dass dies auf ein ärmeres kulturelles Milieu und eine geringere Paarungserfolgsrate zurückzuführen sei. Kulturelle Attribute könnten daher nicht nur die Merkmale des Individuums wiederspiegeln, sondern auch zukünftige Veränderungen in der Population. Diese Ergebnisse ebnen den Weg für Forschungen zur kulturellen Vielfalt in der Tierwelt innerhalb einer zunehmend vom Menschen veränderten Landschaft. Weltweit sind mehr als 500 Singvogelarten vom Aussterben bedroht. Hauptursache dessen ist der Verlust des Lebensraums und seiner Zersplitterung in eine Vielzahl von Ökosystemen über weitläufige Gebiete hinweg. Unter diesen Bedingungen gestaltet sich die herkömmliche Langzeitbeobachtung von Populationen als schwierig und kostspielig. Die leichte Durchführbarkeit dieser neuen Studie lässt jedoch hoffen, dass der Gesang von Vögeln als frühes Warnsignal für gefährdete Populationen genommen werden könnte. Die Studie konzentrierte sich auf die auf der Iberischen Halbinsel vom Aussterben bedrohte Dupontlerche. Unter Vogelbeobachtern gilt sie als einer der am schwersten auszumachenden Vögel, weil sie, um es mit den Worten eines anonymen Naturfreundes auszudrücken, "schneller flüchtet als Linford Christie und Lord Lucan zusammen."

Länder

Spanien

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