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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Genmutation entdeckt: neue Therapie gegen Leukämie bei Down-Syndrom möglich

Ein internationales Forscherteam hat jetzt im Rahmen einer EU-finanzierten Studie eine Genmutation bei Menschen mit Down-Syndrom entdeckt, die auch an akuter lymphatischer Leukämie (ALL) erkrankt sind. Diese Krebsart befällt das Blut oder das Knochenmark. Ihre Entdeckung, die ...

Ein internationales Forscherteam hat jetzt im Rahmen einer EU-finanzierten Studie eine Genmutation bei Menschen mit Down-Syndrom entdeckt, die auch an akuter lymphatischer Leukämie (ALL) erkrankt sind. Diese Krebsart befällt das Blut oder das Knochenmark. Ihre Entdeckung, die im Onlinemagazin Lancet veröffentlicht wurde, könnte zur Entwicklung neuer Arzneimittel zur Therapie dieser schweren Leukämieform führen. Menschen mit Down-Syndrom, einer Störung, die durch ein dreifaches Chromosom 21 ausgelöst wird, haben ein zehn- bis dreißigfach höheres Risiko an Leukämie, insbesondere ALL, zu erkranken. Dieser Zusammenhang ist bereits seit fast 70 Jahren bekannt, aber die Ursachen und die zugrunde liegenden Mechanismen waren bislang noch nicht vollständig verstanden. Da Menschen mit Down-Syndrom neben anderen physischen Abweichungen auch eine von der Normalität nach oben abweichende Infektionsanfälligkeit haben, stellt die Entwicklung wirksamer, wenig toxischer Behandlungen für diese Patientengruppe ein großes Problem dar. ALL bei Down-Patienten scheint ähnlich zu verlaufen wie ALL bei anderen Kindern. Jedoch erhielten ALL-Patienten mit Down-Syndrom in der Vergangenheit of weniger aggressive Medikamente, weil sie klassische Behandlungen nur schlecht vertragen. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Theorien vorgebracht, um den Zusammenhang zwischen dem Down-Syndrom und ALL zu erklären. Professor Shai Izraeli vom Sheba Medical Centre in Israel und seine Kollegen testeten eine Hypothese, der zufolge eine Mutation in JAK2 bei mit Down-Syndrom assoziierter ALL verbreitet sein könnte. Diese besondere Mutation war ein gutes Studienobjekt, weil JAK2-Mutationen auch an anderen Krebsarten beteiligt sind, die es auf weiße Blutkörperchen abgesehen haben. Die Forscher analysierten Knochenmarkproben von 87 Patienten, die an mit Down-Syndrom assoziierter ALL erkrankt sind. Sie fanden heraus, dass bei 18% dieser Patienten JAK2-Mutationen vorkamen, die nicht von den Eltern vererbt worden waren (sogenannte "somatische" Mutationen), und dass bei Kindern mit einer JAK2-Mutation ALL in einem früheren Lebensalter diagnostiziert wird (4,5 Jahren) als bei Kindern ohne diese Mutation (8,6 Jahre). Bei der JAK2-Mutation sind fünf Allele verändert, die jeweils einen einzigen Aminosäurerest in dem Protein betreffen, das von JAK2-Gen codiert wird und als R683 bekannt ist. Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass "somatisch erlangte JAK2-Mutationen von R683 eine andere ALL-Untergruppe definieren, die ausschließlich mit dem Down-Syndrom assoziiert ist. JAK2-Inhibitoren könnten bei der Behandlung von Leukämie nützlich sein." In seinen Erläuterungen zur JAK2-Studie erklärte Dr. Charles Mulligan vom St. Jude's Research Hospital in Tennessee, USA, dass "ALL sich durch Chromosomenanomalien wie der Vermehrung oder dem Verlust ganzer Chromosomen charakterisiert [...] Für die klinische Handhabung ist es wichtig, diese Anomalien zu identifizieren. Dies hat auch zu wichtigen Einblicken in die normale und die leukämische Hämatopoese geführt". Aus den Erkenntnissen dieser Studie geht weiterhin hervor, so der Forscher, dass eine JAK2-Inhibition ein nützlicher therapeutischer Ansatz bei mit Down-Syndrom assoziierter und durch JAK2-Mutation hervorgerufener ALL sein könnte". Die Entdeckung dieser Mutation bei mit Down-Syndrom assoziierter ALL ist Teil einer großen Reihe von Bemühungen zur Analyse des gesamten ALL-Genoms. Dr. Mulligan warnte allerdings, dass die Ergebnisse "zwar einen wichtigen Fortschritt bei der genetischen Charakterisierung von mit dem Down-Syndrom assoziierter ALL darstellen, aber man nicht vergessen sollte, dass wir die Abweichungen im Genom, die vorhanden sein müssen, um Leukämie zu induzieren, noch lange nicht vollständig verstanden haben." Thema dieser intensiven Studie ist es zu untersuchen, ob ganze Genome zur Therapie von Leukämie und anderen Tumoren erneut sequenziert werden können. Man hofft, dass das gesamte ALL-Genom über kurz oder lang offen gelegt wird, und dass dies zur Entwicklung neuartiger therapeutischer Eingriffe gegen diese Krankheit führen wird. Die Studie wurde von Wissenschaftlern in Israel geleitet und von einem Forscherteam aus Einrichtungen in der Tschechischen Republik, Deutschland, Irland, Frankreich, Österreich, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz durchgeführt. Sie wurde teilweise über das in das Sechste Rahmenprogramm (RP6) der Europäischen Kommission integrierte Projekt EUROHEAR (Advances in hearing science: from functional genomics to therapies") gefördert.

Länder

Österreich, Schweiz, Tschechien, Deutschland, Frankreich, Irland, Israel, Italien, Vereinigtes Königreich

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