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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Forscher entdecken genetische Ursachen für Grippeabwehr

Die Menschheit wurde in jüngster Vergangenheit immer wieder von schweren Grippepandemien heimgesucht, ausgelöst durch das Influenzavirus. Obwohl dessen Virulenz und Evolution intensiv erforscht werden, ist bislang nicht allzu viel über den Einfluss spezifischer Gene oder genet...

Die Menschheit wurde in jüngster Vergangenheit immer wieder von schweren Grippepandemien heimgesucht, ausgelöst durch das Influenzavirus. Obwohl dessen Virulenz und Evolution intensiv erforscht werden, ist bislang nicht allzu viel über den Einfluss spezifischer Gene oder genetischer Profile auf die Anfälligkeit oder Abwehr des menschlichen Immunsystems gegenüber dieser Erkrankung bekannt. Forscher am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Deutschland untersuchten Mäuse und fanden heraus, dass eine überschießende Immunantwort für den tödlichen Krankheitsausgang verantwortlich ist. Nach Meinung der Forscher ist die Immunantwort durch genetische Faktoren geprägt. Anfang des 20. Jahrhunderts forderten Grippewellen weltweit 50 Millionen Todesopfer. Auch jetzt sterben in Folge saisonaler Grippeepidemien jährlich noch immer 1 Million Menschen durch verschiedene Subtypen des Influenza-Virus. In dieser jüngsten Studie führten die Forscher Infektionsversuche an Mäusen durch und veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift "PLoS One". Sieben verschiedene Maus-Inzuchtstämme wurden mit derselben Menge an Grippeviren vom Typ "Influenza A" infiziert. Innerhalb eines Mausstamms seien die Tiere alle genetisch identisch, fügten die Forscher hinzu. Zu ihrer Überraschung konnten die Forscher zwischen den sieben Stämmen starke Unterschiede beim Grippeverlauf feststellen. In fünf der sieben Stämme verlief die Erkrankung glimpflich: Die Tiere verloren zwar an Gewicht, hatten sich nach acht Tagen jedoch wieder vollständig erholt. Die anderen zwei Mausstämme (DBA/2J und A/J) verloren enorm an Gewicht und starben entweder innerhalb von sieben Tagen nach Infektionsbeginn oder später aufgrund eines Gewichtsverlusts von mehr als 25%. Die Wissenschaftler erforschten, wie das Immunsystem der Tiere auf das Virus reagiert. "Die Mäuse sterben an ihrer eigenen Immunabwehr, die sie eigentlich vor dem Virus schützen soll", sagte Prof. Klaus Schughart, Leiter der Arbeitsgruppe "Experimentelle Mausgenetik" am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und Ko-Autor der Studie. "Das Immunsystem produziert zu viele Botenstoffe, die die Immunzellen stark aktivieren. Diese Zellen zerstören dann die Virus-infizierten Gewebezellen in den Lungen." Darüber hinaus greifen die überaktiven Killerzellen auch intaktes Lungengewebe an. Die Viruslast in den verstorbenen Mäusen war 100 Mal höher als in den überlebenden Mäusen. Ein interessantes Ergebnis war auch, dass DBA/2J-infizierte Mäuse eine höhere Viruslast in den Lungen sowie eine erhöhte Zytokin- und Chemokinexpression aufwiesen. Zudem war der Erkrankungsverlauf in der Lunge sehr viel schwerwiegender und zerstörerischer als im resistenteren C57BL/6J-Stamm. Auch der Einfluss des Geschlechts wurde bei beiden Stämmen untersucht, schien sich jedoch nicht auf die Grippeanfälligkeit auszuwirken. Die Untersuchungen bei männlichen und weiblichen Mäusen jedes Stammes ergaben, dass Gewichtsverluste und Anfälligkeit beim Stamm DBA/2J ähnlich waren. Bei C57BL/6J-Mäusen zeigten sich beide Geschlechter gleich resistent. "Offensichtlich besitzen die Tiere bestimmte Rezeptoren auf ihren Zellen, die sie anfälliger für eine schwere Virusinfektion machen", sagte Prof. Schughart. Auch genetische Faktoren könnten den Grippeverlauf beim Menschen beeinflussen. "Wir beginnen erst zu verstehen, welche Rolle die genetischen Faktoren des Wirts spielen und was eine erhöhte Empfänglichkeit bei einer Grippe begründet", fügte er hinzu. Jährlich sterben zwischen 10.000 und 30.000 Menschen in Deutschland an Grippeinfektionen, meist durch den Erreger vom Typ "Influenza A". H1N1 und H3N2 seien die am meisten verbreiteten Grippestämme beim Menschen, so die Experten. Der neue Subtyp H5N1 sorgte in jüngerer Zeit für Schlagzeilen, da er auf Vögel verheerende Folgen hat und Menschen sich durch engen Kontakt infizieren können. Die Todesrate liegt bei 50%.

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Deutschland

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