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Genaktivitätsmuster könnten bei der Auswahl von Behandlungen von Darmkrebs helfen

Französische Wissenschaftler haben ein Muster von Genaktivitäten identifiziert, das genau voraussagen lässt, welche Patienten mit Darmkrebs am besten auf welche Behandlungen ansprechen. Ihre Erkenntnisse könnten in Zukunft für die Entwicklung eines Tests genutzt werden, mit de...

Französische Wissenschaftler haben ein Muster von Genaktivitäten identifiziert, das genau voraussagen lässt, welche Patienten mit Darmkrebs am besten auf welche Behandlungen ansprechen. Ihre Erkenntnisse könnten in Zukunft für die Entwicklung eines Tests genutzt werden, mit dessen Hilfe die Arzneimittel für einen Patienten bestimmt werden können. Das französische Team ist das erste, das den Einsatz von Gen-Profiling bei der Voraussage von Behandlungsreaktionen bei Darmkrebs demonstriert. Die Ergebnisse wurden am 22. Oktober auf dem 20. Symposium zu molekularen Behandlungszielen und Krebstherapeutik (Molecular Targets and Cancer Therapeutics) in Genf, Schweiz, präsentiert. Wenn Darmkrebs frühzeitig erkannt wird, kann er normalerweise erfolgreich operativ behandelt werden. Bei ungefähr der Hälfte aller Fälle weitet sich der Darmkrebs allerdings auf die Leber aus, was die Behandlung deutlich erschwert. Gewöhnlich wird bei diesen Patienten zuerst eine Chemotherapie durchgeführt, wie beispielsweise das FOLFIRI-Regime, bei dem die Mittel Leucovorin, Fluorouracil und Irinotecan zum Einsatz kommen. Trotz der Entwicklung neuer und besserer Arzneimittel sind diese Therapien bei rund der Hälfte der Fälle erfolglos. Darüber hinaus entwickeln oftmals selbst die Tumoren, die anfangs gut auf die Behandlung ansprechen, nach einiger Zeit eine Resistenz gegen die Wirkstoffe. Derzeit gibt es keine Methode, mit der sich voraussagen ließe, welche Patienten auf diese Standardbehandlung ansprechen und welche besser ein alternatives Behandlungsregime erhalten sollten. "Für den Erfolg der gesamten Behandlung muss unbedingt ein Chemotherapieregime gewählt werden, das mit größter Wahrscheinlichkeit eine maximale Reaktion während der ersten Behandlungseinheit hervorruft", sagt Dr. Maguy Del Rio vom Krebsforschungsinstitut in Montpellier, Frankreich. "Es ist eine große klinische Herausforderung, eine Untergruppe von Patienten zu identifizieren, denen eine bestimmte Chemotherapie helfen würde, sowie diejenigen, denen sie nicht helfen würde und die daher eine alternative Behandlungsmethode erhalten sollten." In dieser jüngsten Studie untersuchten Dr. Del Rio und ihr Team die Aktivitätswerte einer Reihe von Genen in Proben von 19 Patienten mit Darmkrebs, der sich auf die Leber ausgebreitet hat. Keine dieser Personen hatte zum Zeitpunkt der Versuche mit einer Chemotherapie begonnen. Die Forscher identifizierten eine genetische "Signatur" mit elf Genen, die klar bestimmt, welche Patienten auf ein FOLFIRI-Regime ansprechen werden, und welche nicht. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse entwickelten die Wissenschaftler ein mathematisches Modell, mit dem die Patienten in 100% der Fälle in die richtige Gruppe eingestuft werden konnten. "Die Tatsache, dass wir eine Genauigkeit von 100% erreicht haben, könnte auf die geringe Anzahl von nur 19 Patientenproben zurückzuführen sein", gesteht Dr. Del Rio ein. "Offensichtlich ist es wichtig, die Gensignatur anhand einer größeren unabhängigen Patientenkohorte zu überprüfen und, wenn nötig, zu verbessern. Bevor sie nicht entsprechend validiert wurde, kann die Gensignatur nicht im klinischen Bereich verwendet werden." Allerdings könnten die Erkenntnisse nach der Bestätigung zu einer Testmethode führen, mit deren Hilfe bestimmt werden könnte, welche Patienten am besten auf herkömmliche Behandlungen ansprechen würden und welchen Patienten eher mit anderen Arzneimitteln geholfen wäre. Letztere Gruppe könnte direkt mit alternativen Regimes und neuern, fortschrittlicheren Medikamenten behandelt werden. "Für Patienten mit einem metastatischen Darmkrebs spielt Zeit eine wichtige Rolle und eine gute Auswahl der Erstbehandlung könnte für den Gesamterfolg der Behandlung entscheidend sein", erklärt Dr. Del Rio. Gemäß den Zahlen der Internationalen Agentur für Krebsforschung IARC (International Agency for Research on Cancer), die der Weltgesundheitsorganisation angehört, gab es im Jahr 2006 in der EU rund 300.000 Fälle von Darmkrebs. Damit ist er nach Brust- und Prostatakrebs die dritthäufigste Krebsform. Im gleichen Jahr starben 140.000 Menschen an dieser Krankheit. Weltweit werden jedes Jahr ungefähr 945.000 neue Fälle diagnostiziert.

Länder

Frankreich

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