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Virenstamm der Blauzungenkrankheit identifiziert

Ein internationales Team von Wissenschaftlern aus europäischen Instituten und einem südafrikanischen Institut haben den Virenstamm der Blauzungenkrankheit identifiziert, der in den Jahren 2006 und 2007 die Viehbestände Europas bedrohte. Der Virenstamm kommt wahrscheinlich aus ...

Ein internationales Team von Wissenschaftlern aus europäischen Instituten und einem südafrikanischen Institut haben den Virenstamm der Blauzungenkrankheit identifiziert, der in den Jahren 2006 und 2007 die Viehbestände Europas bedrohte. Der Virenstamm kommt wahrscheinlich aus Afrika südlich der Sahara. Die teilweise von der EU finanzierten Forschungsarbeiten wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Virology vorgestellt. Barbara Sherry, Mitherausgeberin von Virology, kommentierte die Bedeutung der Forschungsarbeiten wie folgt: "Derart aktuelle und dringend benötigte Erkenntnisse zum Ursprung neuer Viren werden nicht nur zu einem besseren Verständnis der Ausbreitung von Viren wie dem Blauzungenvirus beitragen, sondern auch die rationale Entwicklung von Impfstoffen ermöglichen", erklärte sie. Das Blauzungenvirus wird nach dem Leitsymptom der Krankheit benannt: die Zunge des erkrankten Tieres wird blau - auch Zyanose der Zunge genannt. Häufig kommt es auch zu hohem Fieber, übermäßigem Speichelfluss und einem Anschwellen von Kopf und Hals. Das Virus wird durch Insekten übertragen und befällt Wiederkäuer wie Kühe, Ziegen und Rotwild, aber hauptsächlich Schafe. Im Jahr 2006 wurden die Behörden über einen Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Nordeuropa informiert. 2007 erwachte das Virus aus dem Winterschlaf und fiel über das Vereinigte Königreich her. Dadurch bewahrheiteten sich die Befürchtungen, dass Tierkrankheiten verstärkt Ländergrenzen überschreiten. Beunruhigt waren die Experten vor allem auch darüber, wie weit nördlich das Virus vorgedrungen war. Das erstmals in Südafrika entdeckte Blauzungenvirus kam in den späten 1990ern nach Südeuropa. Man nahm damals an, dass es sich nicht weiter nördlich ausbreiten würde, da die Experten glaubten, das Virus könne die kalten Temperaturen in europäischen Ländern hoher Breiten nicht überleben. Niedrige Temperaturen und starker Frost töten nämlich die Gnitzen, welche die Krankheit übertragen, ab. Daher musste unbedingt eine Erklärung dafür gefunden werden, wie das Virus so weit nördlich bis in die Niederlande gelangen konnte. Die Wissenschaftler mussten herausfinden, ob es sich hierbei um einen neuen Virenstamm handelte und wie sich das Virus anpasste. Ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass das Blauzungenvirus, das europäische Viehbestände befällt, trotz seiner starken Ähnlichkeit mit anderen europäischen Stämmen "die Einführung eines neuen Stamms mit Ursprung in Afrika südlich der Sahara darstellt". Jetzt können die Wissenschaftler diesen Stamm mit zukünftigen Ausbrüchen vergleichen und damit die Bewegungen des Virus überwachen. Mithilfe der Vergleiche kann auch jede nachfolgende Neuordnung in diesem Stamm erkannt und andere verwandte Stämme identifiziert werden, die an verschiedenen Orten auftreten. Dass das Virus so weit nördlich vordringen konnte, wird auf den Klimawandel zurückgeführt und der ursprüngliche Ausbruch fiel 2006 mit hohen Temperaturrekorden in ganz Europa zusammen. Anstatt vom kalten Winter zerstört zu werden, überwinterte das Virus erfolgreich und breitete sich 2007 weiter in Europa aus. In einigen Gebieten Europas gingen durch das Blauzungenvirus beinahe 50% der Viehbestände verloren.

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