Skip to main content
Eine offizielle Website der Europäischen UnionOffizielle Website der EU
European Commission logo
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-06

Article available in the following languages:

Ökologen stoßen auf bisher fehlende Verbindung im Puzzle rund um den Schwanzabwurf bei Eidechsen

Tiere nutzen unterschiedliche Verteidigungsmechanismen. So richten Stachelschweine beispielsweise ihre spitzen Stacheln auf, eine bestimmte Ameisengattung im Malaysia verbrennt innerlich und Faultiere rollen sich zu einer dichten Kugel zusammen, sodass sie Baumnestern ähneln. ...

Tiere nutzen unterschiedliche Verteidigungsmechanismen. So richten Stachelschweine beispielsweise ihre spitzen Stacheln auf, eine bestimmte Ameisengattung im Malaysia verbrennt innerlich und Faultiere rollen sich zu einer dichten Kugel zusammen, sodass sie Baumnestern ähneln. Einer der außergewöhnlichsten Verteidigungsmechanismen ist jedoch die Schwanzautotomie, allgemein auch als Schwanzabwurf bezeichnet, bei Eidechsen. Eine neue, im Fachmagazin Evolution veröffentlichte Forschungsstudie beleuchtet, warum eine Eidechse ihren Schwanz abwirft, wenn sie von Raubtieren angegriffen wird. Nach Aussage des griechisch-amerikanischen Forschungsteams, welches die Studie durchgeführt hat, liegt der Hauptfaktor hierfür in einem Gift. Die bei zahlreichen Eidechsen beobachtete Schwanzautotomie tritt dann auf, wenn die Rückenwirbel zwischen Schwanz und Beckenbereich geschwächt sind und leicht brechen. Die Eidechse spannt die Muskeln im hinteren Beckenbereich fest an, bricht so die eigene Wirbelsäule und wirft somit ihren Schwanz ab. Durch diesen Schwanzabwurf hofft die Eidechse, dass sich der Räuber auf den Schwanz konzentriert und ihr selbst ausreichend Zeit zur Flucht bleibt. Im Laufe der letzten Jahre haben Experten angenommen, dass der Druck des Raubtiers dafür verantwortlich ist, wie schnell Eidechsen ihren Schwanz abwerfen. Je größer die Anzahl der echsenfressenden Raubtiere, desto stärker die Notwendigkeit eines funktionierenden Schwanzabwurfs. Neben den Vorteilen dieses Schwanzabwurfs gibt es aber auch eine Kehrseite: Eingeschränkte Beweglichkeit, langsameres Wachstum und sogar ein geringerer sozialer Status können das Leben der Eidechsen beeinträchtigen. Experten sagen jedoch, dass die Fähigkeit des Schwanzabwurfs beibehalten werden müsste, wenn Raubtiere in der unmittelbaren Umgebung lauern. Unter der Leitung von Ökologen der US-amerikanischen University of Michigan wandte das Forscherteam eine Kombination aus Labortests und Feldmessungen auf dem griechischen Festland und auf zahlreichen griechischen Inseln im Ägäischen Meer an, wo Raubtiere in verschiedenen Zusammensetzungen heimisch sind. Im Rahmen der Studie wurden mehr als 200 insektenfressende Eidechsen aus 15 verschiedenen Gattungen untersucht, wobei zwischen Eidechsen unterschieden wurde, die ihren Schwanz abwarfen bzw. die ihren ursprünglichen Schwanz behielten (ein regenerierter Schwanz ist in der Regel deformiert). Die Ökologen konzentrierten sich auf Zusammenhänge zwischen den Autotomieraten und dem Vorkommen bzw. Fehlen verschiedener Arten von Echsenräubern an den 10 Untersuchungsstätten der Studie. Über die Autotomierate wird die Leichtigkeit gemessen, mit der die Eidechsen ihren Schwanz abwerfen. Laut Aussage der Forscher wird der Schwanzabwurf mit zunehmender Rate einfacher. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass trotz belegter Theorie der Druckausübung durch Raubtiere, diese nicht alle gleich geschaffen sind. "Die einzig zählenden Raubtiere hierbei sind Ottern", erklärte Mitverfasser Professor Johannes Foufopoulos von der School of Natural Resources and Environment und vom Department of Ecology and Evolutionary Biology der University of Michigan. "In der Ägäis gelten Ottern als typische Vertreter der echsenfressenden Raubtiere", fügte er hinzu. "Rückblickend ergibt es also einen Sinn, dass sich der vorrangige Verteidigungsmechanismus der Eidechsen gegen ihren wichtigsten Feind richtet, nämlich die Otter. Bisher hat nur noch niemand diesen Schluss gezogen." Laut Professor Foufopoulos spielen hierbei die Merkmale eines Otterangriffs eine grundlegende Rolle. Ein Schwanzabwurf erweist sich bei nicht-giftigen Angriffen nur dann als nützlich, wenn der Schwanz vom Räuber fest gepackt wird, so der Forscher. Die Fähigkeit, den Schwanz schnellstmöglich abzuwerfen, ist besonders wichtig, wenn die Otter ihre Zähne zeigt und angreift. Er fügte hinzu, dass selbst durch einen nur flüchtigen Kontakt mit dem Schwanz der Eidechse eine tödliche Giftdosis injiziert werden kann. "Sie verlieren zwar Ihren Schwanz, kommen jedoch mit dem Leben davon", betont Professor Foufopoulos. "Und Sie können sich jederzeit einen neuen Schwanz wachsen lassen." An der Studie beteiligten sich zudem die Universität Athen und das Naturgeschichtliche Museum Kreta in Griechenland sowie die Yale University in den USA.

Länder

Griechenland, Vereinigte Staaten