Europäische Kommission: Einsatz muss erhöht werden, um im Bereich IKT weltweit zu führen
Wenn Europa im Bereich der Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT) weltweit führend werden soll, müssen die europäischen Forschungsinvestitionen verdoppelt werden, Europas muss für qualifizierte Arbeitskräfte attraktiver werden und das Wachstum von Unternehmen behindernde Umstände müssen aus dem Weg geräumt werden, so die Aussage einer neuen Mitteilung der Europäischen Kommission. Die Strategie beschreibt gleichermaßen Ziele, die sicherstellen sollen, dass Wirtschaft und Gesellschaft im vollen Umfang von diesen neuen Technologien profitieren. Der globale IKT-Markt hat ein Volumen von rund 2.000 Milliarden EUR und wächst jedes Jahr um 4%. Innerhalb Europas erwirtschaftet die IKT-Branche 6% des BIP (Bruttoinlandsprodukt) und schafft 12 Millionen Arbeitsplätze. Im Bereich der Forschung wird ein Viertel aller privaten FuE-Finanzmittel in IKT investiert. Europa bleibt jedoch immer noch hinter seinen weltweiten Konkurrenten zurück; so investieren amerikanische Unternehmen doppelt so viel in die Forschung und Entwicklung (FuE) von IKT wie ihre europäischen Kollegen. Außerdem leidet Europa derzeit an einem Mangel an qualifizierten IKT-Forschern, was teilweise auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass es in Europa nur sehr wenige Exzellenzzentren für IKT-Forschung gibt. Das bedeutet leider, dass die besten Leute und ein Großteil der privaten Forschungsmittel tendenziell eher anderswohin gehen. Dennoch zeichnet sich Europa in einer Reihe von IKT-Bereichen wie etwa Telekommunikations-Ausrüstungen und -Service, Robotik, Sicherheitstechnologien und Photonik aus und ist in Anwendungen wie der Telemedizin, Luft- und Raumfahrtelektronik und bei eingebetteten elektronischen Systemen weltweit führend. In Hinblick auf die Zukunft führt die Mitteilung aus, dass Europa bei der Entwicklung des Internets der Zukunft sowie der nächsten Generation von IKT-Komponenten und Systemen die Führung übernehmen und dabei die in der Nanoelektronik, Photonik und organischen Elektronik eröffneten neuen Chancen ergreifen sollte. Europa soll gleichsam Vorreiter beim Einsatz von IKT in Gesundheitssystemen, im Bereich der Energieeffizienz und der Sicherheit in Gebäuden sowie im Verkehrssektor sein. Die neue Strategie weist einen Ansatz mit drei zusammenhängenden Maßnahmensträngen zur Lösung dieser Probleme auf. Erstens müssen die Investitionen in IKT-Forschung und -Entwicklung bis 2020 verdoppelt werden. Dazu wird die Kommission die im Rahmen des IKT-Bereichs des Siebten Rahmenprogramms (RP7) jährlich verfügbaren Finanzmittel von 1,1 Mrd. EUR im Jahr 2010 auf 1,7 Mrd. EUR im Jahr 2013 aufstocken. Die Kommission fordert die Mitgliedstaaten dazu auf, ihre Aufwendungen in gleicher Weise zu erhöhen und ihre nationalen Forschungsprogramme anzupassen. Unter anderem sichert die Kommission zu, Plattformen für intensivere Dialoge zwischen Investoren und Innovatoren der Informations- und Kommunikationstechnologien zu schaffen. Es ist außerdem vorgesehen, KMU (kleine und mittlere Unternehmen) verstärkt mit ihren eigenen Forschungsprogrammen zu beteiligen. Die Mitgliedsstaaten werden überdies ermutigt, stärkeren Gebrauch vom öffentlichen Vergabewesen als ein Mittel zur Förderung der Innovation im IKT-Sektor zu machen. Das in der Strategie aufgeführte zweite Maßnahmenpaket fordert zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen der EU, den Mitgliedsstaaten, den Regionen, der Industrie und den Hochschulen auf. "Europa braucht eine bessere Koordinierung der Politik sowie eine Konzentration und Spezialisierung der Ressourcen, nicht zuletzt für den Aufbau von IKT-Hightech-Zentren von Weltklasseformat", so die Strategie. Die bei der Finanzierung und der Durchführung der IKT-Forschung beteiligten diversen Interessengruppen müssen also ihre Ressourcen bündeln und im Einklang mit einer gemeinsamen europäischen Strategie arbeiten. Schließlich hält das Strategiepapier fest, dass IKT-Unternehmen die richtigen Bedingungen brauchen, um wachsen und sich entwickeln zu können. Hier kann der öffentliche Sektor die Innovation vorantreiben, indem die Ausnutzung der IKT in allen öffentlichen Diensten in vollem Umfang sichergestellt wird. Zur Unterstützung dieser Arbeit wird die EU untersuchen, auf welche Weise gesamteuropäische Projekte, die den gesamten Zyklus von der FuE bis hin zum Einsatz abdecken, am besten gefördert werden können. Diese Projekte werden auf Erfahrungen aufbauen, die zum Beispiel in öffentlich-privaten Partnerschaften und der Leitmarkt-Initiative gesammelt wurden. Sie werden Themen wie die Anwendung der IKT im Gesundheitswesen, IKT-Lösungen hinsichtlich der Energieeffizienz oder der elektronischen Identitätsverwaltung behandeln. "Die Strategie soll offene Märkte mit klaren Anforderungen von Nutzern erschließen, damit kürzere Innovationszyklen, schnellere Antworten auf sozioökonomische Herausforderungen und neue Chancen für die Industrie in Europa möglich werden," vermerkt das Papier abschließend. "So sollten Investitionen zu schnelleren Renditen gelangen und Europa für Investoren, Unternehmen und Forscher attraktiver werden."