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Antiretrovirale HIV-Behandlung lieber früher als später

Mit HIV-1 infizierte Patienten sollten die antiretrovirale Kombinationstherapie (cART) lieber frühzeitig erhalten, zeigen neue Forschungsergebnisse. Der Schwellenwert der T-Helferzellen (der weißen Blutkörperchen), der derzeit zur Ermittlung des Zeitpunkts verwendet wird, zu d...

Mit HIV-1 infizierte Patienten sollten die antiretrovirale Kombinationstherapie (cART) lieber frühzeitig erhalten, zeigen neue Forschungsergebnisse. Der Schwellenwert der T-Helferzellen (der weißen Blutkörperchen), der derzeit zur Ermittlung des Zeitpunkts verwendet wird, zu dem die antiretrovirale Therapie beginnen sollte, ist zu gering festgesetzt, so die Aussage der online in The Lancet veröffentlichten Studie. Es sollten nicht weniger als 350 T-Zellen, die das Glykoprotein CD4 enthalten, pro Mikroliter (?l) Blut sein. Diese Erkenntnis soll Ärzten und Patienten bei der Festlegung eines optimalen Zeitpunkts des Behandlungsbeginns behilflich sein. Den Forschern standen für die Studie Daten von 45.691 Patienten aus Europa und Nordamerika zur Verfügung. Nach Angaben der Forscher wurden 21.247 Patienten einschließlich der Zeitdauer vor der cART-Therapie (einschließlich Patienten des EU-finanzierten CASCADE-Projekts - "Concerted action on seroconversion to AIDS and death in Europe") beobachtet, während 24.444 Patienten ab Behandlungsbeginn verfolgt wurden. Der Aufschub der Kombinationstherapie bis zu einer CD4-Zellzahl von 251-350 Zellen pro Mikroliter war mit einem höheren Risiko auf AIDS und Tod verbunden: Verglichen mit Patienten, die die Therapie in einem Bereich von 351-450 Zellen pro Mikroliter erhielten, entwickelte eine zusätzliche Anzahl von 28% der Patienten AIDS und starb, wenn die Behandlung später einsetzte. Die Forscher merken an: Je geringer die Anzahl der CD4-Zellen, desto größer fiel der ungünstige Effekt der später begonnenen Behandlung aus. Die höheren Sterblichkeitsraten (13%) waren außerdem mit der verzögerten Einleitung der Kombinationstherapie assoziiert. Die Autoren der Studie unterzogen Daten aus 18 prospektiven Studien aus Europa und Nordamerika einer Bewertung, und in 15 dieser Studien gab es geeignete Patienten, die nicht mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wurden. Die infrage kommenden Patienten hatten die Kombinationstherapie am 1. Januar 1998 oder danach begonnen. Die Daten der während der Zeitdauer vor der cART in sieben Gruppen beobachteten Patienten wurden nach Angaben der Forscher zur Einschätzung des Zusammenhangs verwendet, der zwischen dem Behandlungsbeginn und mit AIDS verbundenen Ereignissen und dem Tod besteht. "Wenn Patienten und ihre Ärzte den Beginn der antiretroviralen Behandlung in Betracht ziehen, müssen sie deren positive Auswirkungen auf das Fortschreiten von AIDS und das Näherrücken des Todes zusätzlich mit vielen anderen Fragen abwägen", schreiben die Forscher in der Studie. "Die Ausrottung des HI-Virus im Körper des Menschen ist derzeit nicht möglich; deshalb muss man davon ausgehen, dass die Behandlung lebenslang erfolgen muss. Antiretrovirale Medikamente können unbequem sein, sie haben Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen", fügen sie hinzu. "Die antiretrovirale Kombinationstherapie ist mit schweren toxischen Effekten wie Hepatitis, Nierenversagen und mitochondrialer Toxizität sowie auch einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden." Sie betonen allerdings, dass die Auswahl einer geeigneten Arzneimitteldosierung bei der Vermeidung dieser toxischen Wirkungen behilflich ist. Die Anzahl der CD4-Zellen war bei dem Versuch, die Betreuung HIV-1-infizierter Patienten zu optimieren, schon immer eine recht mysteriöse Sache. "Unsere Erkenntnisse sollen Ärzten und Patienten eine Hilfe bei der Entscheidung sein, wann eine antiretrovirale Behandlung begonnen werden sollte", schreiben die Autoren. "Die Entwicklung der Leitlinien zur Therapie kann man gut mit dem Schwingen eines Pendels vergleichen: von einer anfänglichen Begeisterung für eine frühzeitige Behandlung über die Vorsicht aufgrund der Besorgnis über die toxischen Wirkungen, das Resistenzrisiko und den Verlust der Behandlungsoptionen bis hin zu neueren Aufforderungen zu früh einsetzender Behandlung." Den Forschern zufolge kommt eine HIV-Diagnose bei Patienten nicht zustande, bevor nicht ihre CD4-Zellzahl auf unter 350 oder sogar 200 Zellen je Mikroliter Blut absinkt. Das regelmäßige Testen von Risikopersonen sei sehr wichtig, so die Forscher, hinzufügend, dass ja gelte: je eher eine Diagnose erfolge, desto schneller könne auch eine Behandlung einsetzen. An dieser Studie nahmen Forscher aus Kanada, Frankreich, Deutschland, Südafrika, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und den USA teil.

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