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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Entdeckung eines neuen Wirkstoff-Targets macht Hoffnung auf moderne Arthritisbehandlung

Forscher im Vereinigten Königreich haben mithilfe von EU-Fördermitteln herausgefunden, dass durch Arthritis verursachte Gelenkschädigungen teilweise darauf zurückgeführt werden können, dass direkt in den Gelenken Antikörper gebildet werden. Ihre Untersuchungsergebnisse geben A...

Forscher im Vereinigten Königreich haben mithilfe von EU-Fördermitteln herausgefunden, dass durch Arthritis verursachte Gelenkschädigungen teilweise darauf zurückgeführt werden können, dass direkt in den Gelenken Antikörper gebildet werden. Ihre Untersuchungsergebnisse geben Aufschluss darüber, warum Medikamente, mit denen Antikörper produzierende B-Zellen aus dem Blutkreislauf entfernt werden sollen, nicht immer zu einer Verbesserung der rheumatoiden Arthritis führen. Hierbei machen die Forscher auf das Enzym "aktivierungs-induzierte Cytidin-Desaminase" (AID) als potenzielles Target für die Entwicklung eines Medikaments zur Behandlung dieser zehrenden Krankheit aufmerksam. Die Erkenntnisse, die im Fachmagazin PLoS Medicine veröffentlicht wurden, gewann man im Rahmen von INNOCHEM ("Innovative chemokine-based therapeutic strategies for autoimmunity and chronic inflammation"), einem fünfjährigen Projekt, das mit knapp 12 Millionen Euro unter der Maßnahme "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU finanziell gefördert wird. Der Schwerpunkt bei INNOCHEM liegt auf der Entwicklung therapeutischer Strategien zur Behandlung von Autoimmunität und chronischen Entzündungen. Von der rheumatoiden Arthritis (RA), einer die Gelenke schädigenden Autoimmunerkrankung, sind etwa 1% der Bevölkerung betroffen. Dabei ist das Erkrankungsrisiko für Frauen dreimal so groß wie für Männer, altersbedingte Unterschiede gibt es hingegen nicht (allerdings sind nur wenige Fälle bei Kindern unter 15 Jahren bekannt). Bei RA-Patienten greift das Immunsystem langsam das Gewebe an, mit dem die Gelenke "ausgekleidet" sind (Synovialmembran). Die Gründe hierfür sind weitgehend unbekannt. Die Synovialmembran ist also chronisch entzündet, weswegen der Körper Substanzen abgibt, die das gesamte Gelenkgewebe zerstören. In einigen Fällen ist das Gelenk am Ende so weit zerstört, dass es sich nicht länger bewegen lässt. Heilung gibt es für RA nicht, aber in letzter Zeit entwickelte Therapien können das Fortschreiten der Krankheit zumindest verlangsamen, indem die für die Gelenkschädigung als verantwortlich geltenden Substanzen blockiert werden. Forscher von der London School of Medicine und dem King's College London im Vereinigten Königreich nahmen von 55 Patienten mit rheumatoider Arthritis Synovialgewebeproben. Anschließend analysierten sie diese und untersuchten winzige Strukturen in der Gelenkverkleidung, die Schlüsselfunktionen der Lymphknoten zur Produktion von Antikörpern imitieren. Im Einzelnen unterstützen diese Strukturen die Produktion solcher Antikörper, die bei der Zerstörung der Gelenke eine entscheidende Rolle spielen könnten. Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihrer Arbeit auf die Tatsache, dass Menschen mit einer RA-Erkrankung häufig Autoantikörper gegen citrullinierte Proteine/Peptide (ACPA) produzieren. Laut Studie ist "ein besseres Verständnis der Mechanismen, die chronische Entzündungen und die Produktion krankheitsspezifischer Autoantikörper innerhalb von RA-Synovialgewebe miteinander verbinden, von entscheidender Bedeutung, da ACPA äußerst krankheitsspezifische RA-Charakteristiken sind, eng mit einer weiter fortschreitenden Arthritis in Zusammenhang stehen und unabhängige Variablen einer schlechteren Prognose darstellen." Mithilfe einer Reihe von Verfahren untersuchten die Wissenschaftler, ob die Lymphstrukturen, die follikulär-dendritische Zellen (FDC) enthielten, das AID-Enzym produzierten, was bei zwei wichtigen Immunreaktionen ein zentraler Punkt ist. Sie fanden heraus, dass sämtliche FDC-enthaltenden Strukturen tatsächlich AID produzierten und dass diese AID-enthaltenden Strukturen von B-Zellen umgeben waren, die ACPA produzieren. Daraufhin transplantierten die Forscher Synovialgewebe von RA-Patienten unter die Haut von Mäusen ohne Immunsystem, um herauszufinden, ob die Zellen von den Gelenken selbst kamen oder aber von einer anderen Stelle im Körper. Vier Wochen später stellten die Wissenschaftler fest, dass das transplantierte Gewebe noch immer AID produzierte und dass die Höhe der Expression mit der menschlichen ACPA-Konzentration im Blut der Mäuse übereinstimmte. Auch die B-Zellen wurden im Transplantat weiter produziert. Einem begleitenden Leitartikel zufolge liefern die Untersuchungsergebnisse Beweise dafür, dass "die im Synovialgewebe vorkommenden ektopen Lymphstrukturen einiger Patienten mit rheumatoider Arthritis funktionsfähig sind und ACPA erzeugen können. Da es möglich ist, dass ACPA für Gelenkschädigungen verantwortlich sind, könnte der Fortbestand dieser Strukturen an der Entwicklung und am Fortschreiten der rheumatoiden Arthritis beteiligt sein." Zwar sind weitere Versuche nötig, um die aktuellen Ergebnisse zu bestätigen, aber die Verfasser der Studie kommen schon jetzt zu folgendem Schluss: "Diese Daten tragen zum besseren Verständnis der Mechanismen bei, die für die Produktion von ACPA in der Synovialmembran verantwortlich sind, und liefern daher Beweise für die Bedeutung, die das AID-Enzym für die RA-Pathogenese hat. Also schlagen wir vor, dass bei der Entwicklung neuartiger therapeutischer Wirkstoffe AID als Target verwendet werden kann."

Länder

Vereinigtes Königreich