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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Das letzte Aufleuchten eines Sterns enthüllt dessen Geheimnisse

Ein internationales Forscherteam aus Astronomen entdeckte unter europäischer Leitung, dass die Explosion, mit der ein Stern kürzlich zur Supernova wurde, um danach in ein Schwarzes Loch zu kollabieren, stärker gewesen sein könnte, als bislang angenommen. Die überaus heftige Ex...

Ein internationales Forscherteam aus Astronomen entdeckte unter europäischer Leitung, dass die Explosion, mit der ein Stern kürzlich zur Supernova wurde, um danach in ein Schwarzes Loch zu kollabieren, stärker gewesen sein könnte, als bislang angenommen. Die überaus heftige Explosion bewirkte eine Reihe von Gammastrahlenausbrüchen (gamma-ray bursts, GBR), die von den Astronomen gerade erst wahrgenommen werden konnten. Diese Entdeckung könnte für Astronomen weltweit ein entscheidender Meilenstein sein, denn sie liefert neue Erkenntnisse über die gewaltigsten Ereignisse innerhalb der Galaxie. In kosmischen Dimensionen gesehen sind unser kleiner Planet und sein Leben spendender Stern verhältnismäßig junge Protagonisten. Überall im Universum verfolgen Astronomen und andere Sternensucher das letzte Aufleuchten von Sternen, die bei ihrer Entstehung acht Sonnenmassen schwer waren. Jüngste Beobachtungen solcher Sterne, die am Ende ihrer Existenz in einer Supernova explodieren, veranlassen Wissenschaftler, bisherige Auffassungen über die Eigenschaften von Supernovae neu zu überdenken. Die Wissenschaftler hatten beobachtet, dass der betreffende Stern mit der Bezeichnung SN 2008D einen schwachen Jet von Gammablitzen produzierte. Dies wird normalerweise Supernovae zugeschrieben, die wesentlich größer sind als SN 2008D. Beobachtet wurde dieses Ereignis durch das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre (ESO). "Was den Fall besonders interessant machte", so Paolo Mazzali vom Italienischen Nationalinstitut für Astrophysik (INAF), "war, dass das außergewöhnlich schwache und weiche Röntgensignal sich völlig von einem Gammastrahlenausbruch unterschied und eher einer normalen Supernova entsprach." Astronomen sprechen von weicher Röntgenstrahlung, wenn der relative Anteil hochenergetischer Röntgenstrahlen geringer ist als der niedrigenergetischer Strahlen. Eine Gruppe von Astronomen am norditalienischen Asiago-Observatorium klassifizierte das Ereignis als Supernova des Typ Ic. "Solche Supernovae stammen von Sternen, die vor ihrer Explosion die äußeren Wasserstoff- und Heliumhüllen verloren haben. Sie sind der einzige Typ Supernova, bei dem (lange) Gammablitze auftreten. Dadurch wurde der Fall für uns noch spannender", erklärte Dr. Mazzali voller Enthusiasmus. Die von Dr. Mazzali und seinen Mitarbeitern zusammengetragenen und interpretierten Daten widerlegen die Ansicht eines anderen Teams von Astronomen, die in SN 2008D eine normale Supernova sehen. Sie begründen die Entdeckung von Röntgenstrahlen damit, dass Astronomen hier zum ersten Mal direkt die Explosion eines Sterns miterleben konnten. Dr. Mazzali und sein Team glauben, dass alle Supernovae, die sich in Schwarze Löcher verwandeln, Gammastrahlenausbrüche hervorbringen. Guido Chincarini, Ko-Autor und Forschungsleiter der italienischen Gammastrahlenforschung erklärt: "Mit immer moderneren Röntgen- und Gammastrahleninstrumenten enthüllen wir nach und nach die vielfältigen Eigenschaften von Sternenexplosionen", sagte er. "Die hellen Gammablitze waren am leichtesten zu entdecken, und zu diesem Thema offenbaren sich nun Variationen, die solche speziellen Ereignisse mit normaleren Ereignissen in Zusammenhang bringen." Die Saga begann Anfang Januar 2008, als der Gammastrahlensatellit Swift aus der Tiefe des Alls einen Röntgenstrahlenausbruch auffing, der fünf Minuten lang anhielt und aus der 90 Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxie NGC 2770 im Sternbild Luchs stammte. Der dorthin ausgerichtete Swift-Satellit sollte eigentlich die Reste einer Supernova beobachten, die letztes Jahr in dieser Galaxie explodiert war. Der Satellit wird gemeinsam von der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde (NASA), dem britischen Science and Technology Facilities Council (STFC) sowie der Italienischen Raumfahrtbehörde (ASI) betrieben. Entdeckungen wie diese zeigen, wie Sterne ihr Leben beenden, dabei kompakte Überreste zurücklassen und die kollabierenden Gaswolken mit neuen chemischen Elementen anreichern, aus denen wieder neue Sterne entstehen und den Kreislauf fortsetzen.

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