Großbritanniens Parlament befürwortet Forschung mit Hybrid-Embryonen
Das Parlament des Vereinigten Königreichs hat zugunsten der Erzeugung von Hybrid-Embryonen aus menschlichem und tierischem Material für Forschungszwecke abgestimmt. Im Zuge einer über zwei Tage verteilten Debatte betreffend die Änderungen des Gesetzesentwurfs über Humanbefruchtung und Embryologie haben die Abgeordneten mit 342 gegen 163 Stimmen einen Antrag zum Verbot der sogenannten Hybrid- oder Mischembryonen abgelehnt. Der britische Premierminister Gordon Brown unterstützte ebenfalls die Nutzung dieser Embryonen in der Forschung. In einer in der britischen Tageszeitung The Guardian veröffentlichten Kolumne erklärte Gordon Brown, dass durch den Einsatz der besagten Embryonen "der kritische Einschränkungsfaktor in der Stammzellenforschung: der Mangel an menschlichen Eizellen, aus denen Embryonen hergestellt und Stammzellen gewonnen werden können", entfällt. Darüber hinaus würden sie zu neuen Heilmethoden und Behandlungsmöglichkeiten für Millionen von Menschen führen. "Die Ärzte und Wissenschaftler, mit denen ich mich unterhalte, engagieren sich für die ihres Erachtens grundsätzlich moralische Anstrengung, mit der Tausende und langfristig Millionen Leben gerettet und verbessert werden könnten", schreibt der britische Premier Minister. Gemäß dem Gesetzesentwurf ist die Erzeugung von mehreren Arten von Mischembryonen gestattet: - menschlich-tierische Hybriden, die durch die Befruchtung einer menschlichen Eizelle mit tierischem Sperma oder einer tierischen Eizelle mit menschlichem Sperma gezeugt werden; - zytoplasmische Hybriden oder Cybriden, die mit Klontechniken aus menschlichen Zellen und tierischen Eizellen erzeugt werden. Cybride sind abgesehen von der Präsenz von tierischen Mitochondrien überwiegend menschlich; - menschliche transgenetische Embryonen, bei denen tierische DNA in eine oder mehrere Zellen des Embryos eingebracht wird; - menschlich-tierische Chimären, bei denen menschliche Embryonen durch die Zugabe einer oder mehrerer tierischer Zellen geändert werden. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass diese Embryonen ausschließlich für eindeutige Forschungszwecke erlaubt werden und dass ihre Aufbewahrung über mehr als 14 Tage illegal ist. Ihre Einpflanzung in Frauen oder irgendwelche Tiere ist ebenfalls verboten. In seiner Rede während der Parlamentsdebatte meinte der konservative Abgeordnete Edward Leigh, einer der Gegner des betreffenden Gesetzesentwurfs, dass keinerlei umfangreiche Beweismittel darauf hindeuten, dass die Forschung mit Hybrid-Embryonen irgendwelche Krankheiten heilen könnte. Dabei bezog er sich auf ein von einer Gruppe von Wissenschaftlern erstelltes Schreiben, in dem davor gewarnt wird, dass eine solche Forschung das öffentliche Vertrauen und die Unterstützung der Stammzellenforschung zu beeinträchtigen droht. "Die Öffentlichkeit wurde - in zahlreichen Fällen auf grausame Weise - durch Übertreibungen, Fehlinformationen und Übermaß zu der falschen Annahme verleitet, dass eine solche Forschung zu frühzeitigen und nützlichen Heilmethoden führt", stellte er fest. Ian Gibson, Abgeordneter der Labour-Partei für Norwich North, selber Wissenschaftler, wies diese Behauptungen jedoch zurück. "Der Grund, aus dem Wissenschaftler Forschung betreiben, ist, dass sie eine Vermutung, eine Idee, vielleicht infolge früherer Arbeiten, haben, die sie sagen lässt 'Ich frage mich, was wohl geschieht, wenn ...'. Genau so wird Forschung vorangetrieben", erklärte er. "Wissenschaftler sind fehlbar - sie bewegen sich nicht immer auf der richtigen Spur - aber Menschenskind, wenn die Welt die Wissenschaft nicht hätte, hätten wir weder die Heilmethoden, die wir haben, noch wüssten wir irgendetwas vom Klimawandel, über den zahlreiche Mitglieder große Reden halten, ohne viel von Wissenschaft zu verstehen", fügte Dr. Gibson hinzu.
Länder
Vereinigtes Königreich