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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Amphibien und Reptilien in Europa vom Aussterben bedroht

Einer neuen europäischen Studie der Weltnaturschutzunion IUCN zufolge sind 23% der Amphibien und 21% der Reptilien in Europa vom Aussterben bedroht. Die Studie wurde im Rahmen der ersten europäischen Roten Liste der IUCN für Amphibien und Reptilien durchgeführt. Die Roten Li...

Einer neuen europäischen Studie der Weltnaturschutzunion IUCN zufolge sind 23% der Amphibien und 21% der Reptilien in Europa vom Aussterben bedroht. Die Studie wurde im Rahmen der ersten europäischen Roten Liste der IUCN für Amphibien und Reptilien durchgeführt. Die Roten Listen in Europa überwachen den Schutz von 6.000 europäischen Arten, darunter Säugetiere, Schmetterlinge und Gefäßpflanzen. Sie kennzeichnen vom Aussterben bedrohte Arten in Europa und sollen den Artenschutz durch gezielte Maßnahmen fördern. Bedrohte Arten werden in drei Gruppen eingestuft: "stark bedroht" (äußerst hohes Risiko des Aussterbens in der freien Wildbahn), "bedroht" (sehr hohes Risiko des Aussterbens) und "gefährdet" (hohes Risiko). Die jüngsten Daten belegen, dass die europäischen Amphibien- und Reptilienbestände im Schwinden begriffen sind. Dieser Rückgang (bei Amphibien 59% und bei Reptilien 42%) ist ein Zeichen dafür, dass das Aussterberisiko bei diesen Arten viel höher ist als bei Säugetieren und Vögeln. Nun stellt sich dringend die Frage nach den Ursachen. Europäische Experten machen die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen, den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und die Anwesenheit zugewanderter Arten für die Gefährdung der Amphibien und Reptilien verantwortlich. "Besonders in Südeuropa leben viele Amphibienarten, deren Süßwasserhabitate nun durch den Klimawandel und andere Bedrohungen stark unter Druck geraten", erklärte Mitautorin Dr. Helen Tempel. "Ihre natürlichen Lebensräume werden europaweit durch Bevölkerungswachstum, intensive Landwirtschaft, landschaftliche Zersiedelung und Umweltverschmutzung immer weiter eingeengt. Und dies bringt für Amphibien und Reptilien große Nachteile mit sich." Experten zufolge sind 85 Amphibienarten und 151 Reptilienarten ausschließlich in Europa beheimatet und nirgendwo sonst auf der Welt. Ein Überblick zeigt, dass zwei Amphibienarten - der griechische Karpathos-Wasserfrosch (Pelophylax cerigensis) und der spanische Montseny-Gebirgsmolch (Calotriton arnoldi) - als "äußerst bedroht" eingestuft sind. Weitere 5 Arten gelten als "bedroht", darunter die italienische Appenin-Gelbbauchunke (Bombina pachypus). 10 weitere Arten sind "gefährdet", beispielsweise die Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) (siehe Abbildung). Bei den Reptilien sind insgesamt 6 Arten "äußerst bedroht", wie die Äolische Mauereidechse (Podarcis raffonei) in Italien, 11 werden als "bedroht" (z.B. die Zypern-Schlanknatter - Hierophis cypriensis) und 10 als "gefährdet" (z.B. die Stülpnasenotter - Vipera latastei - im Südwesten Europas) eingestuft. Die Europäische Union hat sich bis 2010 zum Ziel gesetzt, den Schwund der Artenvielfalt zu stoppen. Hierzu wurde ein Aktionsplan zum Schutz der Artenvielfalt entworfen, der vorrangige Maßnahmen sowie die entsprechenden Zuständigkeitsbereiche von Mitgliedstaaten und Behörden enthält. Der Aktionsplan umreißt auch Zeiträume und Kriterien, anhand derer der Erfolg dieser Maßnahmen bewertet werden soll. Im April wurde auf der Konferenz zur Artenvielfalt in Athen, Griechenland, mit der "Botschaft aus Athen" die zukünftige europäische Politik zur Artenvielfalt im Rahmen eines Achtpunkteplans für den Naturschutz dargelegt. Die Botschaft betont, wie wichtig die Verbesserung der Kommunikation zum Artenschwund und deren Folgen, die Bereitstellung von Geldern und die Stärkung des Bewusstseins der Öffentlichkeit für diese Problematik ist. "Besonders am Internationalen Tag der Artenvielfalt [22. Mai] ist dies eine ernüchternde Bilanz", kommentierte EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. "Trotz strenger Rechtsvorschriften zum Schutz der Lebensräume und der meisten darin lebenden Arten ist inzwischen fast ein Viertel der europäischen Amphibien bedroht. Dies spiegelt den enormen Druck wieder, den der Mensch auf Europas Fauna und Flora ausübt. Es zwingt uns auch, unsere Beziehung zur Natur zu überdenken. Ich rufe daher alle Bürger, Politiker und die Industrie auf, sich eingehend mit der "Botschaft aus Athen" zu beschäftigen [einzusehen im Blog auf der Webseite von Kommissar Dimas] und die Belange des Artenschutzes in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen", fügte er hinzu. "Diese Trends müssen aufgehalten werden." Der griechische EU-Abgeordnete wies darauf hin, wie wichtig die kostbare und störungsanfällige Artenvielfalt für das ökonomische und soziale Wohlergehen aller Europäer ist. Dies werde nicht überall gleichermaßen wahrgenommen und wertgeschätzt, wie er betonte.

Länder

Belgien, Griechenland

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