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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Genetischer Risikofaktor für Neurodermitis identifiziert

Eine Genvariante, die offenbar mit einem erhöhten Risiko für atopische Dermatitis, eine entzündlichen Hauterkrankung, verbunden ist, haben Wissenschaftler identifiziert. Die Forscher hoffen, dass ihre Erkenntnisse zur Entwicklung neuer Arzneimittel zur Behandlung dieser chroni...

Eine Genvariante, die offenbar mit einem erhöhten Risiko für atopische Dermatitis, eine entzündlichen Hauterkrankung, verbunden ist, haben Wissenschaftler identifiziert. Die Forscher hoffen, dass ihre Erkenntnisse zur Entwicklung neuer Arzneimittel zur Behandlung dieser chronischen Erkrankung führen werden. Die im Fachblatt Nature Genetics online veröffentlichte Forschung wurde teilweise durch ein Marie Curie-Mobilitätsstipendium für Forscher von der EU gefördert. Neurodermitis, als atopische Dermatitis, auch endogenes oder atopisches Ekzem bekannt, betrifft in den Industrieländern rund 15 Prozent der Kleinkinder, womit die Erkrankung zu den häufigsten allergischen Erkrankungen gehört. Symptome sind trockene, quälend juckende, gerötete Haut, wobei die Innenseiten der Ellenbogen und die Kniekehlen oft besonders stark betroffen sind. In diesen entzündeten Bereichen kann klare Flüssigkeit austreten und schlimmstenfalls kann die Haut dicker werden. Erweichende Cremes helfen bei der Linderung der Symptome, aber eine wirksame Therapie ist immer noch dringend erforderlich. Die Frage, was eigentlich den Ausbruch von Neurodermitis verursacht, ist bisher nicht vollständig beantwortet worden. Eine bedeutende Rolle spielen sicherlich Umweltfaktoren, auch Allergene und sogar bestimmte Hautpflegeprodukte. Inzwischen deuten epidemiologische Studien darauf hin, dass genetische Faktoren einen starken Einfluss auf das individuelle Risiko der Erkrankung mit sich bringen. Dieser jüngsten Studie gemäß haben Wissenschaftler aus der Tschechischen Republik, Deutschland, Frankreich und Polen eine Genvariante identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für atopische Dermatitis verbunden ist. Den Forschern zufolge tragen 13% der Europäer zwei Kopien der Variante; bei diesen Menschen besteht eine 1,47 mal höhere Wahrscheinlichkeit an Neurodermitis zu erkranken als bei Menschen ohne diese Variante. Bei Menschen mit nur einer Kopie der Variante ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung 1,16 mal höher als bei Nicht-Trägern. Die in Frage stehende Genvariante liegt im gleichen Bereich der DNA wie ein Gen, das für die Erzeugung eines Proteins mit der Bezeichnung EMSY verantwortlich ist. Die Wissenschaftler vermuten, dass eine Veränderung in diesem Gen zu Neurodermitis führt und planen nun, diese Theorie weiter zu untersuchen. Interessanterweise ist dieselbe Variante auch mit einem erhöhten Risiko an Morbus Crohn zu erkranken verbunden. Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung und hat viele Gemeinsamkeiten mit der atopischen Dermatitis, wie etwa ein entzündliches Geschehen, eine defekte Haut- oder Schleimhaut-Barrierefunktion und eine mangelhafte, angeborene Immunantwort auf bakterielle Infektionen. Diese neu entdeckte genetische Verbindung zwischen den zwei Erkrankungen erklärt auch, warum viele von Morbus Crohn betroffene Patienten ebenfalls an atopischer Dermatitis leiden. Die Wissenschaftler entdeckten die neue genetische Variante bei der Untersuchung der Genome von 939 Patienten mit atopischer Dermatitis und beim Vergleich dieses Erbguts mit den Genomen von 975 nicht an dieser Erkrankung leidenden Menschen. Hinzu kam, dass sie die Genome von 270 ganzen Familien unter die Lupe nahmen, in denen mindestens zwei Geschwister an Neurodermitis erkrankt sind. Diese Vorgehensweise brachte Licht in eine Reihe von Varianten, die mit einem höheren Risiko auf atopische Dermatitis verbunden zu sein schienen. Die Forscher untersuchten dann diese verdächtigen Varianten bei weiteren 2.637 Patienten und 3.957 Personen aus einer Kontrollgruppe. Die in dieser Studie hervorgehobenen Varianten zeigten die stärkste Assoziation zu Neurodermitis. Die Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass zusätzliche, gezielte Forschung möglicherweise weitere mit der Erkrankung im Zusammenhang stehende Genvarianten ergeben wird.

Länder

Tschechien, Deutschland, Frankreich, Polen

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