Neue Leitlinien im Umgang mit Pollenallergien
Allergische Rhinitis zählt zu den weltweit häufigsten chronischen Krankheiten, von der mehr als 600 Millionen Menschen betroffen sind. Dank gemeinschaftlicher Bemühungen im Rahmen von GA2LEN, der europäischen Forschungsinitiative gegen Allergien und Asthma (Global Allergy and Asthma European Network) wurden neue Leitlinien für die Diagnose und Therapie der allergischen Rhinitis erarbeitet. Allergien und Asthma sind die europaweit häufigsten chronischen Erkrankungen, und leider sind sie weiter auf dem Vormarsch. Statistisch gesehen erkrankt inzwischen jedes dritte Kind, und wenn die Entwicklungen vorhalten, wird bis zum Jahre 2015 die Hälfte aller Europäer unter einer Allergie leiden. Aus diesem Grund hat die Europäische Union das Projekt GA2LEN ins Leben gerufen. Das Netzwerk berücksichtigt alle Aspekte von Asthma und Allergien, unter anderem auch die genetische Veranlagung, klinische Therapien, Umweltaspekte und soziale Ursachen. GA2LEN ist ein im Rahmen des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der Europäischen Union finanziertes Exzellenznetzwerk. RP6 hat in vollem Umfang die benötigten 14,4 Millionen Euro bewilligt. Allerdings läuft die Finanzierung im Februar 2009 aus, dann will sich GA2LEN selbst tragen und setzt dabei auf die Unterstützung seitens der Industrie. Bereits jetzt fördern Partnerorganisationen und Sponsoren die Aktivitäten des Netzwerks. Professor Jean Bousquet, Vizepräsident von GA2LEN und Vorsitzender von ARIA (Allergic Rhinitis and Its Impact on Asthma) betont, dass "weder allergische noch nicht-allergische Rhinitis als Beschwerden zweiten Ranges behandelt werden dürfen. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität sowie die Leistungsfähigkeit der Patienten in Schule und Beruf aufs schwerwiegendste. Darüber hinaus tragen Menschen mit allergischer Rhinitis ein erhöhtes Asthmarisiko, und viele von ihnen haben bereits Asthma entwickelt. Obwohl es meist der Schnupfen ist, der den Patienten zum Arzt treibt, muss dieser auch das Asthmarisiko bewerten." Die Leitlinien sind in der Augustausgabe der europäischen Fachzeitschrift "Allergy" veröffentlicht und ergänzen die im Jahre 2007 durch GA2LEN eröffnete Kampagne "Führt Rhinitis zu Asthma?". Mehr als 200 Millionen Menschen leiden sowohl unter Asthma als auch unter Allergien, allergische Rhinitis ist weitestgehend unterdiagnostiziert und untertherapiert. Deshalb wird diesen Leitlinien eine derartige Bedeutung zugemessen. Dr. Chris van Weel, Präsident der Organisation WONCA (World Organization of Family Doctors) erklärte: "Die meisten Patienten gehen zuerst zum Allgemeinarzt. Die allgemeinärztliche Betreuung spielt daher bei der adäquaten Diagnose und Therapie allergischer Rhinitis eine zentrale Rolle. Diese beiden kurzen Publikationen sollen Allgemeinärzte bei der Diagnose und Bewertung der Krankheit sowie bei der Wahl der geeigneten Medikation unterstützen." Im Leitartikel erläutert Dr. van Weel weiterhin die tragende Rolle von Allgemeinmedizinern für Diagnose, Therapie und den allgemeinen Umgang mit allergischer Rhinitis. Gestützt auf modernste Forschungsergebnisse beschreiben die Leitlinien ausführlich die weltweit bewährtesten Vorgehensweisen. Die Leitlinien enthalten einen ausgezeichneten Vorschlag zu praktischen Fragebögen über die Patientengeschichte, die als Grundstein für eine professionelle Diagnose gilt. Sie geben Hinweise zum Unterschied zwischen allergischer Rhinitis und anderen häufigen Krankheitsbildern wie grippalen Infekten oder nicht-allergischer Rhinitis. Momentan existiert keine Heilungsmöglichkeit für Allergien und Asthma, was sowohl im Gesundheitssystem als auch im Arbeitsleben durch Arbeitsausfall enorme Kosten verursacht. Nach Angaben der Europäischen Vereinigung für Allergie und Atemwegserkrankungen (European Federation of Allergy and Airways Diseases Patients' Associations, EFA) schlägt Asthma europaweit mit rund neun Milliarden Fehltagen zu Buche. Das Projekt GA2LEN wurde nach dem römischen Arzt Galenus von Pergamon benannt, von dem die erste Abhandlung über einen Zusammenhang zwischen Nase und Lunge stammt. Seine Theorien prägten die westliche Medizin länger als ein Jahrtausend. Bei dem Projekt handelt es sich um eine multidisziplinäre Forschungsplattform, die alle Aspekte allergischer Krankheiten berücksichtigt mit dem Ziel, die Belastung zu reduzieren, der 80 Millionen Europäer durch Allergien und Asthma ausgesetzt sind. Um diesem Ziel näher zu kommen, haben sich mehr als 500 Wissenschaftler aus 31 Partnerinstitutionen zusammengeschlossen.