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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Roaring Forties wirken sich auf Golfstrom aus

Ein internationales Team von Ozeanographen entdeckte bei der Erforschung des südlichen Ozeans, dass Strömungsvorgänge vor Südafrika diejenigen im Atlantik beeinflussen. Ihre Erkenntnisse wurden online in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht. In der...

Ein internationales Team von Ozeanographen entdeckte bei der Erforschung des südlichen Ozeans, dass Strömungsvorgänge vor Südafrika diejenigen im Atlantik beeinflussen. Ihre Erkenntnisse wurden online in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht. In der Vergangenheit sind Seefahrer, die das Kap der Guten Hoffnung und das südlicher gelegene Kap Agulhas umschiffen wollten, nach Süden gesegelt, anstatt weiter nach Osten. Dadurch stießen sie auf die starken Westwinde, die als "Roaring Forties" (Brüllende Vierziger) bekannt sind und unterhalb des 40. Breitengrads südlicher Breite herrschen. Diese starken Winde füllten ihre Segel und verkürzten die Reisezeit nach Australien oder zum indonesischen Archipel um fast die Hälfte. Die Forscher konzentrierten sich auf diesen Breitengrad und bestätigten Vorhersagen von Klimamodellen, die auf eine Zunahme der Temperatur und eine Abnahme des Salzgehalts der Ozeane hinweisen. Allerdings bemerkten sie keine Veränderung der Strömungen. "Unsere Ergebnisse machen einen wichtigen Aspekt deutlich: Wirbel, die in aktuellen Klimamodellen bislang nicht erfasst wurden, könnten eine Schlüsselrolle bei der Regelung des Transports des antarktischen Zirkumpolarstroms spielen", erklärte Professor Claus Böning vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Deutschland. Die Wissenschaftler studierten den Agulhasstrom, der wie der Golfstrom eine der stärksten Strömungen im Weltozean ist. Der Agulhasstrom kreist im südlichen Ozean und transportiert warmes salziges Wasser aus dem tropischen Indischen Ozean entlang der Ostküste Südafrikas; an einem Punkt südwestlich von Kapstadt dreht er um in Richtung Indischer Ozean. Diese sogenannten "Agulhasringe" bringen zusätzliche Wärme und Salz in den Südatlantik und machen damit diese Gegend zu einer Schlüsselregion für den Atlantischen Ozean. "Überraschenderweise kann man die Auswirkungen des Agulhasstroms bis in den Nordatlantik verfolgen", sagte Dr. Arne Biastoch vom IFM-GEOMAR. "Diese überraschende Erkenntnis hat auch Konsequenzen für laufende internationale Messprogramme im Nordatlantik, mit denen man den befürchteten langfristigen Änderungen im Golfstromsystem auf die Spur kommen möchte." Die Forscher fanden heraus, dass normale, jährliche Veränderungen bei der Bildung der Agulhasringe in nur wenigen Jahren zu einer Zunahme des Warmwassertransports aus dem Süden über den Äquator in den Nordatlantik führen. Diese Auswirkungen waren bislang unbekannt. Die Forschungsarbeit war Teil des Argo-Programms, einer internationalen Zusammenarbeit, die ein weltweites Netz von Messrobotern aufgebaut hat, das Echtzeitdaten für Klima-, Wetter und Meeresforschungen liefert. Alle zehn Tage messen Bojen Temperatur- und Salinitätsprofile der Meere in bis zu 2.000 Metern Tiefe. Die Messungen werden per Satellit zu Landstationen übertragen. "Insgesamt konnten wir für unsere Studie 52.000 Vertikalprofile von über 600 Argo-Driftern im Südpolarmeer nutzen und mit historischen Schiffsmessungen vergleichen", erklärte Ozeanographin Astrid Dispert vom IFM-GEOMAR. Außerdem wurden für die Studie auch die Archive des australischen Meeresforschungszentrums in Tasmanien umfänglich mit einbezogen. Für Professor Martin Visbeck war der Zugang zu Argo ein großer Segen. "Das ist ein Quantensprung in der Ozeanbeobachtung, der uns zusammen mit hochauflösenden Modellen neue Erkenntnisse über langfristige Veränderungen im Ozean ermöglichen wird", sagte er. Professor Böning sieht für die Forscher noch einen langen Weg vor sich liegen. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob die Ergebnisse tragfähig sind. Wenn sie sich bestätigen sollten, wäre dies in einer Hinsicht eine gute Nachricht: Bislang stellte das Südpolarmeer eine große ozeanische Senke für anthropogenes Kohlendioxid dar und dämpfte damit maßgeblich den Anstieg der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre. Die Ergebnisse von Klimamodellen ließen befürchten, dass infolge von Zirkulationsänderungen durch die sich verstärkenden Westwinde die Ozeansenke abnimmt. Jetzt sind höher auflösende Modellstudien gefragt: Sie sollen klären, ob die kleinräumigen Prozesse, die in den bisherigen Simulationen nur unzureichend berücksichtigt werden konnten, für die überraschende Resistenz des Zirkulationsstroms verantwortlich sind.

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